- Anteil der weiblichen Vorstandsmitglieder der im Wiener Börsen Index (WBI) gelisteten österreichischen Unternehmen sinkt von 7,9 auf 7,3 Prozent
- Von 192 Vorständen sind aktuell 14 Frauen – Anfang des Jahres waren noch 15 von 190 Gremiumsmitgliedern weiblich
- Frauenanteil in Aufsichtsräten steigt hingegen weiter auf 28,6 Prozent – in 48 der 55 untersuchten Unternehmen gibt es mittlerweile mindestens eine Frau
- Trotz Fortschritts muss jeder fünfte der Quotenregelung unterliegende Aufsichtsrat den Frauenanteil im Gremium erhöhen
Wien, 1. September 2021. Die Anzahl weiblicher Vorstandsmitglieder in Österreichs börsennotierten Unternehmen (Stichtag 1. August 2021) ist im Vergleich zum Jahresanfang 2021 (Stichtag 1. Jänner 2021) um eine Frau gesunken. Somit stehen in den im Wiener Börse Index notierten heimischen Unternehmen 14 weibliche Vorstandsmitglieder 178 männlichen gegenüber. Im Vergleich zur letzten Analyse bedeutet das einen leichten prozentuellen Rückgang von 7,9 auf 7,3 Prozent.
In Aufsichtsräten gab es hingegen erneut einen leichten Anstieg des Frauenanteils von 27,8 auf 28,6 Prozent – das bedeutet einen neuen Höchststand. Damit ist bereits mehr als jedes vierte Aufsichtsratsmitglied der österreichischen WBI-Unternehmen aktuell eine Frau. Vor fünf Jahren lag der Anteil noch bei 18,2 Prozent. Gegenüber Jänner 2021 ist die Zahl der weiblichen Aufsichtsräte um vier gestiegen – bei gleicher Anzahl an Aufsichtsräten insgesamt. In den Aufsichtsgremien sind damit 149 Frauen (28,6 %) und 372 Männer (71,4 %) vertreten.
Zu diesen Ergebnissen kommt das Mixed Leadership Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dafür werden halbjährlich die Strukturen von Vorständen und Aufsichtsräten der im Wiener Börse Index gelisteten österreichischen Unternehmen analysiert.
„Beim Blick auf den Frauenanteil in den Vorständen der österreichischen börsennotierten Unternehmen zeigt sich seit mehreren Jahren das gleiche triste Bild der Stagnation: Das massive Ungleichgewicht scheint einzementiert, Frauen bleiben exotische Ausnahmen in Chefetagen. Aktuell sind immer noch mehr als drei Viertel der Vorstände reine Männervereine, insgesamt ist nur rund jedes 14. Vorstandsmitglied eine Frau. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass der Aufstieg für Frauen in die Vorstandsetagen weiterhin sehr schwierig ist und die Unterstützung von Politik, Unternehmen und vermutlich auch vom persönlichen Umfeld oft fehlt“, kommentiert Helen Pelzmann, Partnerin (EY Law) und Verantwortliche für die Initiative „Women. Fast Forward“ bei EY Österreich, die Ergebnisse.
„Obwohl Unternehmen immer stärker den Wert und die Notwendigkeit von vielfältig zusammengestellten Teams erkennen und auch wissen, dass sie im ‚War for Talents‘ nicht auf Frauen verzichten können, scheuen sie diesen Veränderungsprozess noch in den obersten Leitungsfunktionen oder forcieren diesen zumindest nicht nachdrücklich genug. Dadurch entsteht ein Teufelskreis: Es ist erwiesen, dass gerade inspirierende Role-Models talentierte Frauen auf ihrem Karriereweg bestärken und ermutigen, den Aufstieg trotz Hindernissen auf sich zu nehmen – ohne weibliche Vorbilder in den Vorstandsetagen fehlt dieser motivierende Antrieb“, so Pelzmann.
Pelzmann weiter: „Wenn vermehrt Frauen in einem Unternehmen die Karriereleiter hinaufsteigen, ist das ein wichtiger Indikator für eine offene und moderne Unternehmenskultur. Die verschiedenen Perspektiven und Arbeitsweisen unterschiedlicher Geschlechter führen oftmals zu effektiveren und effizienteren Prozessen und damit zu größerem Erfolg als bei homogenen Teams. Es ist erwiesen, dass ein Mehr an Diversität einen positiven Einfluss auf die finanzielle Performance sowie die Zufriedenheit von Mitarbeiter:innen und Kund:innen gleichermaßen hat“.
Gerade die Coronakrise habe Frauen vor zusätzliche Herausforderungen gestellt, da sie sich vermehrt um familiäre beziehungsweise haushaltsbezogene Aufgaben gekümmert hätten, so Pelzmann. Die Erfahrungen der Pandemiezeit könnten jedoch als Anstoß genommen werden, bessere Rahmenbedingungen für flexibles Arbeiten zu schaffen: „Die Umstellung auf Remote Work hat sowohl die Digitalisierung als auch Flexibilisierung der Arbeitswelt um Jahre nach vorne gebracht. Es hat sich gezeigt, dass auch eine zeit- und ortsunabhängige Arbeitsweise mit den richtigen Tools und Rahmenbedingungen gut möglich ist. Unternehmen sind gefordert, die richtigen Schlüsse für ein flexibles Arbeitsumfeld zu ziehen und so auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Positiv auf die Karrieremöglichkeiten von Frauen wirkt sich das aber nur dann aus, wenn diese nicht den Löwenanteil bei Haushalt und Kinderbetreuung tragen, sondern eine ausgewogene Aufteilung gelebt wird“, sagt Pelzmann.
„Die Schwangerschaft ist für viele Frauen entweder eine Bremse oder sogar die Endstation auf ihrem Karriereweg – in den meisten Fällen nicht aus Überzeugung, sondern aus Alternativlosigkeit. Der Wiedereinstieg in das Berufsleben erfolgt danach oft nur auf Teilzeitbasis, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu garantieren. Und auf Teilzeitbasis die Karriereleiter hochzuklettern ist oft schwierig. Ein flexibles Arbeitsumfeld, mehr Unterstützung von der Politik bei der Kinderbetreuung sowie mehr Akzeptanz von den Unternehmen für die Väterkarenz sind nur einige der möglichen Lösungen“, sagt Pelzmann.
Die meisten Frauen sind momentan in den Chefetagen in der Konsumgüterbranche anzutreffen, wo ihr Anteil bei 23,5 Prozent liegt. An zweiter Stelle folgt die IT-Branche (9,1 %) und an dritter Stelle die Finanzbranche (7,4 %). Keine einzige Vorständin gibt es in fünf Branchen: Automobil, Immobilien, Rohstoffe, Telekommunikation und Transport.
Mehr als jedes vierte Aufsichtsratsmitglied in WBI-Unternehmen ist weiblichDer Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder ist hingegen weiter gestiegen: Seitdem mit 1. Jänner 2018 die gesetzliche Genderquote von 30 Prozent in Kraft getreten ist, erhöhte sich der Frauenanteil in den Kontrollgremien der österreichischen WBI-notierten Unternehmen deutlich und kontinuierlich von 19,0 auf 28,6 Prozent – das bedeutet einen neuen Höchststand. Gegenüber dem Jahresanfang ist der Anteil der Frauen in den Aufsichtsräten der österreichischen WBI-Unternehmen leicht von 27,8 auf 28,6 Prozent gestiegen. Von den derzeit 521 Aufsichtsratsmitgliedern der im WBI notierten österreichischen Unternehmen sind 149 Frauen. Gegenüber Jänner 2021 ist die Anzahl der weiblichen Aufsichtsräte bei gleichbleibender Gesamtzahl um vier gestiegen. In 48 der 55 untersuchten Unternehmen gibt es aktuell mindestens eine Frau im Aufsichtsrat – in 39 Unternehmen gibt es sogar zwei weibliche Aufsichtsratsmitglieder.
„Bei der Einführung der Quotenregelung für Aufsichtsräte gab es viele Bedenken und Diskussionen. Auch wenn Quoten sicher kein Allheilmittel sind, sehen wir in diesem Fall einen ganz klaren Effekt: Seit der Einführung vor drei Jahren ist der Frauenanteil in den Kontrollgremien deutlich gestiegen. Die Quote hat die Themen Diversität und Gleichstellung deutlich weiter nach oben auf der Unternehmens-Agenda gehievt und damit ihren Zweck erfüllt, das Bewusstsein zu schärfen und gezielter nach geeigneten weiblichen Gremiumsmitgliedern zu suchen", so Pelzmann.
Aufholbedarf trotz Fortschritt: Jeder fünfte Aufsichtsrat, der der Quotenregelung unterliegt, erfüllt die Quote noch nichtTrotz deutlicher Fortschritte bei der ausgewogenen Besetzung von Aufsichtsräten gäbe es immer noch Aufholbedarf, so Pelzmann: „Die Genderquote zeigt Wirkung, es gibt 48 weibliche Aufsichtsratsmitglieder mehr als zum Zeitpunkt des Inkrafttretens. Dieser Zuwachs ist zu einem überwiegenden Teil darauf zurückzuführen, dass jene österreichischen im WBI notierten Unternehmen, die die Quote erfüllen müssen, mehr Aufsichtsratsposten an Frauen vergeben haben. Allerdings ist das Ziel noch nicht erreicht. Fast jedes fünfte verpflichtete österreichische Unternehmen muss die Frauenquote im Aufsichtsrat bei der nächsten Wahl erhöhen“.
Am höchsten ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder wie im Vorjahr in der Energiebranche (35,5 %), wo jedes dritte Aufsichtsratsmitglied eine Frau ist. Ähnlich hoch ist der Anteil in der Finanz- (33,1 %), Immobilien- (28,9 %) und IT-Branche (26,9 %).
In eigener Sache: Frauenanteil bei EYMit Stichtag 1. August 2021 waren von den 38 Partnern von EY Österreich acht Frauen – das entspricht einem Anteil von 21 Prozent. Auf Management-Ebene liegt der Frauenanteil aktuell bei 44 Prozent. EY möchte den Frauenanteil auf Führungsebene weiter systematisch vergrößern und baut dabei auf Programme, die teilweise bereits seit mehreren Jahren schon bei der Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ansetzen. Der Frauenanteil in der gesamten Belegschaft von EY Österreich liegt momentan bei 56 Prozent.
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2019/2020 einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 280.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.