- Neuzulassungen im Dezember stark unter Vorjahres- und Vorkrisenniveau
- Jahresbilanz: Stagnation auf niedrigem Niveau; Deutschland zählt zu den Schlusslichtern
- Auch Elektro-Segment zunehmend vom Chipmangel betroffen – dennoch Rekord-Marktanteil
Wien, 18. Jänner 2022. Auch der letzte Monat des Jahres 2021 konnte den schwächelnden Neuwagenmarkt in der EU keinen Einhalt gebieten – im Dezember ergab sich erneut ein massiver Einbruch um 23 Prozent. Im Vergleich zu Dezember 2019, also noch vor der Pandemie, beträgt der Rückgang 25 Prozent.
Im Dezember lag der Neuwagenabsatz in allen Märkten außer Frankreich (plus 18 %) im Minus. Der österreichische Markt verzeichnete mit einem Absatzrückgang von 26 Prozent einen deutlichen Einbruch, auch die Neuwagenzulassungen im Nachbarland Deutschland entwickelten sich mit einem Absatzrückgang um 27 Prozent wie schon im November überdurchschnittlich schwach.
Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Absatz EU-weit leicht – um zwei Prozent – unter dem Vorjahresniveau, aber deutlich – um 26 Prozent – unter dem Vorkrisenniveau von 2019.
Besserung sei vorerst nicht in Sicht, so Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY: „Omikron bringt nicht nur die nächste Welle der Pandemie, sondern auch neue Unsicherheiten und Risiken für die globalen Lieferketten. Die Chipkrise hat die Autobranche weiterhin fest im Griff, der Bedarf an Halbleitern ist anhaltend hoch, eine Verbesserung der Situation daher aktuell nicht greifbar. 2022 bleibt es wohl weiter schwierig für die Branche. Selbst wenn der Absatz gegenüber 2021 leicht steigt, wäre der Markt weit vom Vorkrisenniveau entfernt. Die Erholung verschiebt sich voraussichtlich auf 2023.“
Für das erste Halbjahr rechnet Preiss sogar mit weiter rückläufigen Neuzulassungen: „Vielleicht können wir im zweiten Halbjahr mit einer leichten Erholung rechnen.“ Nicht zuletzt der Markterfolg von Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden sorge für zusätzliche Engpässe, da in elektrifizierten Pkw noch deutlich mehr Chips verbaut werden als in Verbrenner-Modellen.
Immerhin sei die Nachfrage nach Neuwagen anhaltend groß, so Preiss: „Das wirklich Schwierige an der Situation ist, dass der Bedarf an Autos groß ist, das zeigen auch die steigenden Preise für Gebrauchtwagen. Wer nicht warten kann, weicht auf junge Gebrauchtautos aus, viele Neuwageninteressent:innen warten auch ab.“
Angesichts der weiter stark beeinträchtigten Neuwagenproduktion werden aus Preiss‘ Sicht sowohl die Neuwagenpreise als auch die Gebrauchtwagenpreise auf einem hohen Niveau bleiben. „Die Nachfrage übersteigt das Angebot, Rabatte sind aktuell aus Sicht der Autobauer nicht sinnvoll. Die Preise werden wohl hoch bleiben.“
Elektro-Marktanteil erreicht Rekordhoch Die Chipkrise bremst auch die Absatzdynamik auf dem eigentlich boomenden Markt für elektrifizierte Neuwagen: Der Absatz von Elektroautos stieg in den fünf größten Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) im Dezember nur noch um elf Prozent, im Gesamtjahr 2021 hingegen um 73 Prozent.
Besonders stark abgebremst wurde die Wachstumsdynamik bei Plug-in-Hybriden. Deren Absatz schrumpfte im Dezember in den Top-5-Märkten um zwölf Prozent, im Gesamtjahr stiegen die Plug-in-Hybrid-Neuzulassungen hingegen um 77 Prozent und damit sogar noch stärker als die Neuzulassungen reiner Elektroautos.
„Die Chipkrise macht sich zunehmend auch im Elektrosegment bemerkbar – der Absatz elektrifizierter Neuwagen könnte deutlich höher sein, wenn die Industrie lieferfähig wäre“, beobachtet Preiss.
Dennoch stieg der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen im Dezember auf ein neues Rekordhoch: 25,2 Prozent aller in den Top-5-Märkten Westeuropas neu zugelassenen Pkw waren entweder Elektroautos (15,6 %) oder Plug-in-Hybride (9,6 %). Im Gesamtjahr 2021 betrug der Anteil elektrifizierter Neuwagen am Gesamtmarkt 18,1 Prozent (2020: 10,1 %).
Deutschland wies im Dezember erneut mit 35,7 Prozent den höchsten Marktanteil elektrifizierter Neuwagen unter den Top-5-Märkten auf, gefolgt von Großbritannien (33,2 %) und Frankreich (20 %). Österreich liegt mit exakt 25 Prozent leicht unter dem Durchschnitt der Top-5-Märkte. In Spanien waren hingegen im Dezember nur 9,7 Prozent der Neuwagen Plug-in-Hybride oder Elektroautos.
Insgesamt erweist sich derzeit die Nachfrage nach elektrifizierten Neuwagen in den deutschsprachigen Ländern als besonders hoch. So lag der gemeinsame Marktanteil von Plug-in-Hybriden und Elektroautos in Deutschland im vergangenen Jahr bei 26,0 Prozent, in der Schweiz bei 22,5 Prozent und in Österreich bei 20 Prozent – und damit höher als im Durchschnitt der westeuropäischen Top-5-Länder: Im Gesamtjahr 2021 lag der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen in den Top-5-Märkten Westeuropas bei 18,1 Prozent – nach 10,1 Prozent im Vorjahr.
Preiss rechnet trotz des Chipmangels mit einem weiteren Anstieg der Neuzulassungen in diesem Segment und mit einem weiter steigenden Marktanteil. „E-Mobilität ist stark im Trend, nicht zuletzt dank Förderungen, Steuervorteilen und der stetig steigenden Anzahl an neuen Modellen mit immer ausgereifteren Technologien“, beobachtet Preiss. „Gerade im Premium-Segment steigt die Reichweite und die Ladezeit sinkt. Das befeuert das Interesse an diesen neuen Modellen und wird für weiter steigende Absatzzahlen sorgen.“
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