- Operatives Gesamtergebnis sinkt 2018 um 1,8 Prozent
- Umsatz aus dem Pharmageschäft steigt leicht um 0,9 Prozent
- Konzentration auf Krebswirkstoffe und Blockbuster-Medikamente nimmt weiter zu
Wien, 20. Mai 2019. Laufend neue Forschungsergebnisse, veränderte Bedarfsstrukturen, demografischer Wandel – die Pharmaindustrie steht vor neuen Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Bislang schlagen sich die größten Pharmaunternehmen der Welt gut: Ihre Umsätze aus dem Pharmageschäft konnten 2018 leicht gesteigert werden, sie gingen um 0,9 Prozent auf 460,8 Milliarden Euro nach oben. Gleichzeitig sank jedoch das operative Ergebnis aus dem Gesamtgeschäft der 22 untersuchten Konzerne um 1,8 Prozent auf 150,9 Milliarden Euro.
Die Pharmaunternehmen weltweit haben zudem ihre Investitionen in die Zukunft gesteigert: Sie weiteten ihre Forschungs- und Entwicklungsausgaben im Vergleich zu 2017 um 1,4 Prozent auf 88,7 Milliarden Euro aus.
Schon jetzt haben die Unternehmen ihre Pipeline prall gefüllt. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Wirkstoffe, die sich in der klinischen Entwicklung befinden, um 4,6 Prozent. 2017 hatte es sogar einen noch deutlicheren Sprung um 17,2 Prozent gegeben.
Aufgrund des geringen Umsatzwachstums und der hohen Zukunftsinvestitionen sank allerdings die EBIT-Marge der 22 untersuchten Konzerne das zweite Jahr in Folge und betrug durchschnittlich 25,6 Prozent. 2016 machte der operative Gewinn noch 26,8 Prozent des Gesamtumsatzes aus, 2017 waren es 26,4 Prozent.
Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 22 größten Pharmaunternehmen der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY erstellt hat.
„Die Pharmaunternehmen können sich weiter über hohe zweistellige Margen freuen“, kommentiert Erich Lehner, Managing Partner Markets und Leiter Life Sciences bei EY Österreich. „Allerdings wachsen die Bäume auch in dieser Branche nicht mehr in den Himmel. Neue Wirkstoffe und echte Therapiedurchbrüche müssen erst teuer entwickelt werden. Der Erfolg ist ungewiss, das Risiko bleibt hoch. Regulatorische Anpassungen und Preisdiskussionen in wichtigen Märkten wie den USA belasten die Gewinnmarge zusätzlich.“
Lehner weiter: „Die steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie die prall gefüllte Pipeline zeigen, dass die Pharmaunternehmen weiterhin auf die klassische Wirkstoffentwicklung setzen und versuchen, in ihren jeweiligen Haupttherapiegebieten die Marktführerschaft zu erreichen. Wenn es ihnen gelingt, ein bestimmtes Preisniveau durchzusetzen und das neu entwickelte Medikament in den wichtigsten Märkten zu etablieren, kann das künftiges Wachstum sichern. Allerdings ist der Wettbewerbsdruck in den größten Therapiebereichen, beispielsweise der Onkologie, enorm – vom großen Kuchen bleiben nur kleine Stücke.“
Top Ten mit steigenden Kennzahlen – Verfolgerfeld bleibt zurückSchon jetzt entwickelt sich die Branche mit zwei Geschwindigkeiten: Während die zehn umsatzstärksten Pharmaunternehmen ihre Umsätze und das operative Ergebnis weiter ausbauen konnten, sanken beide Kennzahlen beim Verfolgerfeld: Die Top Ten legten beim Umsatz aus dem Pharmageschäft um 2,6 Prozent und beim Gesamt-EBIT um 2,2 Prozent zu. Die zwölf dahinter folgenden Firmen mussten zusammen einen Umsatzrückgang von 2,2 Prozent hinnehmen und brachen beim EBIT sogar um 9,0 Prozent ein.
Das liegt vor allem auch daran, dass der Umsatz mit Krebsmitteln – den nach wie vor wichtigsten Wirkstoffen der Konzerne – auch weiterhin die höchsten Wachstumsraten aufweist: 5,3 Prozent von 2017 auf 2018. Die in der Onkologie führenden Unternehmen finden sich alle auch in den Top Ten der umsatzstärksten Pharmaunternehmen wieder: Roche, AbbVie und Johnson & Johnson konnten 2018 die höchsten Umsätze in diesem Therapiebereich verbuchen.
Auch die Umsätze mit Impfstoffen legten zuletzt deutlich zu – um 5,1 Prozent. Von den großen Therapiebereichen erzielte sonst nur noch die Augenmedizin leichte Zuwächse (+ 2,2 Prozent), in allen anderen Therapiebereichen gingen die Umsätze zurück.
Fast zwei Drittel der Umsätze mit Blockbuster-MedikamentenDie Abhängigkeit von Blockbuster-Medikamenten nimmt erneut zu: 64,2 Prozent der Umsätze fuhren die Pharmakonzerne im vergangenen Jahr mit Wirkstoffen ein, die mehr als eine Milliarde Euro Umsatz bringen. Das sind 2,6 Prozentpunkte mehr als noch 2017.
„Eigentlich neigt sich die Ära der Blockbuster dem Ende zu“, sagt Lehner. „Das Konzept ‚Eine Pille für alle‘ weicht immer mehr personalisierten Therapien. Insofern scheint die zunehmende Abhängigkeit von Blockbustern im Widerspruch dazu zu stehen. Allerdings haben die hohen Umsätze in dem Bereich auch damit zu tun, dass viele der neuen Therapien sehr hochpreisig sind. Wir erleben derzeit in der Pharmabranche den Übergang von alten zu neuen Geschäftsmodellen“, so Lehner weiter. „Die Pharmakonzerne werden sich künftig mit Hilfe digitaler Technologien immer stärker zu Gesundheitsdienstleistern entwickeln. Es wird für sie stärker darauf ankommen, über Plattformen Gesundheitsdaten zu analysieren und passgenaue Angebote für Patienten zu kreieren.“
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2017/2018 einen Umsatz von 143 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 270.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.