- Besserung in Sicht: Nach Rekordtief 2020 zeigt sich 2021 Erholung bei den ausländischen Investitionen in Europa
- Frankreich, UK und Deutschland wichtigste Investitionsstandorte – Österreich auf Platz 13
- Zuwachs ausländischer Direktinvestitionen in Österreich um über ein Drittel
- Zielbranche Software & IT Services in Österreich mit mehr als doppelt so vielen Investitionen wie im Vorjahr
- Österreichische Unternehmen investieren vorrangig in Deutschland, UK und der Türkei
Wien, 01. Juni 2022. Von Rekordzahlen ist der Investitionsmarkt zwar immer noch weit entfernt, dennoch zeichnete sich 2021 wieder ein leichtes Plus ab: Europaweit wurden insgesamt 5.877 Investitionsprojekte ausländischer Investor:innen angekündigt, das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders hohe Zuwächse verzeichneten die Türkei (plus 27 %), Portugal (plus 30 %) und vor allem Italien (plus 83 %). Frankreich baute seine Position als Top-Investitionsstandort mit 1.222 Investitionen in Europa aus – vor Großbritannien (993) und Deutschland (841). Während die ersten beiden Länder im Ranking eine Steigerung erzielen konnten, ging der Trend in Deutschland in die entgegengesetzte Richtung: Deutschland verzeichnete einen Rückgang der angekündigten Projekte um zehn Prozent im Jahr 2021.
Österreich konnte sich hingegen über einen Investitionszuwachs freuen: Die Investitionen sind gegenüber 2020 im vergangenen Geschäftsjahr um über ein Drittel (35 %) gestiegen, von 76 auf 103.
Das sind die Ergebnisse des 20. „EY Attractiveness Survey“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY zur Attraktivität des Wirtschaftsraumes Europa und zu tatsächlichen Investitionsprojekten ausländischer Unternehmen in Europa.
Deutschland wichtigster Investitionspartner Österreichs Deutsche Unternehmen erwiesen sich im vergangenen Jahr einmal mehr als Investitionsmotor in Europa: Insgesamt 661 Investitionen führten sie im europäischen Ausland durch, das entspricht einem Anstieg um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mehr Investitionen – insgesamt 1.167 Projekte – führten nur US-Unternehmen durch. Wirft man einen Blick auf Österreich, so zeigt sich, dass auch hierzulande vor allem die deutschen Nachbarn investierten – 2021 waren es 52 Investitionen (2020: 34, 2019: 24). Jedoch auch in Österreich hatte die USA die Nase recht weit vorne und belegte 2021 den zweiten Platz im Investitionsranking (2021: 9, 2020: 11, 2019: 13). Auf den weiteren Plätzen folgten die Schweiz, die Niederlande sowie Japan und Italien.
Deutschland war für heimische Investor:innen unangefochten am attraktivsten – denn die meisten österreichischen Investitionen wurden innerhalb der deutschen Landesgrenzen getätigt (2021: 29, 2020: 31, 2019: 30). Auf Platz zwei folgte Großbritannien (2021: 18), danach die Türkei (2021: 15), Russland (2021: 12) sowie Frankreich (2021: 11). Während die Auslandsinvestitionen 2019 und 2020 sanken (von 107 Projekten auf 99 Projekte), war 2021 wieder ein Anstieg zu beobachten – Österreichs Unternehmen investierten insgesamt in 126 ausländische Projekte.
Dynamik in Westeuropa stärker als in Osteuropa„Für den Investitionsstandort Europa wird das Jahr 2022 zu einer Bewährungsprobe: Angesichts des Krieges in der Ukraine ist zu befürchten, dass die Investitionstätigkeit in den osteuropäischen Ländern zurückgehen und es im gesamten europäischen Raum zu Verschiebungen kommen wird“, prognostiziert Gunther Reimoser, Country Managing Partner bei EY Österreich. Im Osten Europas wurden 2021 etwa so viele Investitionsprojekte gezählt wie im Vorjahr – der pandemiebedingte Rückgang von 2020 konnte also nicht aufgeholt werden. Anders verlief die Entwicklung im Westen und Süden des Kontinents: Hier stieg die Zahl der Investitionsprojekte um sechs Prozent.
„Wir werden in den kommenden Jahren verstärkt Investitionen europäischer Unternehmen in Europa sehen. Davon dürfte der Industriestandort Europa profitieren – in Form zusätzlicher Investitionen vor allem in den Bereichen Produktion und Logistik. Der Heimatmarkt gerät wieder stärker in den Fokus, auch als Produktionsstandort“, erklärt Reimoser. Die meisten südeuropäischen Länder profitieren von der Verlagerungsdynamik, der Regionalisierung der Lieferketten und der Kostensenkung, wie die guten Entwicklungen in Portugal, Italien und der Türkei sowie mit Einschränkungen in Spanien zeigen.
London behauptet Top-Position im Städte-RankingIm europäischen Städte-Ranking konnte London zwar den ersten Platz behaupten, verlor aber im Vergleich zum Vorjahr deutlich an Zustimmung: Nach 43 Prozent im Vorjahr bezeichneten derzeit nur noch 34 Prozent London als einen der drei Top-Standorte in Europa. Im Gegenzug gewann Paris erheblich an Attraktivität (von 18 auf 28 Prozent) und ließ Frankfurt (Rückgang von 23 auf 21 Prozent) hinter sich.
Einen kräftigen Imagegewinn konnte Dublin verbuchen – vermutlich eine Folge des Brexits: Der Anteil der Nennungen stieg von sechs auf 17 Prozent, Berlin belegte mit acht Prozent Platz 13, Wien liegt mit fünf Prozent auf Platz 16.
Transport- und Logistikbranche europaweit mit größten ZuwächsenDie Entwicklung verlief im vergangenen Jahr je nach Branche sehr unterschiedlich: Einem massiven Anstieg in der Fahrzeugindustrie (+65 %) und im Bereich Transport & Logistik (+96 %) stand ein kräftiger Rückgang bei Unternehmensdienstleistungen (-19 %) gegenüber.
„Software & IT Dienstleistungen“ war mit 25 Investitionen in Österreich die begehrteste Zielbranche der Investor:innen, gefolgt von der europaweiten Nummer eins „Transport & Logistik“ mit 13 Investitionen.
Die Pharma-Branche, die im Jahr 2020 ihre Aktivitäten erheblich – um 62 Prozent – gesteigert hatte, hielt 2021 ihr Engagement in Europa relativ stabil, die Zahl der Investitionsprojekte ging nur um vier Prozent zurück (Österreich 2020: 9 Investitionen, 2021: 8 Investitionen). Damit lagen die Investitionen in diesem Sektor weiterhin deutlich über dem Niveau, das vor der Pandemie üblich war.
Investitionen pushen ArbeitsmarktDie Digitalbranche – dazu zählen etwa Digital-Start-ups, Software-Entwickler, Anbieter von Online-Plattformen – war im vergangenen Jahr nicht nur für die meisten Investitionsprojekte in Europa verantwortlich, in dieser Branche wurden auch die meisten neuen Stellen angekündigt – und zwar 74.331. Auf dem zweiten Platz lag die Automobil- und Fahrzeugindustrie mit 58.674 neuen Stellen.
In Österreich wurden durch ausländische Investitionsprojekte 2021 3.692 Arbeitsplätze geschaffen – 2020 waren es nur 1.057. Doch nicht nur im Inland kurbelte Österreich den Jobmotor an, denn österreichische Unternehmen haben im europäischen Ausland im Vorjahr 5.424 Arbeitsstellen ermöglicht.
„Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft steckt die Digitalbranche die Belastungen wie den russischen Angriffskrieg, unterbrochene Lieferketten und schnell steigende Inflation besser weg – was sie zu einem attraktiven und scheinbar sicheren Investitionsziel macht. Durch die hohen Investitionen sind Unternehmen dazu in der Lage, weiterzuwachsen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Einziger Wermutstropfen: Der IT-Fachkräftemangel hat die österreichische Wirtschaft weiterhin fest im Griff, viele der neuen Stellen werden unbesetzt bleiben“, schließt Reimoser.
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.000 Mitarbeitende an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2020/2021 einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 300.000 Mitarbeitenden der internationalen EY-Organisation betreut EY Unternehmen überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.