- Pkw-Absatz in der EU sinkt im Dezember erneut – Rückgang im vierten Quartal um sieben Prozent
- WLTP-Umstellung bremst einige Autohersteller weiterhin
- Diesel-Marktanteil sinkt 2018 kräftig, keine Besserung in Sicht
- Absatz von Elektroautos boomt auf niedrigem Niveau
Wien, 16. Jänner 2019. Der europäische Neuwagenmarkt hat zum Jahresende einen Gang zurückgeschaltet: Die Neuzulassungen in der EU sanken im Dezember um acht Prozent, im Gesamtjahr ergab sich ein Mini-Plus von 0,1 Prozent. Während der Absatzmarkt in den ersten drei Quartalen des Jahres noch um knapp drei Prozent gewachsen war, brachen die Neuwagenverkäufe im vierten Quartal um sieben Prozent ein. Auch in Österreich zeigt der Trend nach unten: Im Gesamtjahr sanken die Neuzulassungen um drei Prozent, im Dezember hingegen um 25 Prozent.
Von den großen Märkten lagen im Jahr 2018 nur noch Spanien, die Niederlande (jeweils plus sieben Prozent) und Polen (plus zehn Prozent) deutlich im Aufwärtstrend. Die stärksten Rückgänge verzeichneten Großbritannien und Schweden, wo die Neuzulassungen jeweils um sieben Prozent zurückgingen.
Die vor allem im vierten Quartal sehr schwache Entwicklung des Neuwagenmarkts ist laut Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, unter anderem auf die Einführung des neuen Prüfzyklus WLTP zurückzuführen: „Nach wie vor steht bei einigen Marken nur ein eingeschränktes Angebot zertifizierter und lieferbarer Modelle zu Verfügung – mit entsprechenden Folgen für den Absatz.“ Betroffen sind derzeit vor allem Renault (minus 22 Prozent im Dezember), Audi (minus 18 Prozent) und Porsche (minus 15 Prozent). Neben Lieferproblemen hätten auch die politischen und konjunkturellen Rahmenbedingungen eine Rolle gespielt, so Schwartz: „Das Jahr ging mit etlichen schlechten Nachrichten zu Ende: In Großbritannien sorgt der nahende Brexit für erhebliche Verunsicherung, in Frankreich dämpfen die Gelbwesten-Proteste die eigentlich gute Konsumlaune. Zudem bremsen der amerikanisch-chinesische Handelsstreit und die deutlich schwächere chinesische Konjunktur die weltweite Wirtschaftsentwicklung.“
Die Aussichten für 2019 seien entsprechend durchwachsen, so Schwartz: „Ein harter Brexit wird immer wahrscheinlicher und dürfte erhebliche wirtschaftliche Turbulenzen zur Folge haben und auch den Neuwagenmarkt treffen. Ohnehin läuft die Konjunktur längst nicht mehr so rund wie noch vor einem halben Jahr. Vor diesem Hintergrund wäre ein Neuwagenabsatz auf Vorjahresniveau schon eine sehr gute Nachricht.“
Diesel-Absatz kräftig unter Druck Im vergangenen Jahr sanken die Neuzulassungen von Diesel-Pkw in den fünf größten EU-Märkten (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) insgesamt um knapp 19 Prozent, in Österreich um 20 Prozent. Der Diesel-Marktanteil schrumpfte in den fünf größten Märkten um sieben Prozentpunkte auf 37 Prozent und in Österreich um neun Prozentpunkte auf 41 Prozent. Massive Absatzrückgänge waren vor allem in Großbritannien (minus 30 Prozent) und Spanien (minus 21 Prozent) zu verzeichnen.
Diesel-Marktanteil
|
2018 |
2017 |
Italien |
51% |
57% |
Österreich |
41% |
50% |
Frankreich |
39% |
47% |
Top 5 |
37% |
45% |
Spanien |
36% |
48% |
Deutschland |
32% |
39% |
Großbritannien |
32% |
42% |
Schweiz |
30% |
36% |
„Die Autokäufer haben sich 2018 weiter vom Diesel abgewandt“, beobachtet Schwartz. „Die Diesel-Debatte reißt nicht ab, immer wieder sorgen Gerichtsentscheide über Fahrverbote für neue Unsicherheiten bei potenziellen Autokäufern. Der große Gewinner des Jahres 2018 ist daher der Otto-Motor.“ In den fünf größten Absatzmärkten stiegen die Neuzulassungen von Benzin-Modellen um zwölf Prozent, der Marktanteil kletterte von 49 auf 55 Prozent.
„Auch 2019 wird es keine Renaissance des Diesels geben“, erwartet Schwartz. „Im Gegenteil: Es ist mit weiteren Rückgängen zu rechnen. Ohnehin wird mittelfristig der Diesel-Antrieb eine deutlich geringere Rolle spielen als noch vor wenigen Jahren, da viele Hersteller ihr Angebot an Diesel-Fahrzeugen ausdünnen. Die sinkende Bedeutung des Diesel-Antriebs hat massive negative Folgen für die CO2-Emissionen der Neuwagenflotte. Die sehr ambitionierten Vorgaben der EU werden – wenn überhaupt – nur noch über einen erheblichen Anstieg der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen zu erreichen sein.“
Absatz von Elektrofahrzeugen legt 2018 stark zuIm vergangenen Jahr erhöhte sich der Absatz von Elektroautos in den Top-5-Märkten um 37 Prozent, in Österreich hingegen nur um 24 Prozent. Der Marktanteil stieg trotz des deutlichen Wachstums in den Top-5-Märkten nur von 0,7 auf 0,9 Prozent, in Österreich hingegen von 1,5 auf 2,0 Prozent. Insgesamt wurden 2018 in den fünf größten Absatzmärkten gut 100.000 Elektroautos neu zugelassen – bei einem Gesamtmarkt von 11,2 Millionen Neuwagen.
Von den sieben analysierten Absatzmärkten (Top 5 sowie Österreich und Schweiz) weist Österreich mit 2,0 Prozent den höchsten Marktanteil von Elektrofahrzeugen auf, während in Italien gerade einmal 0,3 Prozent der Neuwagen rein elektrisch fahren.
„Elektroautos fahren nur sehr langsam aus der Nische heraus“, beobachtet Schwartz. „Trotz beeindruckender Wachstumsraten bleiben die absoluten Absatzzahlen überschaubar. Das wird sich auch 2019 nicht grundlegend ändern. Zwar rechnen wir mit einem noch dynamischeren Absatzwachstum als 2018, der Marktanteil dürfte aber dennoch in den fünf größten Märkten höchstens etwa zwei Prozent erreichen. Der Durchbruch steht also weiter aus.“
Dass die Elektromobilität nur so langsam in Fahrt kommt, hat laut Schwartz viele Gründe: „Die Auswahl an bezahlbaren und tatsächlich lieferbaren Modellen ist sehr überschaubar, die Reichweiten sind für den Alltagsbetrieb zumeist viel zu gering, und die Ladeinfrastruktur ist nach wie vor unzureichend.“ Die aktuelle Modelloffensive zahlreicher Hersteller werde allerdings Bewegung in den Markt bringen, so Schwartz: „Die Autokonzerne investieren Milliarden in die Elektromobilität. Und sie haben ein großes Interesse daran, dass sich diese Technologie schnellstmöglich am Markt durchsetzt – schon um den sonst fälligen Strafzahlungen zu entgehen. Insofern ist die Elektromobilität zum Erfolg verdammt; auch wenn die Kosten – deutlich höhere Anschaffungskosten für die Käufer, niedrigere Margen für die Hersteller, Abhängigkeit von asiatischen Batterieherstellern – hoch sind.“
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2017/2018 einen Umsatz von 143 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 270.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.