- Weltweites Emissionsvolumen im zweiten Quartal 19 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum
- Zahl der Börsengänge sinkt um 26 Prozent
- Technologie-IPOs treiben US-Markt an
- Strengere Aufsicht bremst die Aktivitäten in China
- Österreich: Dritter Markt könnte für Aufschwung sorgen
- Siemens Healthineers bislang größter Börsengang weltweit
Wien, 27. Juni 2018. Eine gestiegene Volatilität, wachsende politische Risiken und die neue US-Handelspolitik haben im zweiten Quartal Spuren auf dem weltweiten Markt für Börsengänge hinterlassen: Das Emissionsvolumen sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent auf 45 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der Börsengänge ging sogar um 26 Prozent auf 325 zurück.
Gegen den Trend entwickelte sich aber der US-Markt weiter gut: Zwar sank die Zahl der Neuzugänge an den US-Börsen von 59 auf 54, das Emissionsvolumen kletterte aber um 6,1 Prozent auf knapp 13 Milliarden US-Dollar.
In China sind die IPO-Aktivitäten hingegen rückläufig – gestiegene regulatorische Anforderungen und ein langsamerer Freigabe-Prozess führten zu weniger Neuemissionen an den chinesischen Festlandsbörsen. Die Zahl der IPOs hat sich dort im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 144 auf 64 mehr als halbiert, das Emissionsvolumen sank um 15 Prozent auf 11,4 Milliarden US-Dollar.
Der europäische Markt entwickelte sich nach einem starken Jahresauftakt im zweiten Quartal eher schwach: Die Zahl der Neuemissionen sank um 21 Prozent auf 73, das Emissionsvolumen ging sogar um 48 Prozent auf knapp zehn Milliarden US-Dollar zurück.
Insgesamt entwickelten sich die meisten Börsenneulinge weltweit im zweiten Quartal jedoch gut und brachten den Investoren Kursgewinne. Das stärkste Plus – gerechnet vom Tag der Erstnotiz bis Ende Juni – verzeichneten die Unternehmen in China (ohne Hong Kong), die im Durchschnitt um 91 Prozent zulegten. Die neu an US-Börsen notierten Unternehmen gewannen immerhin 37 Prozent an Wert, während die Börsenneulinge in Europa (einschließlich Mittlerer Osten, Indien und Afrika) nur ein durchschnittliches Plus von 16 Prozent erzielten.
Das sind Ergebnisse des aktuellen weltweiten IPO-Barometers der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.
Bedingt durch die wachsenden Unsicherheiten durch geopolitische Risiken und aufgrund der neuen US-Handelspolitik verzeichneten die meisten größeren europäischen Märkte im ersten Halbjahr Rückgänge. In Großbritannien sank die Zahl der IPOs von 34 auf 22, in Schweden von 37 auf 21 und in Italien von 9 auf 5. Gegen den Trend verdoppelte sich in Deutschland die Zahl der IPOs von 7 auf 14 – in Frankreich stieg die Zahl der Transaktionen von 8 auf 9.
„Derzeit leidet vor allem Europa unter den handelspolitischen Spannungen – die überdurchschnittlich exportorientierten europäischen Firmen wären besonders stark von einer weiteren Zuspitzung der Spannungen und neuen Handelshemmnissen betroffen“, beobachtet Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich. „Investoren schauen derzeit vor allem in die USA, wo Technologieunternehmen wieder hoch gehandelt werden, und nach China. Dort sind allerdings regulatorische Hemmnisse für den Rückgang der Aktivitäten verantwortlich – das Investoreninteresse bleibt jedoch groß.“
Schwartz rechnet für das zweite Halbjahr mit einem insgesamt positiven Momentum auf den weltweiten IPO-Märkten – angetrieben von der guten Kursentwicklung der bisherigen Börsenneulinge und weiteren Technologie-IPOs in den Vereinigten Staaten. Die Situation in Europa sei hingegen unsicher und risikobehaftet, so Schwartz: „Obwohl sich die Konjunkturaussichten zuletzt eingetrübt haben, bleiben die Perspektiven auch in Europa insgesamt relativ gut. Die Zinsen sind weiterhin sehr niedrig und das Bewertungsniveau an den Börsen ist trotz des jüngsten Kursrückgangs hoch. Daher spricht einiges dafür, dass das IPO-Fenster in diesem Jahr immer wieder geöffnet sein wird. Für ganz große Transaktionen ist die Luft allerdings dünner geworden.“
Österreich: Dritter Markt könnte für Aufschwung sorgen In Österreich gab es im ersten Halbjahr 2018 keinen Börsengang – damit bleibt der IPO der BAWAG im Oktober 2017 der letzte Schritt auf das heimische Börsenparkett. Allerdings könnte die Ankündigung der regulatorischen Öffnung – voraussichtlich im Herbst 2018 – durch die Wiedereinführung des „Dritten Marktes“ für einen Aufschwung an der Wiener Börse sorgen, so Schwartz: „Der Dritte Markt wäre ein starker und notwendiger Impuls für den heimischen Börsenplatz. Gerade mittelständische Unternehmen würden durch die zwei geplanten neuen Marktsegmente einen leichteren Zugang zum Kapitalmarkt und damit bessere Finanzierungsmöglichkeiten bekommen.“
Im Gegensatz zum Prime bzw. Standard Market wären die Informationspflichten und regulatorischen Vorgaben in den geplanten zwei neuen Segmenten „direct market“ und „direct market plus“ wesentlich geringer – das Risiko für Anleger im Gegenzug dazu aber auch höher.
Siemens Healthineers größter Börsengang weltweit Die weltweit größten Börsengänge im ersten Halbjahr waren die Erstnotizen von Siemens Healthineers (5,3 Milliarden US-Dollar), gefolgt vom IPO der chinesischen Industrietochter des Apple Zulieferers Foxconn (4,2 Milliarden US-Dollar) und der Erstnotiz von Axa Equitable, der US-Tochter des französischen Versicherungskonzerns Axa (3,2 Milliarden US-Dollar).
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2016/2017 einen Umsatz von 131 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 250.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.