VÖTB-Forum 2022: Das (Trockenbau)Handwerk der Zukunft Das VÖTB-Forum, das nach zwei Jahren Pandemie endlich wieder stattfinden konnte, stand diesmal unter dem Motto „(Trockenbau)Handwerk: Im Spannungsfeld von Arbeit, Digitalisierung und Kunst“. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich auf dem Event des Verbands Österreichischer Stuckateur- & Trockenbauunternehmungen (VÖTB) am 17. November in der Modul University am Wiener Kahlenberg ein. Vortragende aus der Branche, aber vor allem auch aus anderen Bereichen gingen auf Chancen und Herausforderungen der Bauwirtschaft ein – und zeigten auf Basis von Best-Practice-Beispielen mögliche Lösungen auf. Das Handwerk erfindet sich ständig neu und passt sich verschiedenen Bedingungen an – so auch die Stuckatur und der Trockenbau. Künstlerische Elemente, die Neuerungen der Digitalisierung und traditionelle Arbeitsformen sind dabei mitunter nicht ganz friktionsfrei navigierbar. Das 6. VÖTB-Forum, die größte Veranstaltung des Verbands der Österreichischen Stuckateur- und Trockenbauunternehmungen, widmete sich dem intensiven Dialog zu diesen Themen. Durch den Tag führte in gewohnt kompetenter Art und Weise wieder Moderator Heimo Rollett. „Stuckatur und Trockenbau sind essenziell auf jeder Baustelle und sind doch nicht allen ein Begriff. Der Austausch mit Expertinnen und Experten aus der Branche und anderen Bereichen des Baus ist uns als VÖTB daher sehr wichtig. Unser jährliches VÖTB-Forum bietet eine hervorragende Bühne für die Teilnehmenden, sich über aktuelle Herausforderungen und innovative Lösungen auszutauschen. Außerdem wird dadurch die Bedeutung unseres Handwerks einem breiten Personenkreis zugänglich gemacht. Dass dieses Angebot so gern genützt wird, freut uns sehr“, so VÖTB-Präsident Ing. Manfred Schreiner. Schönheit und Funktion eines wohnlichen Gesamtkunstwerks Durch die Keynote-Rede von Univ.-Prof. Dr. Alfred Pfabigan wurden die Anwesenden in diverse historische Kontexte und deren Architektur eingeführt. Der Professor für Philosophie an der Universität Wien und Gründer der Philosophischen Praxis Märzstraße spannte den Bogen von verschiedenen Aspekten des Konflikts zwischen Form und Funktion über weithin unbekannte Fakten zum Bau der Gebäude der Wiener Ringstraße bis hin zur Architektur der Gegenwart. Klar ist laut Pfabigan: Die Baustile ändern sich zwar, „wir kommen aber nicht weg von dem Schönen“. Arbeitszeitverkürzung: #30sindgenug „Hinsichtlich des Fachkräftemangels ist das Nichtstun keine Option“, erklärt Entrepreneur Klaus Hochreiter in seinem Vortrag. Der mehrfache Start-up-Gründer und Geschäftsführer der Internet- & Onlinemarketingagentur eMagnetix nahm drei große Take-aways aus der Zeit seit der Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Gehalt im Oktober 2018 in seinem Unternehmen mit: Zum einen sollten Kontrolle und Druck durch Empathie, Vertrauen und Wertschätzung ersetzt werden. Außerdem empfiehlt der Unternehmer, die Digitalisierung als Chance zu sehen und sie entsprechend zu nutzen. Laut Hochreiter zahlt es sich darüber hinaus aus, etwas zu wagen und trotz der damit verbundenen Risiken und Herausforderungen in die Pionierrolle zu schlüpfen. Die präsentierten, durchwegs positiven Ergebnisse der Befragungen von Mitarbeitenden und Kund*innen scheinen dem Manager recht zu geben. Die Arbeitswelten der Generationen In lebendigem und regem Austausch diskutierte ein generationenübergreifendes Panel bestehend aus Katharina Demmel und Muhammet Yasin Kocak, beide Lehrlinge bei Sochor, sowie Joy-Lina Auer, BMHS-Landesschülervertreterin und Schülerin der HTL Baden, auf der Seite der (zukünftigen) Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Mag. Barbara Bernsteiner, Geschäftsführerin von Quester, Mag. Lisa Schilowsky-Käfer, Geschäftsführerin von Schilowsky, und Klaus Hochreiter auf Arbeitgeberseite aktuelle Herausforderungen im Arbeits- und Recruiting-Alltag. Angesprochen wurden unter anderem Möglichkeiten der Vereinbarung der Ansprüche und Vorstellungen der verschiedenen Generationen in einem Team miteinander, das Spannungsfeld Gehalt versus Freizeit sowie die Bedeutung von Digitalisierung für Unternehmen und Mitarbeitende. Kunstwerk Universitätsgebäude Moderator Heimo Rollett führte anstelle des erkrankten Projektleiters Thomas Breitsching von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) durch die verschiedenen Bauphasen des vor kurzem erbauten Future Art Lab der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Anschließend wurden den Zuhörenden auf Basis eines Artikels über das außergewöhnliche Universitätsgebäude dessen Bauweise und Stil nähergebracht. Digitale Transformation am Bau Die Rhomberg Bau Gruppe als „Technologieunternehmen mit Bau-Knowhow statt einem Bauunternehmen mit Technologie-Knowhow“ stellte DDI Simon Battlogg, Geschäftsfeldleiter für den Bereich Neue Geschäftsmodelle, Innovation & Digitalisierung am Wiener Standort des Unternehmens, vor. Von Roboterhunden über Drohnen zur Effizienzsteigerung am Bau bis hin zu Online-Tools zur Ermittlung des Aufstockungspotenzials der Wiener Wohngebäude führte der Experte die Zuhörenden in die verschiedenen Möglichkeiten ein, digitale Werkzeuge effektiv am Bau zu nutzen. Work-Life-Balance im Hotel Florian Kollenz, Miteigentümer der Superbude GmbH, und Martin Österreich, Managing Director von Zoku Wien, sind sich einig: Die in Zeiten vor Einführung von Vergleichs- und Bewertungsportalen nützlich gewesene Standardisierung von Hotelzimmern hat mittlerweile ausgedient. Die beiden Unternehmen koexistieren in einem innovativen Neubau am Wiener Prater und nutzen gekonnt gegenseitige Synergien. Der Fokus auf das Miteinander auf Augenhöhe zwischen Hotelpersonal und Gästen sowie die Zielgruppen „Digital Nomads“, Kunstschaffende und Familien haben sich als Erfolgsrezept für die beiden Unternehmen erwiesen, deren innovationsfreudige und egalitäre Geschäftsmodelle weltweit boomen. Mut zum Anderssein Den Abschluss der Vorträge bildete der Talk von Anna Kiesenhofer, Olympiasiegerin in Straßenradrennen bei Tokio 2020, siebenfache österreichische Staatsmeisterin und Doktorin der Mathematik. Die Profisportlerin teilte persönliche Erfahrungen aus ihrem Leben und Tipps für das Erreichen der eigenen Ziele mit dem Publikum. Das Motto „Ohne Ziel keine Motivation“ bildete den roten Faden der Ausführungen der Radrennfahrerin und auch die zahlreichen Fragen des Publikums beantwortete die Sportlerin anhand von motivierenden Beispielen aus ihrer beeindruckenden Karriere. Während der Pausen und des gemütlichen Ausklangs wurde genetworkt und bis in die Abendstunden gemütlich geplaudert.