- Neuzulassungen sinken in der EU im April um 21 Prozent
- 40 Prozent unter Vorkrisenniveau
- Überdurchschnittlich starker Rückgang in Österreich: minus 27 Prozent
- EU-weit Rückgang um zehn Prozent im Gesamtjahr erwartet
- Elektrosegment zunehmend von Produktionsengpässen betroffen
Wien, 18. Mai 2022. Der europäische Neuwagenmarkt schrumpft weiter: Im April sanken die Pkw-Neuzulassungen in der EU im Vergleich zum Vorjahresmonat um 21 Prozent. Gegenüber dem Vor-Pandemie-Niveau (April 2019) ergibt sich sogar ein Rückgang um 40 Prozent. Weniger Autos wurden in der EU nur im April 2020, auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle, verkauft. In Österreich sanken die Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent. Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau ergibt sich ein Rückgang um 49 Prozent.
Neben der schon seit Monaten andauernden Chipkrise wirkten sich im April erneut die Folgen des Krieges in der Ukraine und das Fehlen wichtiger Zulieferteile aus, so Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY: „Nach wie vor sind wichtige Vorprodukte und Rohstoffe Mangelware, speziell die erheblichen Engpässe bei Halbleitern machen den Herstellern zu schaffen. Neue Corona-Lockdowns in China setzen die weltweiten Lieferketten zusätzlich unter Druck. Der Neuwagenmarkt steht nach wie vor auf der Bremse, die Lieferfähigkeit wird sich deshalb wohl auch in den nächsten Monaten kaum verbessern. Neuwagen werden nur eingeschränkt verfügbar sein, die Preise werden hoch bleiben und die Hersteller werden sich weiterhin auf die Produktion hochmargiger Fahrzeuge konzentrieren.“
Hinzu komme zunehmend die konjunkturelle Eintrübung, so Preiss: „Steigende Inflation, sinkende Kaufkraft und gehemmte Investitionsbereitschaft der Unternehmen könnten sich mittelfristig auf die Nachfrage nach Neuwagen auswirken. Noch ist davon aber nichts zu spüren – nach wie vor sind die Auftragsbücher voll.“
Da der weitere Verlauf des Krieges in der Ukraine ebenso wie die konjunkturelle Entwicklung und die Verfügbarkeit von Halbleitern derzeit gar nicht bzw. nur schwer absehbar sind, seien alle Prognosen mit großen Unsicherheiten behaftet, so Preiss. Derzeit erscheine aber ein Rückgang der Neuzulassungen in der EU um etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr realistisch, so Preiss: „2022 könnte für den EU-Neuwagenmarkt einen neuen historischen Tiefstand mit sich bringen.“
Elektro-Verkäufe zunehmend unter DruckDie Krise bei der Versorgung mit wichtigen Zulieferteilen bremst inzwischen auch den Absatz elektrifizierter Neuwagen: Der Verkauf von Elektroautos stieg in den fünf größten Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) im April nur noch um acht Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nachdem er im März noch um 31 Prozent gestiegen war. In mehreren Ländern – Deutschland, Österreich und Italien – gingen die Neuzulassungen reiner Elektroautos sogar zurück, in Österreich um 23 Prozent.
Besonders stark abgebremst wurde die Wachstumsdynamik in vielen Märkten bei Plug-in-Hybriden. Deren Absatz schrumpfte in den Top-5-Märkten im April um 16 Prozent, in Österreich um 17 Prozent. Von den Top-5-Märkten wies nur noch Spanien ein Absatzplus bei Plug-in-Hybriden auf.
„Nach wie vor entwickelt sich der Absatz elektrifizierter Neuwagen besser als bei Verbrennern. Doch die Chipkrise hat das Elektrosegment schon längst eingeholt. Wären entsprechende Fahrzeuge lieferbar, wäre auch das Ergebnis im Absatz deutlich besser“, sagt Preiss.
Der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen (Elektro und Plug-in-Hybride zusammen) stieg im April im Vergleich zum Vorjahresmonat in den Top-5-Märkten von 14,4 auf 17,5 Prozent, in Österreich von 16,7 auf 18,0 Prozent.
Deutschland wies im April mit 24,3 Prozent den höchsten Marktanteil elektrifizierter Neuwagen unter den Top-5-Märkten Westeuropas auf. In der Schweiz und in Frankreich lag der Marktanteil bei 21,5 bzw. 21,1 Prozent.
Bei reinen Elektroautos meldete im April die Schweiz den höchsten Marktanteil (13,3 %), in Deutschland waren 12,3 Prozent aller Neuwagen Elektroautos. Plug-in-Hybride bleiben in Deutschland am beliebtesten: Hier lag der Marktanteil bei 12,0 Prozent. Dahinter folgt Frankreich (9,4 %).
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter:innen an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2020/2021 einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 300.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.