- Pkw-Absatz in der EU sinkt im Februar nur noch leicht – Rückgang in Österreich um 10,5 Prozent
- Konjunkturabschwung und politische Risiken bereiten Sorgen
- Diesel-Marktanteil sinkt weiter – nur nicht in Deutschland
- Absatz von Elektroautos steigt deutlich – in Österreich sogar um 38 Prozent
Wien, 15. März 2019. Der europäische Neuwagenmarkt kommt immer noch nicht in Schwung – die Neuzulassungen in der EU sanken im Februar um ein Prozent, in Österreich sogar um 10,5 Prozent. Nachdem im Jänner noch alle großen Märkte Absatzrückgänge verzeichnet haben, war die Entwicklung im Februar uneinheitlich: In den drei größten Märkten – Deutschland, Großbritannien und Frankreich – gab es leichte Zuwächse. In Italien und vor allem in Spanien war der Absatz hingegen rückläufig, und auch weitere größere Märkte wie Österreich, Schweden und die Niederlande verzeichneten zweistellige Absatzrückgänge.
Dass die europäische Autokonjunktur nicht an Fahrt gewinnt, ist laut Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, vor allem auf die lahmende Konjunktur zurückzuführen: „Zwar gibt es bei einigen Marken immer noch WLTP-bedingte Lieferschwierigkeiten, deren Bedeutung für den gesamten europäischen Absatzmarkt ist aber überschaubar. Deutlich schwerer wiegen die eingetrübten konjunkturellen Aussichten und eine zunehmende Verunsicherung sowohl der gewerblichen wie auch privaten Käufer.“
Für Probleme sorge zudem das Brexit-Chaos, so Schwartz: „Die Ungewissheit im Zusammenhang mit dem Brexit hält an – ein harter Brexit ist nach wie vor nicht ausgeschlossen und dürfte erhebliche wirtschaftliche Turbulenzen zur Folge haben.“ Auf den ersten Blick überraschend erscheint vor diesem Hintergrund das leichte Absatzplus auf dem britischen Absatzmarkt im Februar, das laut Schwartz aber auf vorgezogene Käufe zurückzuführen sein dürfte: „Einige Käufer haben vermutlich aus Sorge, dass es nach einem Brexit zu Lieferschwierigkeiten oder sogar Preiserhöhungen kommen könnte, ihren Neuwagen etwas früher bestellt. Zudem ist der Februar in Großbritannien traditionell ein sehr schwacher Monat mit niedrigen absoluten Absatzzahlen.“ Das Plus in Frankreich und Deutschland sei teilweise ebenfalls auf Sonderfaktoren zurückzuführen, so Schwartz. „Zum einen sehen wir leichte Aufholeffekte: Fahrzeuge, die wegen der WLTP-Umstellung einige Monate lang nicht lieferbar waren, kommen nun auf die Straße. Obendrein ist das Rabattniveau sehr hoch: Viele Hersteller gewähren attraktive Preisnachlässe beim Kauf eines Neuwagens und Inzahlungnahme oder Verschrottung eines alten Dieselfahrzeugs.“
Vor diesem Hintergrund rechnet Schwartz mit keiner echten Erholung des Marktes in den kommenden Monaten, sondern eher mit einer Seitwärtsbewegung: „Die Konjunkturkurve zeigt eher nach unten als nach oben. Außerdem nehmen die politischen und wirtschaftlichen Risiken zu.“
Diesel-Absatz weiter kräftig unter Druck – nur in Deutschland nicht
Auch im Februar setzte sich der Abwärtstrend beim Absatz von Diesel-Neuwagen fort: Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw in den fünf größten EU-Märkten (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) sanken insgesamt um 14 Prozent, nachdem sie im Jänner um 19 Prozent geschrumpft waren – der Rückgang hat also leicht an Kraft verloren. In Österreich sanken die Neuzulassungen von Diesel-Pkw um 19 Prozent – nach einem Rückgang um 17 Prozent im Jänner.
Der Diesel-Marktanteil schrumpfte in den Top-5-Märkten gegenüber Februar 2019 um sechs Prozent, wobei die Entwicklung von Land zu Land stark differierte: In Deutschland stieg der Marktanteil – zum zweiten Mal in Folge – um 0,6 Prozent, während er in Frankreich und Großbritannien um jeweils etwa sechs Prozent sank. In Italien und Spanien zeigt der Trend hingegen weiter steil nach unten: In beiden Ländern lagen die Marktanteilsverluste im zweistelligen Prozentbereich. In Österreich sank der Diesel-Marktanteil um vier Prozentpunkte auf 39 Prozent.
„Die positive Entwicklung in Deutschland ist eindeutig ein Sonderfall“, betont Schwartz. „Und sie dürfte zu einem erheblichen Teil auf Nachholeffekte und verkaufsfördernde Maßnahmen seitens der Hersteller zurückzuführen sein. In einigen Ländern verliert der Abwärtstrend immerhin an Geschwindigkeit und wir könnten im Lauf des Jahres eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau sehen. Ungebremst ist der Absturz hingegen in Spanien und Italien, wobei die Rückgänge bei den Verkäufen von Diesel-Pkw in Italien auch deutlich später eingesetzt haben als in den anderen Märkten.“
„Angesichts der europaweiten Rückgänge bei den Verkäufen von Dieselneuwagen und der sich daraus ergebenden Anstiege der CO2-Emissionen sehen sich die Hersteller vor der Herausforderung, das Modellangebot und den Absatz von Elektroautos massiv hochzufahren“, betont Schwartz.
Absatz von Elektrofahrzeugen steigt im Februar erneut deutlich
Im Februar gewann der Absatz von Elektroautos (einschließlich Plug-in-Hybriden) an Dynamik: In den Top-5-Märkten stiegen die Neuzulassungen um 35 Prozent, nachdem sie im Jänner um 29 Prozent gewachsen waren. Der Marktanteil kletterte trotz dieses deutlichen Wachstums aber nur von 1,4 auf 1,9 Prozent. Insgesamt wurden in den fünf Ländern knapp 15.000 Elektroautos neu zugelassen – bei insgesamt etwa 800.000 Pkw-Neuzulassungen.
In Österreich kletterten die Verkäufe von Elektroautos sogar um 38 Prozent, der Marktanteil stieg von 2,3 auf 3,6 Prozent. Er liegt damit höher als in den Top-5-Märkten. Zum Vergleich: In Italien fahren gerade einmal 0,3 Prozent der Neuwagen elektrisch, in Deutschland lag der Marktanteil bei 2,5 Prozent.
„Der für die Autoindustrie so wichtige Durchbruch der Elektromobilität ist noch lange nicht Realität“, beobachtet Schwartz. „Zwar glänzt das Elektro-Segment mit hohen Zuwachsraten, in absoluten Zahlen ist das Marktvolumen aber nach wie vor sehr überschaubar – und das dürfte zumindest im laufenden Jahr auch so bleiben. Denn nach wie vor ist die Zahl verfügbarer Modelle sehr gering. Wir rechnen allerdings mit einer im Lauf des kommenden Jahres deutlich zunehmenden Dynamik. Dann sind auch zum Beispiel von den deutschen Herstellern attraktive Premium-Elektroautos verfügbar, die gerade als Dienstwagen achtbare Marktanteile erzielen dürften. Ein weiterer wichtiger Schritt steht ab etwa 2022 bevor, wenn zunehmend Elektroautos im mittleren Preissegment auf den Markt kommen. Denn erst wenn tatsächlich E-Autos zu Diesel-Preisen erhältlich sind, kommt der Durchbruch am Markt.“
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