- Pkw-Absatz in der EU deutlich reduziert – vorgezogene Neuzulassungen hatten im Dezember zu Absatz-Boom geführt
- CO2-Emissionen sinken stark
- Weiteres Wachstum bei Elektroautos vor allem ab Mitte 2020 erwartet
Wien, 18.02.2020. Auf den Neuzulassungsboom zum Jahresende 2019 folgte im Jänner 2020 ein kräftiger Rückgang: EU-weit sank die Zahl der Neuzulassungen im Jänner gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,5 Prozent. In Österreich sank der Absatz sogar um 9,1 Prozent.
„Wie erwartet hat sich der Neuwagenmarkt im Jänner schwach entwickelt“, stellt Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, fest. „Der Hauptgrund für den Rückgang war der sehr starke Vormonat. Denn die Fahrzeuge, die zum Jahresende von den Herstellern in den Markt gedrückt worden waren – zum Teil als Tages- und Eigenzulassungen, zum Teil mit Rabatten – fehlten im Jänner in der Statistik.“ Im Hinblick auf die ab dem 01.01.2020 geltenden EU-Vorgaben zum CO
2-Ausstoß hatten die Hersteller im großen Stil Neuzulassungen gerade im SUV- und Geländewagen-Segment vorgezogen, damit diese Fahrzeuge nicht ab Jänner ihre CO
2-Bilanz belasten.
„Der Neuwagenmarkt ist derzeit zu einem erheblichen Teil von den neuen EU-Emissionsvorgaben beeinflusst“, fasst Schwartz zusammen. „Die Autokonzerne haben spätestens seit Anfang dieses Jahres ein großes Interesse daran, vorwiegend Neuwagen mit niedrigen CO
2-Emissionen an Kunden zu übergeben. Denn je niedriger der Flottenausstoß, desto geringer ist das Risiko hoher Strafzahlungen.“
Aufgrund des gesunkenen Marktanteils großer Fahrzeuge mit hohen CO
2-Emissionen und des gleichzeitig stark gestiegenen Marktanteils elektrifizierter Fahrzeuge zeigte sich in einigen Ländern, für die entsprechende Angaben vorliegen, ein deutlicher Rückgang der CO
2-Emissionen der Neuwagenflotte. In Deutschland sank der durchschnittliche CO
2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw im Vergleich zu Dezember 2019 um 2,8 Prozent von 155,9 auf 151,5 g/km. In Frankreich wurde sogar ein Rückgang um 15 Prozent von 112,9 auf 96,0 g/km registriert.
Elektro boomtDer Grund für den besonders starken Rückgang der Emissionen gerade in Frankreich ist der enorme Anstieg der Neuzulassungen elektrifizierter Neuwagen: Die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos hat sich in Frankreich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht (plus 258 %), bei den Plug-in-Hybriden wurde ein Anstieg um 226 Prozent verzeichnet. Insgesamt war jeder neunte Neuwagen in Frankreich im Jänner ein Modell entweder mit Elektro- oder mit Plug-in-Hybrid-Antrieb, der Marktanteil lag bei 10,9 Prozent – nach 2,7 Prozent im Jänner 2019. Auch in den anderen wichtigen Märkten waren starke Zuwächse zu verzeichnen, die Marktanteile erreichten fast überall Rekordmarken: In Deutschland und Großbritannien haben sich die Neuzulassungen elektrifizierter Fahrzeuge mehr als verdoppelt, in Spanien fast verdreifacht, in Italien sogar mehr als verfünffacht. „Der Jänner brachte einen massiven Anstieg des Marktanteils elektrifizierter Modelle“, stellt Schwartz fest. „Der Absatz reiner Elektroautos hat sich in den fünf größten westeuropäischen Märkten mehr als verdoppelt, die Zulassungen von Plug-in-Hybriden haben sich sogar mehr als verdreifacht. Dieser Boom ist eine Folge der Emissionsvorgaben der EU.“
In Österreich verlief die Entwicklung deutlich weniger dynamisch: Die Neuzulassungen reiner Elektroautos steigen gerade einmal um 37 Prozent, bei Plug-in-Hybriden wurde hingegen ein Plus von 208 Prozent erzielt. Zusammen kamen Elektroautos und Plug-in-Hybride im Jänner auf einen Marktanteil von 5,5 Prozent – nach 2,7 Prozent im Vorjahr.
In den kommenden Monaten werden neue attraktive Modelle auf den Markt kommen und damit wird es voraussichtlich weitere Marktanteilsgewinne für Elektroautos und Plug-in-Hybride geben, erwartet Schwartz: „Die Verteilung der Antriebsarten wird sich weiter verschieben – weg von Verbrennern, hin zu Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden. Gerade letztere erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, da hier das Thema ‚Reichweitenangst‘ keine Rolle spielt.“
Ausblick: Weitere Absatzrückgänge in den kommenden MonatenAuch für die kommenden Monate rechnet Schwartz mit einer insgesamt eher schwachen Marktentwicklung: „Die vorgezogenen Neuzulassungen vom Jahresende 2019 werden auch im Februar noch die Statistik belasten.“ Eine Prognose für das Gesamtjahr 2020 sei allerdings schwierig, so Schwartz: „Das konjunkturelle Umfeld ist nicht besonders gut, die Auswirkungen des Corona-Virus sind noch nicht absehbar. Ein Rückgang im mittleren einstelligen Bereich gegenüber dem durch Sondereffekte geprägten starken Vorjahr erscheint daher realistisch. Allerdings gelten die Gesetze des Marktes derzeit nur noch eingeschränkt, denn die Fahrzeuge, die von den Kunden stark nachgefragt werden, sind schlecht für die CO
2-Bilanz und fürs Image der Autokonzerne. Auf der anderen Seite ist das Angebot an Autos mit Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Antrieb noch überschaubar und die Lieferzeiten sind teils sehr lang. Obendrein ist auch die tatsächliche Nachfrage nach E-Autos noch überschaubar, wenngleich die inzwischen erhöhte Umweltprämie sicher zusätzliche Impulse setzen wird.“
Diesel-Verkäufe weiter rückläufigAuch ein höherer Anteil neu zugelassener Diesel-Modelle könnte den Herstellern beim Erreichen der CO
2-Ziele helfen – allerdings zeigte der Trend bei den Diesel-Neuzulassungen auch im Jänner nach unten: In den fünf größten westeuropäischen Märkten sank der Absatz von Diesel-Neuwagen um ein Fünftel, der Marktanteil sank von 34,0 auf 29,6 Prozent. In Österreich verringerten sich die Neuzulassungen von Selbstzündern um 13,7 Prozent, der Marktanteil schrumpfte um 2,1 Prozentpunkte auf 38,8 Prozent.
„Der Abwärtstrend beim Diesel ist eine schlechte Nachricht für die Umwelt“, sagt Schwartz. „Denn moderne Diesel sind effizient und sauber. Sie könnten einen wichtigen Beitrag zur Senkung der CO
2-Emissionen leisten. Allerdings haben sich einige Hersteller grundsätzlich von der Diesel-Technologie verabschiedet, und im Kleinwagensegment spielt der Diesel ohnehin aufgrund der teuren Abgasreinigung bald keine Rolle mehr. Weitere Rückgänge sind daher wahrscheinlich.“
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2018/2019 einen Umsatz von 160 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 280.000 Mitarbeitern der inter-nationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Manage-mentberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.