- Emissionsvolumen stieg im ersten Quartal um 89 Prozent, Zahl der IPOs legte weltweit um elf Prozent zu
- Vor allem asiatischer Markt entwickelte sich im ersten Quartal trotz Corona-Krise stark
- Alternative Wege an die Börse geraten in den Fokus
- Kein Börsengang an der Wiener Börse im ersten Quartal
- Anstieg der IPO-Aktivität für die zweite Jahreshälfte erwartet
Wien, 26. März 2020. Trotz der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus zeigte sich der weltweite IPO-Markt in den ersten drei Monaten des Jahres in ordentlicher Verfassung: Insgesamt wagten im traditionell wenig aktiven ersten Quartal weltweit 235 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – elf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Emissionsvolumen kletterte sogar um 89 Prozent auf 28,5 Milliarden US-Dollar. Trotz der Corona-Krise stieg die weltweit registrierte Zahl der IPOs im Verlauf des ersten Quartals sogar kontinuierlich: von 75 im Januar über 77 im Februar auf 83 im März.
Der Grund für das starke Plus ist der IPO-Markt in Asien: 68 Prozent aller weltweiten Börsengänge im ersten Quartal fanden in Asien – besonders in Shanghai und dem Juniormarkt STAR – statt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Zahl der Börsengänge an asiatischen Börsenplätzen um 13 Prozent auf 159, das Emissionsvolumen hat sich auf 18,1 Milliarden US-Dollar sogar verdoppelt.
Das sind Ergebnisse des aktuellen weltweiten IPO-Barometers der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.
In Europa und den USA gab es in der zweiten Monatshälfte nur noch einen einzigen Börsengang – das IPO des schwedischen Medizintechnik-Unternehmens Monivent. „In den westlichen Märkten geriet der IPO-Markt gegen Ende des ersten Quartals ins Stocken. Die Corona-Pandemie in dieser Geschwindigkeit und Dimension kam für die allermeisten Marktteilnehmer ziemlich überraschend“, stellt Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich, fest. „Es herrschte lange die Erwartung, dass die Auswirkungen auf Asien beschränkt sein würden. Zudem sorgte nicht zuletzt die Entspannung im US-chinesischen Handelsstreit für Rekordstände an den internationalen Börsen – entsprechend positiv entwickelten sich die IPO-Märkte zu Jahresbeginn.“
Anstieg der Emissionsvolumen in allen RegionenBemerkenswert ist, dass China trotz der starken Ausbreitung des Virus und teils massiver Beschränkungen des öffentlichen Lebens im ersten Quartal weiterhin der aktivste IPO-Markt weltweit war: Insgesamt 90 Börsengänge wurden in China (einschließlich Hongkong) gezählt – 23 mehr als im Vorjahreszeitraum. In den USA lagen die Aktivitäten mit 24 Transaktionen auf dem Vorjahresniveau, in Europa sank die Zahl der Börsengänge von 24 auf 18.
Auch beim Emissionsvolumen hatte China im ersten Quartal die Nase vorn: Insgesamt sammelten die Neulinge an den chinesischen Börsen 13,2 Milliarden US-Dollar – etwa doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. In den USA kletterte das Emissionsvolumen immerhin um 39 Prozent auf 7,3 Milliarden US-Dollar, in Europa lag es bei 1,2 Milliarden US-Dollar – was gut einer Verdreifachung gegenüber dem sehr schwachen ersten Quartal des Vorjahres entsprach.
Alternative Wege an die Börse„Der weltweite IPO-Markt ist zunächst gut ins Jahr gestartet“, sagt Schwartz. „Die zunehmende Verschärfung der Corona-Krise und die enorme Volatilität an Börsen bremste die IPO-Aktivität aber besonders im stark exportorientierten Europa.“ Einige Unternehmen auch hierzulande standen nach Schwartz‘ Beobachtung kurz davor, ihre Börsenpläne öffentlich zu machen: „Börsenkandidaten und Investoren wurden von der Zuspitzung der Corona-Krise kalt erwischt. In den kommenden Monaten dürften aber auch in Europa und den USA Unternehmen mit sehr belastbaren Geschäftsmodellen in ausgewählten Sektoren wie Healthcare und Technologie weiterhin den Schritt aufs Parkett wagen“, erwartet Schwartz.
„Alternative Wege an die Börse, die eine Kapitalaufnahme und die Aufnahme der Börsennotiz zeitlich voneinander trennen, dürften jetzt stärker in den Fokus geraten,“ erwartet Schwartz. So hat beispielsweise das Tübinger Biotechnologie-Unternehmen Immatics im März öffentlich angekündigt, zunächst mit einem bereits börsennotierten Unternehmen (sog. Special Purpose Akquisition Company – kurz SPAC) zu fusionieren und sich anschließend zum Handel an der Nasdaq zu registrieren. Ein weiterer alternativer Weg sind direkte Notierungsaufnahmen, sogenannte Direct Listings, die gerade Technologieunternehmen öfter in Erwägung ziehen. „Die Ziele dabei sind, für Investoren in einem ersten Schritt einen liquiden Markt zu schaffen und Investitionen in die Börsenfitness zu sichern. Die Kapitalaufnahme erfolgt dabei zeitlich getrennt vor oder nach dem Börsengang“, so Schwartz.
Möglicherweise öffne sich in der zweiten Jahreshälfte das IPO-Fenster aber auch wieder, sagt Schwartz: „Sollte sich die zuletzt gute Entwicklung in China fortsetzen und die konzertierten Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken greifen, ist mit steigenden IPO-Aktivitäten aus der mittlerweile aufgestauten IPO-Pipeline zu rechnen“. Und auch in anderen Regionen werde es immer wieder Kandidaten geben, die auch in diesen Krisenzeiten als attraktive Börsenkandidaten gelten können, zumal nicht alle Branchen gleichermaßen betroffen sind. „Einige Branchen – etwa der Gesundheitssektor – geraten gerade jetzt wieder stärker in den Fokus der Investoren.“
Größter Börsengang in ChinaNachdem im Vorjahreszeitraum weltweit kein einziger Deal oberhalb der Ein-Milliarde-Grenze gezählt worden waren, gab es im ersten Quartal dieses Jahres immerhin sechs derart große Transaktionen. Der weltweit größte Börsengang im ersten Quartal war das IPO des chinesischen Hochgeschwindigkeitsbahnbetreibers Beijing-Shanghai High Speed Railway, das im Januar 4,4 Milliarden US-Dollar einbrachte. Die zweitgrößte Transaktion fand ebenfalls im Januar in Thailand statt: Der Einzelhändler und Shopping-Mall-Betreiber CRC erlöste bei seinem Börsendebüt 2,3 Milliarden US-Dollar. Der US-amerikanische Arzneimittelentwickler PPD erzielte im Februar ein Emissionsvolumen von 1,9 Milliarden US-Dollar. Die größte Transaktion in Europa war der Börsengang von Calisen, einem britischen Hersteller intelligenter Stromzähler mit einem Volumen von 436 Millionen US-Dollar.
Kein Börsengang in Österreich – jedoch Kapitalerhöhungen bei vier UnternehmenIm bisherigen Jahresverlauf gab es zwar keine IPOs in Wien, dafür haben vier Unternehmen den Kapitalmarkt als Finanzierungsquelle genützt und frische Aktien begeben. Die S Immo AG war dabei die größte Transaktion mit einem Volumen von 149 Millionen Euro.
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2018/2019 einen Umsatz von 160 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 270.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.