- Pkw-Absatz in der EU sinkt im April um 0,4 Prozent
- Absatz von Elektroautos steigt um ein Drittel, Produktionsengpässe verhindern stärkeres Wachstum
Wien, 17. Mai 2019. Der europäische Neuwagenmarkt kommt nicht vom Fleck: Im April lag die Zahl der Neuzulassungen um 0,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, in Österreich legte der Absatz um 0,4 Prozent zu. Nachdem aber im März noch alle großen Märkte Rückgänge verzeichnet hatten, entwickelten sich die Absatzmärkte im April recht unterschiedlich – teils bedingt durch einen zusätzlichen Verkaufstag in einigen Märkten: In Deutschland und Großbritannien gingen die Neuzulassungen zurück – um 1,1 bzw. 4,1 Prozent – während sie in Frankreich knapp über dem Vorjahresniveau lagen. In Italien und Spanien hingegen wurde erstmals seit Jahresbeginn wieder ein positives Wachstum erzielt: Die Neuzulassungen legten um 1,5 bzw. 2,6 Prozent zu.
Für die ersten vier Monate des Jahres ergibt sich EU-weit ein Rückgang der Neuzulassungen von 2,6 Prozent, in Österreich schrumpfte der Markt sogar um knapp acht Prozent. Die insgesamt eher schwache Absatzentwicklung ist laut Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, vor allem auf die lahmende Konjunktur und steigende wirtschaftliche und politische Risiken zurückzuführen: „Es herrscht große Unsicherheit. Das Wirtschaftswachstum hat sich deutlich verlangsamt, und die Chancen auf ein kräftigeres Wachstum haben sich zuletzt weiter eingetrübt, denn neue geopolitische Spannungen und die Zuspitzung des US-chinesischen Handelsstreits führen zu zusätzlicher Verunsicherung.“
Vor diesem Hintergrund rechnet Schwartz mit einer schwachen Marktentwicklung in den kommenden Monaten: „Der europäische Absatzmarkt wird sich weiter eher seitwärts oder abwärts bewegen, positive Impulse sind nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Auch wenn die Brexit-Thematik etwas in den Hintergrund geraten ist, sind wir von einer Lösung immer noch weit entfernt.“
Diesel-Absatz weiter unter DruckAuch im April setzte sich der nun schon seit 2015 anhaltende Abwärtstrend beim Absatz von Diesel-Neuwagen fort: Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw in den fünf größten EU-Märkten (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) sanken im April um 13 Prozent – das ist allerdings der geringste Rückgang seit August 2018, als die Umstellung auf WLTP einen kurzzeitigen Absatzboom entfachte. Auch in Österreich verlangsamt sich der Abwärtstrend: Im April schrumpfte der Absatz von Diesel-Pkw um 2,6 Prozent, seit Jahresbeginn ergibt sich hingegen ein Minus von 13,3 Prozent.
Während in Deutschland und Österreich nur noch leichte Absatzeinbußen registriert wurden, geht es im Süden Europas nach wie vor kräftig abwärts: In Frankreich sanken die Diesel-Neuzulassungen um 17 Prozent, in Italien um 22 Prozent und in Spanien sogar um 24 Prozent.
„Der Diesel-Antrieb hat nach wie vor einen schweren Stand“, beobachtet Schwartz. „In Märkten mit einem hohen SUV-Anteil dürfte sich der Marktanteil von Selbstzündern etwa bei einem Drittel einpendeln, in Märkten, auf denen das Kleinwagen- bzw. Kompaktsegment dominieren, geht es eher in Richtung ein Viertel.
Diesel-Marktanteil
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YTD 2019 |
YTD 2018 |
Italien |
43% |
55% |
Österreich |
39% |
41% |
Frankreich |
34% |
40% |
Top 5 |
33% |
39% |
Deutschland |
33% |
33% |
Spanien |
28% |
38% |
Großbritannien |
28% |
33% |
Absatz von Elektrofahrzeugen steigt im April unterschiedlich starkDer europaweite anhaltende Rückgang von Diesel-Neuzulassungen sorgt für steigende CO2-Emissionen – und macht damit hohe Strafzahlungen immer wahrscheinlicher. Daher ruhen die Hoffnungen der Autoindustrie auf dem Elektroantrieb.
Im April stieg der Absatz von Elektroautos (einschließlich Plug-in-Hybriden) in den Top-5-Märkten um 34 Prozent, in Österreich um 32 Prozent. Das stärkste Wachstum wurde in Italien registriert, wo sich die Neuzulassungen fast vervierfachten – allerdings von einem sehr niedrigen Ausgangsniveau. Überdurchschnittlich stark stieg der Absatz auch in Frankreich (+60 Prozent), während in Großbritannien ein Rückgang um 11 Prozent gemessen wurde.
Der Marktanteil von Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen kletterte in den Top-5-Märkten im Vergleich zum Vorjahresmonat von 1,4 auf 1,9 Prozent, in Österreich von 2,3 auf 2,8 Prozent. Insgesamt wurden in den Top-5-Märkten etwa 18.500 Elektroautos und Plug-in-Hybride neu zugelassen – bei insgesamt etwa 950.000 Pkw-Neuzulassungen. In Österreich kommen knapp 3.900 Elektroautos auf insgesamt etwa 113.000 neu zugelassen Pkw.
Von den sechs analysierten Absatzmärkten (Top 5 sowie Österreich) wies im März Österreich mit 2,8 Prozent den höchsten Marktanteil von Elektrofahrzeugen auf. In Italien und Spanien liegt der Marktanteil hingegen unter der 1-Prozent-Marke. Die Zahl der Neuzulassungen der neuen Modelle aus dem gehobenen bzw. Premium-Segment – Tesla Model 3, Audi e-tron und Jaguar I-PACE – war in den Märkten, von denen es detaillierte Daten gibt, im April recht überschaubar: So wurden in Deutschland, Spanien, Österreich, Italien und Frankreich insgesamt 1.107 Model 3 neu zugelassen, der e-tron kam auf 188 Neuzulassungen, beim I-PACE waren es 155. Deutlich mehr Neuzulassungen wurden in diesen Märkten beim Renault ZOE gezählt (insgesamt 2.977). Der BMW I3 kam auf knapp auf 1.000 Neuzulassungen. In Österreich hatte es das Model 3 im März noch mit 703 Neuzulassungen unter die Top 5 in der Neuzulassungsstatistik geschafft, im April wurden hingegen nur noch 142 Model 3 neu zugelassen.
„Der Durchbruch der Elektromobilität lässt weiter auf sich warten“, beobachtet Schwartz. „Allerdings sind die immer noch recht niedrigen Verkaufszahlen von E-Autos zu einem erheblichen Teil auch auf Produktionsengpässe zurückzuführen. Grundsätzlich haben attraktive Elektrofahrzeuge durchaus das Zeug, deutlich höhere Verkaufszahlen zu erzielen und nennenswerte Marktanteile einzufahren. Im Lauf dieses und des kommenden Jahres werden die Hersteller die Produktion weiter steigern, zudem kommen neue Modelle dazu, die das Potenzial haben, für einen spürbaren Schub bei den Absatzzahlen zu sorgen. Dann wird die Elektromobilität endlich die Nische verlassen.“
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2017/2018 einen Umsatz von 143 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 270.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.