- Pkw-Absatz in der EU stieg im Dezember um rund 22 Prozent, Wachstum im Gesamtjahr um rund ein Prozent
- Neue Emissionsregeln ab 2020 sorgen für starken Anstieg bei gewerblichen Neuzulassungen und SUV-Verkäufen
- Starkes Wachstum bei Elektroautos erst ab Mitte 2020 erwartet
Wien, 16. Jänner 2020. Im Dezember verzeichnete der EU-Neuwagenmarkt ein massives Wachstum von 21,7 Prozent. Damit ergibt sich für das Gesamtjahr ein Neuzulassungsplus von 1,2 Prozent. Auch in Österreich legten die Neuzulassungen zum Jahresende stark zu: um 18 Prozent – bei einem Rückgang im Gesamtjahr um drei Prozent.
„Die Hauptgründe für den EU-weiten Boom zum Jahresausklang sind das schwache Vorjahresniveau und die seit dem 01.01.2020 geltenden EU-Vorgaben zum CO2-Ausstoß“, sagt Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich. „Im Vorfeld dieser neuen Regeln haben die Hersteller im großen Stil Neuzulassungen gerade im SUV- und Geländewagen-Segment vorgezogen, damit diese Fahrzeuge nicht ab Januar ihre CO2-Bilanz belasten. Denn: Wer die neuen EU-Emissionsvorgaben verfehlt, muss sich auf hohe Strafen einstellen.“ So stieg die Zahl der neu zugelassenen SUVs im Dezember z. B. in Deutschland um 70 Prozent (Gesamtmarkt: plus 20 %), in Italien um 25 Prozent (Gesamtmarkt: plus 12 %), in Spanien um 21 Prozent (Gesamtmarkt: plus 7 %).
Ausblick: Hohe Rückgänge in den kommenden MonatenFür 2020 ist Schwartz skeptisch: „Nach dem künstlichen Boom zum Jahresende werden diese vorgezogenen Neuzulassungen im Januar und Februar fehlen. Daher müssen wir uns in einigen Märkten auf Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich einstellen.“ Eine Prognose für das Gesamtjahr 2020 sei schwierig, so Schwartz: „Die Neuzulassungen werden nach dem recht starken Jahr 2019 mit Sicherheit zurückgehen. Unklar ist, in welchem Ausmaß. Denn die Gesetze des Marktes gelten nur noch eingeschränkt: Die Fahrzeuge, die von den Kunden stark nachgefragt werden und zudem gut für die Marge der Hersteller sind, sind politisch nicht gewünscht und verschlechtern die CO2-Bilanz der Hersteller. Umgekehrt ist das Angebot an Autos mit Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Antrieb noch überschaubar, und die Lieferzeiten sind teils äußerst lang. Obendrein ist unklar, wie hoch die tatsächliche Nachfrage nach E-Autos ist – zumal diese stark von der Höhe staatlicher Kaufzuschüsse abhängt.“ Vor diesem Hintergrund rechnet Schwartz mit erheblichen Verwerfungen auf dem Neuwagenmarkt: „Die Hersteller werden alles daransetzen, Strafzahlungen und damit verbundene Imageverluste zu vermeiden. Also müssen rasch CO2-günstige Fahrzeuge auf den Markt und an den Kunden gebracht werden. Der Druck auf die Autohändler wird immens sein.“
Neuzulassungen von E-Autos im Jahr 2019 stark gestiegenIm vergangenen Jahr stiegen die Neuzulassungen reiner Elektroautos in den Top-5-Märkten (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) um 75 Prozent, die Zahl der neu zugelassenen Plug-in-Hybride stieg um 14 Prozent. Beide Antriebsarten zusammen kamen auf einen Marktanteil von 2,4 Prozent. In Österreich wuchs die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos auf einem relativ hohen Ausgangsniveau etwas weniger stark – um 37 Prozent, der Marktanteil stieg von 2,0 auf 2,8 Prozent. Die Zahl der neu zugelassenen Plug-in-Hybride ging in Österreich sogar um fünf Prozent zurück.
Schwartz rechnet mittelfristig mit einem starken Anstieg der Neuzulassungen von Elektroautos und Plug-in-Hybriden: „Ab dem kommenden Jahr haben die Hersteller ein massives Interesse, die Zahl der neu zugelassenen Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge stark zu erhöhen.“ Der E-Boom werde allerdings erst ab Sommer 2020 beginnen, wenn die Fahrzeuge in ausreichender Zahl tatsächlich verfügbar seien. Schwartz erwartet eine Verdoppelung des Marktanteils im Gesamtjahr 2020 und eine erneute Verdoppelung im Jahr 2021. „Zahlreiche neue attraktive Modelle auch in niedrigeren Preisregionen, höhere staatliche Kaufprämien und attraktive Finanzierungspakete werden Elektromobilität für ganz neue Käufergruppen attraktiv machen.“
Diesel-Verkäufe in den meisten Märkten stark rückläufigAuch ein höherer Anteil neu zugelassener Diesel-Modelle könnte den Herstellern beim Erreichen der CO2-Ziele helfen – allerdings zeigte der Trend bei den Diesel-Neuzulassungen im vergangenen Jahr steil nach unten: In 21 von 24 EU-Ländern war der Diesel-Absatz in den ersten drei Quartalen rückläufig – in Summe um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Deutschland ist der einzige große Markt, wo der Diesel-Antrieb zuletzt wieder Zugewinne verbuchen konnte, in Österreich schrumpften die Diesel-Neuzulassungen um zehn Prozent. „Moderne Diesel sind effizient und sauber“, betont Schwartz. „Sie könnten einen wichtigen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen leisten. Aufgrund der aufwändigen Abgasreinigung und der entsprechend hohen Kosten wird der Diesel allerdings zunehmend zu einer Nischen-Antriebsform für die höheren Segmente.“
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