- EU-Neuwagenmarkt wächst im April leicht um 1,3 Prozent, bleibt aber deutlich unter Vorkrisenniveau
- Absatz von Elektroautos wächst um ein Drittel, Marktanteil steigt von 11,9 auf 15,7 Prozent
- Schwache Konjunktur, politische Unsicherheiten und hohe Neuwagenpreise: Keine durchgreifende Markterholung in Sicht
Wien, 27. Mai 2025. Der EU-Neuwagenmarkt bleibt im Krisenmodus: Im April stieg der Neuwagenabsatz in der EU zwar um 1,3 Prozent, im bisherigen Jahresverlauf liegen die Neuzulassungen EU-weit allerdings 1,2 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum.
In Österreich stiegen die Neuzulassungen im April überdurchschnittlich stark – um 16,5 Prozent – für die ersten vier Monate des Jahres ergibt sich insgesamt aber nur ein Plus von 7,4 Prozent. Damit bleibt das Absatzniveau weiterhin deutlich – um 19 Prozent – unter dem des Jahres 2019, bevor die Corona-Pandemie und der anschließende Chipmangel für Absatzeinbrüche sorgten.
„Europaweit bleibt die Nachfrage nach Neuwagen auf niedrigem Niveau“, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Obwohl das Marktvolumen stagniert und die Produktionszahlen zu gering sind, um für Auslastung der Fabriken zu sorgen, gibt es bemerkenswerte Veränderungen bei den Marktanteilen der einzelnen Hersteller und den Antriebsarten: Verbrennungsmotoren verlieren deutlich, während Elektroautos und Hybride dazugewinnen.“
Als Gründe für die schwache Autokonjunktur nennt Preiss die anhaltende Rezession bzw. wirtschaftliche Stagnation und deren Auswirkungen wie Investitionszurückhaltung auf Unternehmensseite und die Unsicherheit bezüglich Arbeitsplatz auf Konsument:innenseite. Aber auch die hohen Neuwagenpreise, die nicht zuletzt ein Ergebnis zunehmender Regulierung sind. „Die vielen modernen Technologien, die in heutigen Neuwagen eingebaut werden müssen, verursachen erhebliche Kostensteigerungen.“ Preiss erwartet für das laufende Jahr ein ähnliches Absatzniveau wie im Vorjahr: „Der Markt stagniert, es gibt keinen Fortschritt. Die Industrie muss sich darauf einstellen.“
Deutliches Plus bei E-Autos
Die Neuzulassungen von Elektroautos legten im vergangenen Monat erneut deutlich zu. Die Zahl der neu zugelassenen E-Autos stieg im April im Vergleich zum Vorjahresmonat EU-weit um 34 Prozent, in Österreich sogar um 76 Prozent. Der Elektro-Marktanteil kletterte in der EU von 11,9 Prozent im April 2024 auf 15,7 Prozent und lag damit auch deutlich über dem Durchschnittswert des Gesamtjahres 2024 (13,6 %). In immerhin 22 der 27 EU-Länder stiegen die Elektro-Neuzulassungen. In Österreich stieg der Elektro-Marktanteil von 15,1 auf 22,9 Prozent.
Preiss nennt mehrere Faktoren für die derzeit steigenden Neuzulassungen von Elektroautos: „Einerseits war das Vorjahr in vielen Märkten sehr schwach, was auf dem Papier zu den derzeit hohen Wachstumsraten in der EU beiträgt. Vor allem jedoch haben zahlreiche Hersteller den Preisunterschied zwischen Verbrennern und entsprechenden E-Autos deutlich verringert und bieten für Elektroautos äußerst attraktive Finanzierungs- bzw. Leasingkonditionen an. Zusätzlich gibt es in vielen Ländern Förderungen beim Kauf eines E-Autos sowie steuerliche Vergünstigungen.“
Neuzulassungen von Elektroautos im April
Preiss ruft zur Vorsicht auf: „Es gibt noch keinen Elektro-Boom. Der Marktanteil von E-Autos in der EU ist im Vergleich zum Vorjahr nur um knapp vier Prozentpunkte gestiegen. Wenn der Marktanteil jedes Jahr um vier Prozentpunkte wächst, erreichen wir im Jahr 2035 einen Anteil von 56 Prozent. Das ist weit entfernt von den 100 Prozent, die die EU-Kommission plant. Das Interesse an Elektroautos ist in den meisten EU-Ländern nach wie vor gering – trotz attraktiver Förderprogramme und neuer Modelle mit höheren Reichweiten und besseren Ladeleistungen. Es braucht noch viel Überzeugungsarbeit seitens der Industrie, um die Mehrheit der Kund:innen für diese Antriebstechnologie zu begeistern.“
Wie schon im ersten Quartal konnte der Elektro-Pionier Tesla auch im April nicht vom europaweiten Aufwärtstrend bei Elektroautos profitieren. So sanken die Tesla Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahresmonat um 53 Prozent, der Anteil am Elektro-Markt hat sich von 10,6 auf 3,8 Prozent verringert. Der Anteil am Gesamtmarkt schrumpfte von 1,3 auf 0,6 Prozent.
Im europäischen Vergleich ist zu erkennen, dass in den meisten Ländern deutliche Rückgänge verzeichnet wurden, vor allem in Schweden, den Niederlanden und Dänemark. Andererseits legten die Neuzulassungen von Tesla-Modellen in Irland (bei sehr niedrigen Stückzahlen), Italien und Norwegen im April zu.
Elektro-Marktanteil bleibt im Osten Europas weiterhin sehr niedrig
Einen hohen Anteil am Neuwagenmarkt hatten E-Autos im April erneut vor allem in Nordeuropa und den Benelux-Ländern – auch dank großzügiger staatlicher Fördermaßnahmen. In vielen EU-Ländern sind Elektroautos hingegen nach wie vor ein Nischenprodukt: In immerhin 15 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im April unter zehn Prozent.
Besonders niedrig ist der Marktanteil von Elektroautos in den ost- und südosteuropäischen Ländern: In Kroatien lag er im März z.B. bei gerade einmal 0,7 Prozent, in Rumänien bei 2,2 Prozent. Insgesamt wurden im April in den ost- und südosteuropäischen EU-Ländern nur 6.143 Elektroautos neu zugelassen. Zum Vergleich: In Spanien wurden im April 6.835 Elektroautos zugelassen – mehr als in allen Ländern Ost- und Südosteuropas.
In den skandinavischen und nordeuropäischen Ländern hingegen erfreuen sich Elektroautos großer Beliebtheit: Dänemark wies im April mit 63 Prozent erneut den EU-weit höchsten Marktanteil von Elektroautos auf – vor Finnland (37 %) und Schweden (35 %). Österreich lag mit dem Elektro-Marktanteil von 22,9 Prozent im EU-Vergleich im oberen Mittelfeld.