- Pkw-Absatz in der EU steigt im ersten Halbjahr auf Rekordhoch – überdurchschnittliches Wachstum von sieben Prozent in Österreich
- Zusätzliche Verkaufstage geben im Juni Schub
- Verkäufe von Diesel-Pkw sinken in den Top-5-Märkten im ersten Halbjahr um 17 Prozent, in Österreich um 16 Prozent
- Absatzplus bei Elektro- und Hybridfahrzeugen lässt nach
- Schwächere Marktentwicklung für die zweite Jahreshälfte erwartet
Wien, 17. Juli 2018. Der Absatz von Neuwagen in der EU stieg im Juni dank zusätzlicher Verkaufstage um fünf Prozent. Im ersten Halbjahr kletterte der Neuwagenabsatz in der EU damit insgesamt um knapp 3 Prozent auf einen historischen Höchststand – nie zuvor wurden in der EU so viele Pkw neu zugelassen.
Von den größeren Märkten waren vor allem Schweden (plus 73 Prozent aufgrund bevorstehender Steueränderungen), die Niederlande (16 Prozent), Polen (10 Prozent) und Frankreich (9 Prozent) im Juni wachstumstreibend. Der Absatz in Österreich wuchs mit 7 Prozent überdurchschnittlich stark. Der deutsche Markt entwickelte sich mit einem Plus von 4 Prozent leicht unterdurchschnittlich. Rückläufig waren die Neuzulassungen im Juni hingegen erneut in Großbritannien und Irland mit minus 4 bzw. minus 11 Prozent sowie in Italien, wo der Absatz um 7 Prozent sank.
„Der EU-Markt bleibt insgesamt im Wachstumsmodus, allerdings scheint die Autokonjunktur einen Gang zurückzuschalten“, beobachtet Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich. „In einigen großen Absatzmärkten wie Italien und Großbritannien hat sich der Abwärtstrend verfestigt. In Deutschland dürften sich die Neuzulassungen im zweiten Halbjahr ebenfalls rückläufig entwickeln, da die Dieselprämien auslaufen, die in den vergangenen Monaten die private Nachfrage angekurbelt hatten.“
Hinzu komme die Umstellung auf den neuen Prüfzyklus WLTP und die dafür nötige Nachrüstung aktueller Modelle mit Partikelfiltern. Ab September gelten die neuen Regeln für jeden neu zugelassenen Pkw, was offenbar Hersteller, Behörden und Prüfinstitutionen an ihre Grenzen bringt. „Etliche Modelle sind derzeit bereits gar nicht oder nur eingeschränkt bestellbar, zudem scheinen sich Markteinführungen neuer Modelle zu verzögern. Dieses eingeschränkte Neuwagenangebot droht den Neuwagenabsatz im zweiten Halbjahr deutlich zu bremsen“, so Schwartz.
Absatz von Diesel-Pkw weiter stark unter Druck – am stärksten in GroßbritannienIm Juni ging der Absatz von Diesel-Neuwagen erneut kräftig zurück: In den fünf größten Absatzmärkten – Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien – sanken die Diesel-Neuzulassungen um 18 Prozent, im gesamten ersten Halbjahr insgesamt um 17 Prozent. In Österreich schrumpfte der Absatz von Diesel-Neuwagen im Juni um 9 Prozent, im ersten Halbjahr um 16 Prozent.
Am stärksten abwärts ging es in der ersten Jahreshälfte in Großbritannien (um 30 Prozent) Deutschland (20 Prozent) und Spanien (um 19 Prozent), den geringsten Rückgang unter den Top 5 Märkten verzeichnete Italien: Dort sanken die Diesel-Neuzulassungen um sechs Prozent.
Der Anteil von Dieselfahrzeugen am Gesamtabsatz sank im ersten Halbjahr in den Top 5 Märkten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 47 auf 38 Prozent – ein Rückgang um neun Prozentpunkte. Der Marktanteilsverlust fiel in Spanien mit minus 13 Prozent besonders massiv aus. In Österreich sank der Marktanteil um 10 Prozentpunkte auf 41 Prozent.
„Die Dieselkrise ist längst nicht überwunden, vertrauensbildende Maßnahmen der Industrie und Politik haben zwar begonnen, werden aber erst mit einer gewissen Verzögerung ihre Wirkung entfalten. Zudem führen neue Meldungen über vermeintliche oder tatsächliche Manipulationen dazu, dass sich die Situation nicht beruhigt“, beobachtet Schwartz.
„Neue Dieselmotoren der Euro 6d-Norm sind sauber, hoch effizient und ein wichtiger Pfeiler einer Strategie zur Senkung der CO2-Emissionen. Dennoch werden wohl viele Kunden bis auf weiteres lieber zu Benzin-Modellen greifen“, erwartet Schwartz. Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der verkauften Benzin-Neuwagen in den Top 5 Märkten um 16 Prozent, in Spanien sogar um 38 Prozent, in Deutschland immerhin um 16 Prozent.
Der anhaltende Abwärtstrend beim Dieselabsatz und die gleichzeitig stark steigenden Absatzzahlen beim Benzinmotor führen dazu, dass hohe Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung von CO2-Grenzwerten immer wahrscheinlicher werden – zumal der Marktanteil alternativer Antriebe nur leicht steigt.
Alternative Antriebe bleiben vorerst in der NischeDie Verkäufe von Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen stiegen in der ersten Jahreshälfte in den Top 5 Märkten um ein Drittel, in Deutschland sogar um 64 Prozent, in Österreich um 20 Prozent. Der gemeinsame Marktanteil kletterte von 3,8 auf 5,0 Prozent.
Seit Jahresbeginn wurden in den Top-5-Märkten gut 47.000 Elektroautos und gut 260.000 Pkw mit Hybrid-Antrieb neu zugelassen – beide Antriebsformen legten um genau ein Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Damit schwächte sich das Wachstum allerdings ab: Im ersten Halbjahr 2017 sind die Verkäufe von Elektro- und Hybridfahrzeugen in den Top 5 Märkten noch um 50 Prozent gestiegen, in Österreich sogar um 70 Prozent.
„Vorerst bleiben gerade Elektroautos Nischenprodukte“, sagt Schwartz. „Die Ladeinfrastruktur ist noch unzureichend und die derzeit am Markt erhältlichen Modelle bieten zumeist noch keine überzeugende Reichweite, sodass ein Elektroauto für die meisten Durchschnittskunden noch keine echte Option ist. Nach seiner Einschätzung wird sich die Situation erst mittelfristig grundsätzlich ändern: „In den kommenden zwei bis drei Jahren wird eine Vielzahl attraktiver Modelle mit größerer Reichweite auf den Markt kommen und auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt voran. Angefangen beim Luxussegment wird sich der Elektroantrieb dann sukzessive als ernstzunehmende Alternative etablieren.“
Deutschland war im ersten Halbjahr mit gut 17.000 verkauften Einheiten und einem Wachstum von 69 Prozent der größte und am schnellsten wachsende Markt für Elektroautos. In Österreich wurden im ersten Halbjahr gut 3.000 Elektroautos neu zugelassen.
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2016/2017 einen Umsatz von 131 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 250.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.