- EU-Neuwagenmarkt wächst im Mai leicht – um 1,6 Prozent – bleibt aber deutlich unter Vorkrisenniveau
- Österreich: Neuwagenmarkt wächst um knapp 23 Prozent, Elektroautos sogar um 57 Prozent
- EU-Absatz von Elektroautos wächst um ein Viertel, Marktanteil steigt von 12,5 auf 15,4 Prozent
- Für das Erreichen der EU-Ziele müsste das Elektro-Wachstum mehr als doppelt so hoch sein
Wien, 25. Juni 2025. Der EU-Neuwagenmarkt bleibt im Krisenmodus: Im Mai 2025 stieg der Neuwagenabsatz in der EU zwar um 1,6 Prozent, er lag damit aber erneut sehr deutlich – um 19 Prozent – unter dem Vorkrisenniveau von Mai 2019. In absoluten Zahlen: Im Mai 2019 wurden gut 200.000 Neuwagen mehr zugelassen als im vergangenen Monat.
In Österreich wurde hingegen ein überdurchschnittlich starkes Marktwachstum um 22,7 Prozent registriert. Aber auch in Österreich blieb damit das Absatzniveau deutlich – um 20 Prozent – unter dem Vergleichswert von Mai 2019.
„Der Neuwagenabsatz bleibt auf niedrigem Niveau – in ganz Europa ist keine Aufwärtsdynamik erkennbar“, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Die Verkaufszahlen reichen nicht aus, um die Produktionskapazitäten der Werke auszulasten. Der Druck auf die Automobilbranche bleibt daher immens.“
Während der Gesamtmarkt sich auf niedrigem Niveau eher seitlich bewegt, gibt es durchaus relevante Veränderungen bei den Marktanteilen der Konzerne: Im bisherigen Jahresverlauf konnten von den größeren Autokonzernen vor allem Volkswagen und Renault überdurchschnittlich stark wachsen und Marktanteile gewinnen, während insbesondere Stellantis und Tesla Marktanteile abgegeben haben.
Preiss nennt mehrere Ursachen für die schwache Autokonjunktur: „Zum einen belastet die wirtschaftliche Stagnation – sie führt bei Unternehmen zu Investitionszurückhaltung und bei Konsument:innen zu Sorgen um den Arbeitsplatz. Zum anderen wirken sich die hohen Preise für Neuwagen aus, die nicht zuletzt auf eine zunehmende regulatorische Belastung zurückzuführen sind.“ Für das laufende Jahr erwartet Preiss ein ähnlich niedriges Absatzniveau wie 2024: „2025 wird für Europas Automarkt erneut ein schwaches Jahr – und diese Entwicklung dürfte sich als neue Realität für die Branche etablieren.“
Pkw-Neuzulassungen in der EU (Mai)
Größere Veränderungen gab es in einem stagnierenden Gesamtmarkt nicht nur bei den Marktanteilen der einzelnen Autokonzerne. Auch die Antriebstechnologien entwickeln sich sehr unterschiedlich: Reine Benziner (minus 19 %) und Diesel-Modelle (minus 28 %) entwickeln sich schwach und verlieren Marktanteile, während Hybride (plus 16 %) und vor allem Elektroautos (plus 25 %) kräftig wachsen und an Bedeutung gewinnen.
„Der Markt verändert sich, und die Elektromobilität entwickelt sich weiter – auch wenn das Wachstum bei Elektroautos deutlich hinter den Erwartungen von Politik und Industrie zurückbleibt“, erklärt Preiss. „Die ambitionierten, wenn auch zeitlich entzerrten Emissionsziele der EU setzen die Hersteller weiterhin stark unter Druck, den Anteil an E-Autos deutlich zu steigern.“
Anhaltendes Plus bei E-Autos
Immerhin: Die Neuzulassungen von Elektroautos legten im vergangenen Monat erneut deutlich zu. Die Zahl der neu zugelassenen E-Autos stieg im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat EU-weit um 25 Prozent, in Österreich sogar um 57 Prozent. Der Elektro-Marktanteil kletterte in der EU von 12,5 Prozent im Mai 2024 auf 15,4 Prozent und lag damit auch deutlich über dem Durchschnittswert des Gesamtjahres 2024 (13,6 %). In immerhin 22 der 27 EU-Länder stiegen die Elektro-Neuzulassungen. In Österreich stieg der Elektro-Marktanteil von 17,4 auf 22,3 Prozent.
Preiss sieht mehrere Faktoren für den derzeit deutlichen Anstieg der E-Auto-Neuzulassungen in der EU: „Im vergangenen Jahr war die Nachfrage – insbesondere im wichtigen Markt Deutschland – sehr verhalten. Die aktuellen hohen Wachstumsraten sind daher auch dem schwachen Vorjahresvergleich geschuldet.“ So lag der Absatz von Elektroautos im Mai EU-weit zwar 25 Prozent über dem Vorjahreswert, aber nur rund zehn Prozent über dem Stand von Mai 2023.
„Zudem zeigen die intensiven Bemühungen der Hersteller, ihr E-Portfolio attraktiver zu gestalten, zunehmend Wirkung: Der Preisunterschied zwischen Verbrennern und vergleichbaren Elektrofahrzeugen schrumpft, und in vielen Ländern machen Förderungen und steuerliche Vorteile die Anschaffung eines E-Autos finanziell zunehmend interessant. Auch technisch geht es voran: Bei Reichweite und Ladegeschwindigkeit wurden zuletzt spürbare Fortschritte erzielt. Neue Modelle – auch von etablierten westlichen Marken – lassen erkennen, dass das Thema Reichweitenangst bald der Vergangenheit angehören könnte.“
Neuzulassungen von Elektroautos im Mai
Trotz der aktuellen Aufwärtsentwicklung warnt Preiss: „Von einem echten Durchbruch der Elektromobilität kann noch keine Rede sein – dafür schreitet der Fortschritt zu langsam voran. Im Mai stieg der Marktanteil von Elektroautos gegenüber dem Vorjahr lediglich um 2,9 Prozentpunkte. Setzt sich dieses Tempo fort, erreichen wir bis 2035 einen E-Anteil von etwa 44,2 Prozent – weit entfernt von den 100 Prozent, die die EU-Kommission anstrebt. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste das Wachstum mehr als doppelt so hoch ausfallen.“
Wie schon in den Vormonaten konnte der Elektro-Pionier Tesla auch im Mai nicht vom europaweiten Aufwärtstrend bei Elektroautos profitieren. So sanken die Tesla Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahresmonat um 40 Prozent, der Anteil am Elektro-Markt hat sich von 12,8 auf 6,1 Prozent mehr als halbiert. Der Anteil am Gesamtmarkt schrumpfte von 1,6 auf 0,9 Prozent. Im europäischen Vergleich ist zu erkennen, dass die Tesla-Neuzulassungen in den meisten Ländern deutlich zurückgingen, am stärksten in Frankreich und in Portugal. Andererseits legten die Neuzulassungen von Tesla-Modellen in Österreich und vor allem in Norwegen zu – in Norwegen haben sie sich gegenüber dem Vorjahresmonat sogar verdreifacht.
Elektro-Marktanteil bleibt im Osten Europas weiterhin sehr niedrig
Einen hohen Anteil am Neuwagenmarkt hatten E-Autos im Mai erneut vor allem in Nordeuropa und den Benelux-Ländern. In vielen anderen EU-Ländern sind Elektroautos hingegen nach wie vor ein Nischenprodukt: In immerhin 15 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im Mai unter zehn Prozent.
Besonders niedrig ist der Marktanteil von Elektroautos weiterhin in den ost- und südosteuropäischen Ländern: In Kroatien lag er im Mai z.B. bei gerade einmal 0,6 Prozent, in Rumänien bei 4,1 Prozent.
In den skandinavischen und nordeuropäischen Ländern hingegen erfreuen sich Elektroautos großer Beliebtheit: Dänemark wies im Mai mit 61 Prozent erneut den EU-weit mit Abstand höchsten Marktanteil von Elektroautos auf – vor Schweden (37 %) und den Niederlanden (35 %). Deutschland lag mit einem Elektro-Marktanteil von 18,0 Prozent im EU-Vergleich im oberen Mittelfeld.