EY Automotive Analyse – Oktober 2020 Zweite Pandemie-Welle würgt Aufschwung auf dem Neuwagenmarkt ab Neuwagenabsatz EU-weit im Oktober wieder ersichtlich gesunken – noch deutlich stärkerer Rückgang im November erwartet Marktanteil elektrifizierter Antriebe steigt auf neues Rekordhoch Absatz von Verbrennern bricht massiv ein Wien, 18.11.2020. Nach einem kleinen Plus im September hat der EU-Neuwagenmarkt im Oktober wieder den Rückwärtsgang eingelegt: Die Pkw-Neuzulassungen sanken um acht Prozent, im bisherigen Jahresverlauf gingen sie damit um 27 Prozent zurück. Der Negativtrend war fast flächendeckend – alle großen Märkte verzeichneten ein Minuswachstum. Besonders kräftig war der Rückgang z.B. in Spanien, Portugal und einigen osteuropäischen Märkten, wo jeweils prozentual zweistellige Einbußen gemeldet wurden. Von den größeren Absatzmärkten konnte nur Italien ein Ergebnis fast auf Vorjahresniveau vermelden – dort sorgt eine Abwrackprämie für eine relativ hohe Nachfrage. In Österreich ging der Absatz im Oktober um drei Prozent zurück und damit weniger stark als im EU-Durchschnitt. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der österreichische Neuwagenmarkt aber immerhin um 28 Prozent unter dem Vorjahreswert. „Noch im September schien es, als könne sich die Situation auf dem europäischen Neuwagenmarkt wieder normalisieren“, stellt Gerhard Schwartz, Leiter Industrial Products bei EY Österreich, fest. „Im Oktober ging die Entwicklung hingegen fast überall wieder nach unten. Steigende Infektionszahlen, erste Einschränkungen in vielen Ländern und eine wieder zunehmende Verunsicherung bei den Verbrauchern trugen zu diesem enttäuschenden Ergebnis bei.“ Die Autobranche müsse sich daher auf mehrere schwierige Monate einstellen, so Schwartz – daran änderten auch die positiven Meldungen zum Impfstoff nichts. „Die Perspektive, dass wirksame Impfstoffe schon im Frühjahr verfügbar sein könnten, ist ein Lichtblick am Ende des Tunnels – bis zu einer echten Normalisierung der Situation werden aber noch etliche Monate vergehen. Sicher ist, dass sich die Autobranche auf einen ganz harten Winter einstellen muss, bevor es ab dem kommenden Frühjahr wieder aufwärts gehen kann,“ prognostiziert Schwartz. Elektrifizierte Antriebe boomen – Verbrenner weiter auf dem Rückzug In einigen großen Märkten gibt es staatliche Unterstützungen beim Kauf elektrifizierter Fahrzeuge. Diese Maßnahmen und die deutliche Ausweitung des Fahrzeugangebots zeigen entsprechend Wirkung: Der Absatz von Elektroautos boomt, die Marktanteile erreichten im Oktober neue Rekordwerte. Im Oktober hatte jeder neunte Neuwagen in den größten fünf Märkten in Europa (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) einen elektrifizierten Antrieb, der Marktanteil betrug 11,5 Prozent – nach 10,6 Prozent im September und gerade einmal 3,2 Prozent im Oktober 2019. In Deutschland war im diesjährigen Oktober sogar jeder sechste neu zugelassene Pkw entweder ein Elektroauto oder ein Plug-in-Hybrid, in Österreich jeder neunte. Der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen stieg in Österreich im Vergleich zum Vorjahresmonat von 3,4 auf 10,8 Prozent. „Die Nachfrage nach elektrifizierten Neuwagen ist – nicht zuletzt dank der großzügigen staatlichen Unterstützung – in den vergangenen Monaten geradezu explodiert. Die Hersteller können die Nachfrage kaum bedienen“, beobachtet Schwartz. „Die Lieferzeiten sind zum Teil extrem lang.“ Insgesamt stieg der Absatz reiner Elektroautos in den Top-5-Märkten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 227 Prozent – der Absatz hat sich also mehr als verdreifacht. Die höchsten Zuwachsraten gab es in Deutschland (plus 365 %) und Italien (plus 205 %). In Österreich kletterte der Absatz um 206 Prozent. Bei Plug-in-Hybriden fiel das Wachstum sogar noch kräftiger aus: Um 256 Prozent legten die Neuzulassungen in den Top-5-Märkten zu, in Österreich um 206 Prozent. Frankreich (plus 398 %) und Italien (plus 330 %) meldeten die höchsten Wachstumsraten. Die höchsten Marktanteile erzielten reine Elektroautos im Oktober in Deutschland (8,4 %) und Großbritannien (6,6 %). In Österreich lag der Marktanteil im Oktober bei 6,5 Prozent. Plug-in-Hybride waren vor allem in Deutschland (Marktanteil: 9,1 %) und Frankreich (6,0 %) populär, während in Österreich nur 4,3 Prozent aller Neuwagen Plug-in Hybride waren. Der aktuelle Elektro-Boom wird vorerst anhalten, ist sich Schwartz sicher. „Es gibt erhebliche staatliche Unterstützungen beim Kauf von Elektroautos, in vielen Ländern auch für Plug-in-Hybride. Das kurbelt die Nachfrage an. Gerade für Dienstwagenfahrer in Österreich sind Elektroautos dank dem entfallenden Sachbezug hochinteressant – was den Markterfolg hierzulande zu einem großen Teil erklären dürfte. Plug-in-Hybride haben hingegen den entscheidenden Vorteil, dass die Reichweite kein Problem darstellt.“ Den Herstellern kommt das starke Absatzplus bei elektrifizierten Neuwagen zugute, um ihre CO2-Ziele zu erreichen. Während elektrifizierte Antriebe boomen, gerät derzeit vor allem der klassische Otto-Motor unter Druck. So sank im Oktober der Absatz von Neuwagen mit Benzin-Motor in den Top-5-Märkten um 30 Prozent, die Zahl der neu zugelassenen Neuwagen mit Diesel-Motor sank hingegen „nur“ um 19 Prozent, womit sich der Trend der Vormonate fortsetzte. Reine Verbrenner kamen im Oktober auf einen gemeinsamen Marktanteil von 69 Prozent – nach 87 Prozent im Vorjahresmonat. In Österreich sank der Marktanteil reiner Verbrenner von 90 auf 75 Prozent.   EY im Überblick EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2018/2019 einen Umsatz von 160 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 280.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt. EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at   *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.