- Rückgang der Neuzulassungen im Jänner EU-weit um etwa ein Viertel – in Österreich sogar um 38 Prozent
- Absatz elektrifizierter Neuwagen steigt weniger stark als in den Vormonaten
- Deutliche Markterholung erst für die zweite Jahreshälfte 2021 prognostiziert
Wien, 17.02.2021. Die Pandemie hat auch zu Beginn des neuen Jahres für deutliche Rückgänge auf dem europäischen Neuwagenmarkt gesorgt: EU-weit sanken die Neuzulassungen im Jänner gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 24 Prozent.
Alle großen europäischen Märkte verzeichneten deutliche Einbußen, wobei Frankreich mit einem Minus von sechs Prozent noch vergleichsweise am besten abschnitt. In Italien schrumpfte der Absatz um 14 Prozent, in Deutschland um 31 Prozent, in Spanien sogar um 51 Prozent. Im Nicht-EU-Land Großbritannien lag das Minus bei 40 Prozent. Österreich verzeichnete mit minus 38 Prozent einen ähnlich starken Rückgang.
„Die unterschiedlich starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens bestimmen derzeit die Lage auf den Neuwagenmärkten. Hinzu kommen allerdings in einigen Ländern staatliche Unterstützungen, Abwrackprämien, Zuschüsse und Steuererleichterungen, was die große Spannweite erklärt“, sagt Gerhard Schwartz, Leiter Industrial Products bei EY Österreich.
Elektro schwächelt vorübergehendDeutlich nachgelassen hat im Jänner die Wachstumsdynamik bei elektrifizierten Neuwagen – zumindest in den europäischen Märkten, für die entsprechende Zahlen bereits vorliegen (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich): Im Jänner war in den Top-5-Märkten knapp jeder achte neu zugelassene Pkw entweder ein E-Auto oder ein Plug-in-Hybrid, der gemeinsame Marktanteil lag bei 12,8 Prozent. Im Dezember war noch jeder fünfte Neuwagen ein Elektroauto bzw. Plug-in-Hybrid (Marktanteil 19,9 Prozent). In Österreich ging der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen von 19,1 auf 16,4 Prozent zurück.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat ergibt sich in den Top-5-Märkten bei Elektroautos ein Absatzwachstum von 23 Prozent (Dezember: plus 465 Prozent), bei Plug-in-Hybriden lag das Plus bei 101 Prozent (Dezember: plus 447 Prozent). In Österreich ergab sich im Jänner 2021 gegenüber Jänner 2020 ein Plus bei Elektroautos von 98 Prozent, immerhin fast eine Verdoppelung des Absatzes, nachdem im Dezember noch ein Wachstum von 391 Prozent gemessen worden war. Bei Plug-in-Hybriden verringerte sich in Österreich das Wachstum von 352 Prozent im Dezember auf 69 Prozent im Jänner – jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat.
In Frankreich und Spanien ging dagegen die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos im Jänner sogar zurück: um 41 (Frankreich) bzw. 69 Prozent (Spanien).
„Die zuletzt relativ niedrigen Zulassungszahlen bei elektrifizierten Pkw sind auf den massiven Elektro-Boom im Dezember zurückzuführen“, sagt Schwartz. Die Autokonzerne waren bestrebt, noch im Dezember eine möglichst große Zahl von Elektroautos und Plug-in-Hybriden zugelassen zu bekommen, um die Emissionsvorgaben für das Jahr 2020 einzuhalten und Strafzahlungen zu vermeiden. Schwartz rechnet damit, dass das Elektro-Segment in den kommenden Monaten wieder deutlich stärker wachsen wird: „In den kommenden Monaten wird der Absatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden deutlich an Fahrt gewinnen. Dafür werden auch die neuen Modelle sorgen, die für den weiteren Jahresverlauf angekündigt sind und die das Kundeninteresse nochmals anfachen werden.“
Verbrenner stehen weiter massiv unter Druck: Während Elektroautos und Plug-in-Hybride zusammen in den Top-5-Märkten um 57 Prozent und in Österreich um 85 Prozent (gegenüber Jänner 2020) zulegten, verzeichneten Benziner und Selbstzünder Rückgänge um 42 bzw. 41 Prozent (Österreich: minus 45 bzw. 59 Prozent). Der kombinierte Marktanteil schrumpfte in den Top-5-Märkten von 82 auf 65 Prozent und in Österreich von 87 auf 69 Prozent.
Schwacher Februar erwartetKurzfristig rechnet Schwartz nicht mit einer Besserung der Lage: „In vielen Ländern gibt es nach wie vor geschlossene Autohäuser, Ausgangssperren, massive Umsatzeinbußen in vielen Wirtschaftszweigen. Das belastet den Neuwagenabsatz erheblich. Hinzu kommen die aktuellen Engpässe bei der Chip-Produktion sowie mögliche neue Unterbrechungen der Lieferketten wegen geschlossener Grenzen. Der Februar wird daher keine Besserung bringen.“
Für das Frühjahr und vor allem die zweite Jahreshälfte bleibt Schwartz aber optimistisch: „Seriöse Prognosen sind derzeit kaum möglich – alles hängt ab von der weiteren Entwicklung der Pandemie und dem Erfolg der aktuellen Impfkampagnen. Aber es gibt Grund zur Zuversicht. Sobald die Infektionszahlen tatsächlich wie erhofft sinken und Einschränkungen gelockert oder aufgehoben werden, dürften sich die Konjunktur und damit auch der Neuwagenmarkt kräftig erholen. Der Nachholbedarf ist enorm. Umgekehrt könnte eine weitere Verzögerung der Erholung zu einer erheblichen Eintrübung der Investitionsbereitschaft und des Verbrauchervertrauens führen.“ Schwartz rechnet damit, dass in der EU beim Neuwagenabsatz das Vorkrisenniveau nicht erreicht werde: „Selbst im günstigsten Szenario wird der Neuwagenabsatz nicht das Niveau des Jahres 2019 erreichen.“
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2019/2020 einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 300.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.