- Weltweite CEO-Umfrage: So gut wie alle CEOs (98 %) wappnen sich für Abschwung der Weltwirtschaft
- Mehr als jedes zweite Unternehmen (55 %) erwartet eine stärkere und längere Rezession als 2007/2008 nach der Finanzkrise
- Mehr als ein Drittel der Konzerne plant Kostensenkungen (36 %)
- 32 Prozent der Befragten stoppen geplante Investitionen aufgrund der aktuellen Geopolitik völlig, 44 Prozent verschieben diese
Wien, 22. Februar 2023. Während die Pandemie und die weltweiten Lieferkettenunterbrechungen in den Hintergrund treten, entwickeln sich nun die hohe Inflation und die Konjunkturschwäche verstärkt zu den Hauptsorgen von CEOs weltweit. Viele reagieren mit Kostensenkungsmaßnahmen, die auch beim Personal nicht Halt machen: Weltweit planen 36 Prozent der Großunternehmen Umstrukturierungen bzw. Einschnitte bei der Beschäftigung. 28 Prozent der Unternehmen haben vor, auch bei Lohnerhöhungen auszusetzen – trotz Rekord-Inflation. Jedes vierte Unternehmen weltweit plant sogar einen Einstellungsstopp (25 %).
Das sind Ergebnisse der aktuellen „CEO Survey“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY zu aktuellen Prognosen, Herausforderungen und Chancen. Basis der Studie ist eine Umfrage unter 1.200 Vorstandsvorsitzenden in Großunternehmen weltweit.
Dazu Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich: „Unternehmen planen einen Maßnahmenstrauß von Kostensenkungen über Investitionsstopps bis hin zu Einschnitten bei der Beschäftigung, um dem erwarteten Abschwung entgegenzuwirken.“
Weltweit geht jedes zweite Unternehmen von einem starken Abschwung im Jahr 2023 aus. Mehr als die Hälfte (55 %) derjenigen, die sich auf einen anhaltenden Abschwung vorbereiten, befürchten eine Rezession, die hinsichtlich ihrer Länge und Schwere schlimmer ist als die globale Finanzkrise von 2007/08. Gerade einmal zwölf Prozent der Befragten nehmen an, dass sich die konjunkturelle Lage kurzfristig – also etwa zur Jahresmitte – wieder verbessert.
Geopolitik und hohe Kapitalkosten als größte WachstumsrisikenAls größte Herausforderungen sehen CEOs derzeit Unsicherheiten in der globalen Geldpolitik und eine Erhöhung der Kapitalkosten durch die Zinspolitik: Jeweils ein Drittel (32 %) nennt diese als größte Risken für das weitere Wachstum. An Bedeutung verloren haben hingegen aus Sicht der Unternehmen die Corona-Krise und die daraus resultierenden Lieferkettenunterbrechungen: „Viele Unternehmen haben sich an dieser Stelle neu sortiert und sind heute deutlich weniger anfällig. Zumindest beim Lieferkettenthema dürfte sich die Entspannung daher im Jahr 2023 fortsetzen“, so Reimoser. Vielmehr haben nun restriktive regulatorische, handels- und investitionspolitische Maßnahmen (28 %) COVID-19-bezogene Themen (19 %) als Hauptgrund für die Änderung von Investitionsplänen bei den befragten CEOs abgelöst. Infolge dieser verschärften geopolitischen Herausforderungen überprüfen 97 Prozent der Befragten ihre Pläne, wobei 44 Prozent geplante Investitionen aufschieben und fast ein Drittel (32 %) geplante Investitionen ganz stoppt.
Fast ein Drittel (32 %) der Befragten hält die Ungewissheit über die Ausrichtung der Geldpolitik und einen Anstieg der Kapitalkosten auch für die größten Risiken für das künftige Wachstum ihres Unternehmens.
Gleichzeitig drohen neue Probleme aufgrund der von vielen befürchteten weltweiten Rezession. „Im vergangenen Jahr konnten viele Unternehmen die hohen Einkaufspreise an ihre Kund:innen weitergeben – immerhin war die Nachfrage stärker als das Angebot. Jetzt befürchten viele CEOs offenbar, dass sich das Blatt wendet. Überkapazitäten und Preisschlachten könnten drohen, wenn Verbraucher:innen ihre Kaufkraft verlieren und einfach nicht mehr kaufen. Dieses Szenario haben CEOs am Schirm und überlegen genau, welche Hebel sie in Bewegung setzen müssen, um den Abschwung zu überleben.“, sagt Reimoser.
CEOs sehen Investitionen in Nachhaltigkeit und Mitarbeitende als Wege zum WachstumTrotz der negativen Aussichten halten CEOs Ausschau nach Möglichkeiten, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Für den Großteil der Befragten (89 %) bleibt die eine oder andere Art von Geschäftsabschluss in den nächsten zwölf Monaten eine Priorität, wobei fast die Hälfte (46 %) Fusionen und Übernahmen plant, 58 Prozent Joint Ventures oder strategische Allianzen und 34 Prozent Veräußerungen.
Um die Weichen weiter zu stellen und wettbewerbsfähiger aus dem Abschwung hervorzugehen, wollen vier von zehn Befragten (39 %) ihre Investitionen in Nachhaltigkeit als Kernaspekt ihrer Strategie und ihres Angebots erhöhen, einschließlich Netto-Null-Emissionen und anderer ökologischer und gesellschaftlicher Prioritäten. Darüber hinaus beabsichtigt mehr als ein Drittel (36 %) der Unternehmen, seine Investitionen in Talente zu erhöhen, einschließlich des Wohlbefindens der Mitarbeitenden und der Kompetenzentwicklung. Die Mehrheit der befragten CEOs ist der Meinung, dass flexibles Arbeiten entscheidend sein wird, um Fluktuation zu verringern und neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen (70 %).
Mehr als ein Drittel der Konzerne plant KostensenkungenAuch Kostensenkungen haben bei Unternehmen im kommenden Halbjahr hohe Priorität. Das bedeutet offenbar auch, dass es Einschnitte bei der Beschäftigung geben kann: Weltweit planen 36 Prozent der Unternehmen eine Umstrukturierung oder Reduzierung des Personalbestands. Reimoser rechnet dennoch nicht mit Entlassungswellen: „Ja, momentan liegt der Fokus auf Kostensenkungen – und da bleibt die Ressource Mensch nicht außen vor. Aber die Erfahrung zeigt, dass der nächste Aufschwung und damit eine durchaus verzweifelte Suche nach Fachkräften wieder kommen wird. Daher werden die Konzerne alles tun, um ihre Belegschaft möglichst stabil zu halten.“
Im Fokus der aktuellen Anstrengungen sollten Maßnahmen stehen, die die Marge positiv beeinflussen, betont Reimoser. „Im vergangenen Jahr hat sich die Preisdurchsetzung in vielen Branchen deutlich verbessert, die Margen haben sich teils sehr erfreulich entwickelt. Die Unternehmen werden versuchen, im neuen Jahr daran anzuknüpfen und die Preise hochzuhalten.“
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ey.com/CEOOutlook.