- Gut die Hälfte der Großunternehmen erwartet eine Rückkehr zu den Vor-Krisen-Umsätzen noch in diesem Jahr
- Unternehmenslenker schätzen ihre eigene digitale Transformation während der Corona-Pandemie besser ein als die des Mitbewerbs
- Deutschland ist erstmals Top-Investitionsstandort vor den USA und dem Vereinigten Königreich
- Übernahmeappetit der Konzerne geht pandemiebedingt leicht zurück, ist aber bereits wieder auf dem Niveau von 2018
Wien, 18. Februar 2021. Großunternehmen rund um den Globus erwarten mehrheitlich, dass sie sich schnell wieder von der Corona-Krise erholen: Fast die Hälfte (46 %) rechnet noch im laufenden Jahr damit, dass die Umsätze das Niveau vor Ausbruch der Pandemie erreichen. Immerhin ein Drittel (33 %) geht davon aus, dass die Erholung spätestens 2022 eintritt.
Die Profitabilität wird nach Ansicht der Unternehmen etwas langsamer zurückkehren: Für das laufende Jahr erwarten 23 Prozent eine Rückkehr zum Zustand vor Ausbruch der Pandemie. 44 Prozent gehen davon aus, dass dieses Niveau spätestens 2022 erreicht wird. Jedes 20. Unternehmen rechnet nicht vor 2024 mit einer Profitabilität auf Vorkrisenniveau.
Das sind Ergebnisse des aktuellen „Capital Confidence Barometer“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Basis der Studie ist eine Umfrage unter mehr als 2.400 Managern in Großunternehmen weltweit.
Von der schnellen Erholung erwarten sich viele Investoren offenbar Vorteile am Standort Deutschland – erstmals ist Deutschland das Top-Investitionsziel der befragten internationalen Großunternehmen. Auf den Rängen zwei und drei folgen die USA und das Vereinigte Königreich.
Der Übernahmeappetit der Unternehmen sinkt coronabedingt leicht auf 49 Prozent – nach jeweils 56 Prozent in den beiden Vorjahren. Allerdings liegt die Zahl der investitionswilligen Konzerne bereits wieder auf dem Niveau von 2018.
Eva-Maria Berchtold, Partner und Leiter der Strategie- und Transaktionsberatung (Strategy & Transactions) bei EY Österreich: „Die wirtschaftlichen Rückschläge bedingt durch die Corona-Pandemie sind aus Sicht von Großkonzernen weltweit nur ein kurzes Intermezzo. Jedes zweite Unternehmen rechnet damit, bereits in diesem Jahr wieder auf das Vorkrisen-Umsatzniveau zurückzukehren. Viele öffnen bereits wieder ihre Kasse, um gezielte Übernahmen insbesondere zur Stärkung ihrer Lieferkette und zum Erwerb neuer Technologien und Talente zu tätigen. Angesichts teilweise sinkender Bewertungen von Übernahmekandidaten, vor allem in den von der Pandemie stark getroffenen Sektoren, dürfte es daher zu einem deutlichen Anstieg der M&A-Aktivitäten in den nächsten Monaten kommen.“ Berchtold betont allerdings: „Alle Investitionsplanungen stehen derzeit unter Vorbehalt. Niemand weiß, ob die aktuellen Impfkampagnen so erfolgreich verlaufen, wie wir uns das wünschen und ob die Infektions- und Opferzahlen tatsächlich im Frühjahr sinken. Und nur dann ist eine Rückkehr zu einer Art Normalität möglich.“
Stärkerer Fokus auf Digitalisierung und Kundenbindung Die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie haben den Fokus vieler Investitionsentscheidungen deutlich verlagert: 63 Prozent der Unternehmen investieren verstärkt in die digitale Transformation, 57 Prozent in die Kundenbindung. Auch auf der Personaleinsatzplanung (52 %) und einer flexiblen Kostenbasis (50 %) liegt ein starker, durch COVID-19 getriebener Fokus.
„Die großen Digitalkonzerne haben schon lange vorgemacht, dass es sich auszahlt, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen und konsequent auf die Digitalisierung zu setzen. Mittlerweile dürfte bei allen angekommen sein, dass die digitale Transformation noch viel zügiger umgesetzt werden muss. Ohne ein funktionierendes digitales Geschäftsmodell wird es zukünftig nicht mehr gehen“, so Berchtold. „Der Digitalisierungsschub, den die Pandemie gebracht hat, wird ein beherrschender Trend in den kommenden Jahren sein.“
Wachstumsmotor EuropaWachstumsmotor wird in den nächsten drei Jahren aus Sicht der Konzerne Europa sein: Weltweit erwarten 39 Prozent das größte Wachstum und die meisten Chancen für ihr Unternehmen in Europa. 30 Prozent sehen im Raum Asien-Pazifik das größte Wachstum – nur elf Prozent in Nordamerika.
„Die hohen Erwartungen an Europa mögen überraschen, wenn man bedenkt, wie hart viele Länder von der Pandemie getroffen wurden“, so Berchtold. „Aber die Aufholeffekte werden das aus Sicht vieler Unternehmenslenker offenbar ausgleichen, sobald sich die Volkswirtschaften wieder öffnen.“ Nach Ansicht Berchtolds wird ein Umdenken bei Deals zu sehen sein: „Wir beobachten, dass die meisten Deals international in der Nähe des heimischen Marktes oder direkt im eigenen Markt getätigt werden. Und auch Wertschöpfungsketten werden zunehmend unter dem Aspekt regionaler Nähe optimiert – was eine weitere Lehre aus der Pandemie ist. Die Europäische Union mit ihren eng miteinander verwobenen Volkswirtschaften wird davon profitieren.“
Fortdauer der Pandemie aus Sicht von einem Drittel das größte RisikoVoraussetzung sei aber, dass die Länder die Pandemie schnell durch Impfkampagnen in den Griff bekommen und die Einschränkungen für Leben und Wirtschaft zurückgenommen werden können. Das spiegelt sich auch in den Sorgen der internationalen Konzerne wider: 29 Prozent sehen das größte Risiko für ihre Geschäftsentwicklung darin, dass die Pandemie andauert. Darüber hinaus machen den Unternehmen die makroökonomische Entwicklung (19 %) sowie Auswirkungen des Klimawandels (14 %) Sorgen.
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2019/2020 einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 300.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.