- Zahl der Börsengänge sinkt 2018 weltweit um ein Fünftel – Rekordzahl an „Unicorn“-IPOs
- Megatransaktionen treiben Emissionsvolumen um sechs Prozent auf knapp 205 Milliarden US-Dollar
- Rückgang in China und Europa, Aufschwung am US-amerikanischen Markt
- Kein Börsengang in Österreich 2018
- Volatilität sorgte für deutliche Rückgänge im vierten Quartal
- Erstnotiz der Mobilfunktochter des japanischen Technologiekonzerns Softbank wird weltweit größter Börsengang 2018
Wien, 12. Dezember 2018. Im Jahr 2018 haben weltweit deutlich weniger Unternehmen den Schritt aufs Börsenparkett gewagt als im Vorjahr: Die Zahl der Börsengänge (Initial Public Offering = IPO) sank um 21 Prozent auf 1.359. Während der chinesische IPO-Markt (einschließlich Hongkong) sogar einen Rückgang um 49 Prozent auf 307 Transaktionen verzeichnete und die IPO-Aktivitäten in Europa um 16 Prozent auf 228 zurückgingen, legte der US-amerikanische Markt gegen den weltweiten Trend zu – um 14 Prozent auf 205.
Das Gesamtvolumen aller weltweiten Börsengänge stieg hingegen – vor allem dank Megatransaktionen wie dem 21-Milliarden-Dollar-IPO der Softbank-Mobilfunktochter. Hinzu kam die Rekordanzahl von 40 Börsengängen stark wachsender Technologieunternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarden US-Dollar, sogenannter Unicorns. Gegenüber 2017 stieg das Emissionsvolumen weltweit um 6 Prozent auf knapp 205 Milliarden US-Dollar.
In China und Hongkong wurde, trotz der stark zurückgegangenen Zahl von Börsengängen, ein Wachstum des Emissionsvolumens von 13 Prozent auf insgesamt 57 Milliarden US-Dollar verzeichnet. In den USA stiegen die Emissionserlöse sogar um 31 Prozent auf 53 Milliarden US-Dollar. Auf dem europäischen Markt hingegen nahmen Börsenneulinge nur noch 39 Milliarden US-Dollar ein – 17 Prozent weniger als im Vorjahr.
Als besonders schwach erwies sich das vierte Quartal mit einem Rückgang der weltweiten Emissionserlöse um 10 Prozent auf 54 Milliarden US-Dollar, während die Zahl der Transaktionen sogar um 34 Prozent auf 326 schrumpfte. Auf allen Märkten sank die Zahl der Börsengänge im letzten Quartal des Jahres: An den chinesischen Börsen um 56 Prozent, in den USA um 37 Prozent und in Europa um 35 Prozent.
Das sind Ergebnisse des aktuellen weltweiten IPO-Barometers der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.
Der deutsche IPO-Markt entwickelte sich entgegen dem europäischen Negativtrend positiv und erreichte 2018 trotz einiger abgesagter oder verschobener Börsengänge beim Emissionsvolumen sogar den höchsten Stand seit dem Jahr 2000. An deutschen Börsen wurden im Jahr 2018 insgesamt 18 Börsengänge verzeichnet, im Vorjahr waren es 14. Zusätzlich zog es 2018 mit dem Kochboxen-Startup Marley Spoon ein deutsches Unternehmen an die australische Börse. Das Emissionsvolumen hat sich im Vergleich zu 2017 von 3,1 auf 13,5 Milliarden US-Dollar mehr als verdreifacht.
In den übrigen europäischen Ländern entwickelte sich der IPO-Markt im Jahr 2018 deutlich weniger positiv. Besonders Großbritannien verzeichnete starke Rückgänge: Die Zahl der Börsengänge brach von 78 auf 51 ein, das Emissionsvolumen schrumpfte von 14,8 auf 8,5 Milliarden US-Dollar. „Die schwierigen Brexit-Verhandlungen und die unklare politische Situation in Großbritannien führten 2018 zu Zurückhaltung an der Londoner, aber auch an anderen europäischen Börsen“, beobachtet Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich.
In Österreich ging das Jahr 2018 aufgrund der vorübergehenden Absage des IPOs des Biotech-Unternehmens Marinomed ohne Börsengang zu Ende. Damit bleibt der Börsengang der BAWAG im vierten Quartal 2017 das letzte Listing am Wiener Börsenparkett.
Anders als viele andere wichtige IPO-Märkte erwies sich der US-amerikanische IPO-Markt als sehr robust: Die gute Konjunkturentwicklung in den USA, steigende Konzerngewinne und vielversprechende IPO-Kandidaten, gerade aus dem Gesundheits- und dem Technologiesektor, führten zu sehr regen Aktivitäten.
IPO-Markt China schwächeltVon den großen IPO-Märkten verzeichneten die chinesischen Festlandbörsen die stärksten Einbußen: Sinkende Aktienkurse, die Zuspitzung im US-chinesischen Handelskonflikt sowie behördliche Restriktionen bei der Zulassung neuer IPO-Kandidaten führten dazu, dass an den Börsen in Shanghai und Shenzen nur noch 105 IPOs gezählt wurden, die zusammen 21,2 Milliarden US-Dollar einbrachten. Das entspricht einem Rückgang von 76 Prozent bei der Transaktionszahl und 38 Prozent beim Emissionsvolumen.
In Hongkong hingegen hielt der Aufwärtstrend an: Die Zahl der IPOs stieg hier um 24 Prozent auf 197, das Emissionsvolumen kletterte sogar um 123 Prozent auf 36 Milliarden US-Dollar. Für das kommende Jahr sei zunächst mit verhaltenen IPO-Aktivitäten an den chinesischen Börsen zu rechnen, erwartet Schwartz. Immerhin gebe es Anzeichen, dass die chinesischen Behörden 2019 für einen schnelleren und unkomplizierteren Zulassungsprozess sorgen werden. Damit könne die Zahl der IPOs insgesamt wieder steigen. „Die Pipeline an IPO-Kandidaten, die sich in China und in Hongkong bei den Regulierungsbehörden registriert haben, ist mit mehr als 270 beziehungsweise 227 Unternehmen jedenfalls sehr gut gefüllt“, so Schwartz.
Die größten IPOs in Hongkong – zwei deutsche Transaktionen unter den Top-5 weltweitDer weltweit größte Börsengang des Jahres 2018 ist die Erstnotiz der Mobilfunktochter des japanischen Technologiekonzerns Softbank, die für den 19. Dezember angesetzt ist und voraussichtlich insgesamt 21,1 Milliarden US-Dollar erlösen wird. Die zweit- und drittgrößten Börsengänge fanden in China bzw. Hongkong statt: Der Sendemastbetreiber China Tower sammelte 7,5 Milliarden US-Dollar ein, der chinesische Smartphone-Produzent Xiaomi erlöste bei seinem Börsendebut 5,4 Milliarden US-Dollar. Mit einem Volumen von 5,2 Milliarden US-Dollar war die Erstnotiz von Siemens Healthineers der viertgrößte Börsengang im laufenden Jahr, gefolgt von Knorr-Bremse, der 4,4 Milliarden US-Dollar einbrachte.
Im Börsen-Ranking liegt Hongkong mit einem Emissionsvolumen von 35,4 Milliarden US-Dollar auf dem ersten Platz, gefolgt von der New York Stock Exchange (29,7 Milliarden US-Dollar).
Weltweit ruhiger Start ins Jahr 2019 erwartet – US-Markt weiter starkIn der ersten Jahreshälfte werden die Faktoren, die schon im vierten Quartal den IPO Markt gebremst haben, voraussichtlich weiter den Markt belasten, erwartet Schwartz: „Investoren werden angesichts der andauernden politischen Risiken und stark schwankender Aktienmärkte weiterhin selektiv sein und in erster Linie auf gut vorbereitete Unternehmen mit überzeugenden Geschäftsmodellen setzen.“ Gerade China und Europa dürften zumindest in der ersten Jahreshälfte gebremste IPO Aktivitäten verzeichnen.
Insgesamt werden nach Schwartz‘ Einschätzung im Jahr 2019 weltweit weniger IPOs stattfinden als 2018 – voraussichtlich zwischen 1.150 und 1.300. Das Emissionsvolumen dürfte hingegen mindestens auf dem Vorjahresniveau liegen – vor allem dank des anhaltend starken US-Markts. “Der US-Markt boomt weiter und zunehmend drängen Unicorns an die US-Börsen. Sie sorgen für eine steigende Zahl von Megadeals, und dieser Trend wird sich 2019 voraussichtlich fortsetzen”, erwartet Schwartz.
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2017/2018 einen Umsatz von 141 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 270.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.