- Pkw-Absatz in der EU sinkt im September auf den niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende – in Österreich gab es einen Einbruch um 42 Prozent
- Vorheriger WLTP-bedingter Zulassungsboom und eingeschränktes Angebot führen zu massiven Rückgängen auf den meisten Märkten
- Diesel-Marktanteil sinkt stark
- Absatzplus bei Elektroautos schwächt sich weiter ab
Wien, 17. Oktober 2018. Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in der EU sank im September um fast ein Viertel – und damit so stark wie noch nie zuvor in einem September. Die Zahl der neu zugelassenen Pkw lag mit knapp 1,1 Millionen auf dem niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende. Der österreichische Neuwagenmarkt brach sogar um 42 Prozent ein.
Der Grund für den massiven Rückgang ist die Umstellung auf den WLTP-Prüfstandard – seit dem 1. September dürfen in Europa nur noch Fahrzeuge verkauft werden, die nach den neuen WLTP-Regeln zugelassen wurde. Daher hatten einige Autohersteller im Vorfeld der Umstellung noch im großen Stil alte NEFZ-Modelle in den Markt gedrückt – und sie entweder mit hohen Rabatten an Endkunden verkauft oder als Eigenzulassungen auf die Höfe der Händler gestellt.
Besonders stark gesunken sind im September die Neuzulassungen bei denjenigen Autobauern, die im September noch am stärksten zugelegt hatten: So sank die Zahl der EU-weiten Neuzulassungen von Fahrzeugen der Renault-Gruppe um 27 Prozent, beim Fiat-Konzern betrug das Minus 32 Prozent, beim Volkswagenkonzern lag das Minus sogar bei 48 Prozent.
Die Autoindustrie muss sich nach Einschätzung von Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, auf weitere schwierige Monate einstellen: „Es war zu erwarten, dass auf den Zulassungsboom im August ein massiver Einbruch beim Neuwagenabsatz folgen würde. Die Flaute wird voraussichtlich auch im Oktober noch anhalten, denn neben vorgezogenen Käufen dürfte auch das stark eingeschränkte Angebot eine Rolle spielen: Einige Modelle sind noch nicht nach dem neuen Prüfstandard zertifiziert und daher nicht verfügbar. Zum Ende des Jahres wird sich die Situation voraussichtlich aber wieder normalisiert haben.“
Diesel-Marktanteil stabilisiert sich auf niedrigem Niveau
Im September brachen die Neuzulassungen von Diesel-Pkw in den fünf größten EU-Märkten (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) um 40 Prozent ein und damit noch erheblich stärker als der Gesamtmarkt, der in diesen Ländern um insgesamt 22 Prozent schrumpfte. In Österreich schrumpfte der Diese-Absatz sogar um 51 Prozent.
Nachdem der Diesel-Marktanteil sich in den Vormonaten in den Top 5 Märkten bei knapp über 37 Prozent stabilisiert hatte, sank er im September deutlich auf 33,6 Prozent – das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10 Prozentpunkte. In Österreich ging der Diesel-Marktanteil gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,5 Prozentpunkte auf 39,2 Prozent zurück.
„Die öffentliche Debatte über den Diesel und erste Fahrverbote hat in den vergangenen Wochen an Intensität gewonnen – damit stieg auch wieder die Unsicherheit für potenzielle Autokäufer“, beobachtet Schwartz. „Zudem kündigen immer mehr Autohersteller den Ausstieg aus dieser Technologie an. Diese Entwicklung ist umso bitterer, als neue Dieselmotoren der Euro 6d-Temp-Norm sauber, hoch effizient und grundsätzlich ein wichtiger Pfeiler einer Strategie zur Senkung der CO2-Emissionen sind. Angesichts des starken Rückgangs des Diesel-Marktanteils bleibt nun zur Erreichung der von der EU beschlossenen CO2-Ziele eigentlich nur ein massiver Anstieg der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen. Und davon sind wir derzeit weit entfernt.“
Wachstum bei Elektrofahrzeugen lässt nach Die Neuzulassungen von Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen stiegen im bisherigen Jahresverlauf in den größten fünf Märkten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent. Dabei lag das Wachstum bei Hybrid-Fahrzeugen mit 38 Prozent deutlich höher als bei Elektrofahrzeugen, die nur um 29 Prozent zulegten. In Österreich legten diese alternativen Antriebe im bisherigen Jahresverlauf um gerade einmal 17 Prozent zu, wobei sich der Hybrid-Absatz mit plus 21 Prozent deutlich besser entwickelte als der Absatz von Elektroautos, der nur um knapp 10 Prozent stieg.
Im dritten Quartal hat die Wachstumsdynamik bei Elektrofahrzeugen sowohl in den Top 5 Märkten als auch in Österreich zudem spürbar nachgelassen: Nachdem die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos im ersten Halbjahr in den Top 5 Märkten noch um 33 Prozent gestiegen war, wurde im dritten Quartal nur noch ein Wachstum von 21 Prozent registriert – im September legten die Elektro-Neuzulassungen sogar nur um 12 Prozent zu. In Österreich war im ersten Halbjahr noch ein Wachstum von 15 Prozent registriert worden – im dritten Quartal stagnierte der Absatz von Elektroautos hingegen auf dem Vorjahresniveau.
Der Marktanteil von Elektrofahrzeugen lag in den Top 5 Märkten im September bei gerade einmal 1,0 Prozent, in Österreich hingegen aufgrund des extrem schwachen Gesamtmarkts bei 3,2 Prozent. Hybrid-Modelle kamen in den Top 5 Märkten immerhin auf einen Anteil von 5,9 Prozent, in Österreich lag der Marktanteil bei 3,2 Prozent. „Hybridfahrzeuge spielen europaweit am Markt gerade im gehobenen Segment inzwischen durchaus eine ernstzunehmende Rolle; Elektroautos sind hingegen in den meisten Märkten weiter reine Nischenmodelle“, beobachtet Schwartz. „Und es wird noch einige Jahre dauern, bis wir hier ein relevantes Niveau erreichen. Noch stehen zu wenige Modelle zur Auswahl, die Preise sind zu hoch, die Reichweiten zu gering und die Ladeinfrastruktur ist immer noch unzureichend.“ Obendrein seien bei einigen Modellen die Bestellzeiten sehr lang.
Die aktuelle Modelloffensive gerade der deutschen Konzerne und die Investitionen in eine bessere Ladeinfrastruktur werde aber mittelfristig zu einem deutlichen Wachstum der Absatzzahlen von Elektrofahrzeugen führen, ist Schwartz überzeugt: „Im Premiumsegment und bei Dienstwagen wird es in den kommenden Jahren deutliche Verschiebungen hin zur Elektromobilität geben. Das wird dann auch auf die übrigen Marktsegmente ausstrahlen. Ob diese Veränderungen aber ausreichen werden, um die jüngst von den EU-Umweltministern formulierten und sehr ambitionierten CO2-Ziele zu erreichen, ist fraglich.“
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2016/2017 einen Umsatz von 131 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 250.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.