- Neuwagenabsatz sinkt EU-weit im August erneut deutlich
- Elektrifizierte Antriebe boomen – vor allem Plug-in-Hybride
- Benziner verlieren stärker als Diesel-Neuwagen
Wien, 18.09.2020. Die Situation auf dem EU-Neuwagenmarkt hat sich im August wieder verschlechtert – nach einem Rückgang um sechs Prozent im Juli ging es im August sogar um 19 Prozent nach unten. Von den größeren Märkten konnte nur Italien mit minus 0,4 Prozent annähernd das Niveau des Vorjahresmonats erreichen. Spanien verzeichnete einen Rückgang um zehn Prozent, Frankreich und Deutschland um 20 Prozent. In Österreich ging die Zahl der Neuzulassungen sogar um 30 Prozent zurück.
Für den starken Rückgang im August gibt es nach Einschätzung von Gerhard Schwartz, Leiter des Bereichs Industrial Products bei EY Österreich, mehrere Gründe: Zum einen sei der Vorjahresmonat aufgrund des Inkrafttretens der nächsten Stufe des WLTP-Prüfzyklus zum 1. September 2019 überzeichnet gewesen – die Autohersteller hätten mittels Eigenzulassungen und Rabatten noch rasch eine große Zahl von Neuwagen in den Markt gedrückt. Zum anderen hätten Sondereffekte wie Werksferien und eine in einigen Märkten geringere Zahl von Arbeitstagen eine Rolle gespielt.
Auf der anderen Seite scheinen aber auch Faktoren, die den Neuwagenmarkt stützen könnten, an Bedeutung zu verlieren, so Schwartz: „Die Nachholeffekte fallen relativ schwach aus – es müssten sich eigentlich mehr aufgeschobene Neuwagenkäufe aufgestaut haben, nachdem im zweiten Quartal geschlossene Autohäuser zu einem massiven Rückgang der Neuzulassungen geführt hatten. Von einer echten Erholung kann jedenfalls keine Rede sein. Vor allem die gewerblichen Neuzulassungen leiden unter der unsicheren Konjunkturlage und dürften bis auf weiteres nicht auf das Vorkrisenniveau steigen.“
Ausblick: Keine echte Erholung vor Frühjahr 2021 erwartetIm bisherigen Jahresverlauf liegt der österreichische Neuwagenmarkt um 33 Prozent unter dem Vorjahresniveau, EU-weit ist bislang ein Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 32 Prozent zu verzeichnen.
Angesichts des derzeitigen starken Anstiegs der Infektionszahlen in vielen europäischen Ländern rechnet Schwartz mit deutlichen Beeinträchtigungen des Wirtschaftslebens in den kommenden Monaten – auch wenn es wohl nicht erneut zu landesweiten Lockdowns kommen werde. „Eine Rückkehr zur Normalität, die dann auch wieder eine Normalisierung der Absatzzahlen bedeuten könnte, ist derzeit nicht in Sicht. Die Autobranche muss sich auf einen schwachen Herbst und einen ganz harten Winter einstellen, bevor es voraussichtlich im kommenden Frühjahr wieder aufwärts gehen kann.“
Elektrifizierte Antriebe boomen – vor allem Plug-in-HybrideIn einigen Ländern gibt es staatliche Unterstützungen beim Kauf elektrifizierter Fahrzeuge – diese Maßnahmen sowie die Ausweitung des Fahrzeugangebots zeigen deutlich Wirkung: Der Absatz von Elektroautos boomt, die Marktanteile erreichen neue Rekordwerte.
In den fünf größten Absatzmärkten Westeuropas kletterte der Absatz von Elektroautos im August um 170 Prozent, bei Plug-in-Hybriden betrug die Wachstumsrate sogar 355 Prozent, der Absatz hat sich also mehr als vervierfacht. In Österreich lagen die Wachstumsraten bei 41 Prozent (Elektroautos) bzw. 517 Prozent (Plug-in Hybride).
Die höchsten Wachstumsraten zeigen bei Elektroautos derzeit Italien (plus 250 Prozent) und Deutschland (plus 221 Prozent), während Plug-in-Hybride in Österreich und Deutschland (plus 448 Prozent) am stärksten zulegen.
Die höchsten Marktanteile erzielten Elektroautos im August in Großbritannien und Deutschland mit jeweils 6,4 Prozent (Österreich: 5,4 Prozent). Plug-in-Hybride verzeichneten den höchsten Marktanteil in Deutschland (6,8 Prozent) und Frankreich (5,1 Prozent); in Österreich lag der Marktanteil bei 3,0 Prozent.
Zusammen kommen beide Antriebsformen in Deutschland (13,2 Prozent) und Frankreich (10,5 Prozent) auf die höchsten Marktanteile (Österreich: 8,4 Prozent). Zum Vergleich: In Italien und Spanien beträgt der gemeinsame Marktanteil von Elektroautos und Plug-in-Hybriden gerade einmal 3,9 bzw. 3,8 Prozent.
In den kommenden Monaten werde sich der Trend in Richtung Elektromobilität weiter verstärken, ist sich Schwartz sicher. „Die staatlichen Unterstützungen beim Kauf von Elektroautos und Plug-in-Hybriden sind inzwischen enorm. Das kurbelt die Nachfrage an. Gerade Plug-in-Hybride entwickeln sich derzeit zum Verkaufsschlager, weil sie nicht nur in vielen Märkten großzügig – auch steuerlich – gefördert werden, sondern zudem den entscheidenden Vorteil haben, dass die Reichweite kein Problem darstellt.“
Während elektrifizierte Antriebe boomen, gerät derzeit vor allem der klassische Otto-Motor unter Druck. So sank im August der Absatz von Neuwagen mit Benzin-Motor in den Top-5-Märkten um 32 Prozent (Österreich: minus 42 Prozent). Die Zahl der neu zugelassenen Neuwagen mit Diesel-Motor sank hingegen „nur“ um 23 Prozent (Österreich: minus 32 Prozent).
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