- Ranking der umsatzstärksten Familienunternehmen der Welt: 118 der Top-500 Familienbetriebe kommen aus den USA, 78 aus Deutschland
- USA dominieren – Walmart bleibt das umsatzstärkste Familienunternehmen der Welt
- Österreich mit sieben Familienbetrieben im Ranking
- Spar, Red Bull und Benteler weiterhin die höchstgerankten österreichischen Unternehmen
- Österreichische Top-Familienunternehmen sind im Durchschnitt 76 Jahre alt
- Weltweit nur sechs Prozent der CEOs weiblich, in Österreich keine einzige Frau an der Spitze
Wien, 9. März 2023. Die umsatzstärksten Familienunternehmen der Welt konnten ihren Umsatz im Vergleich zur 2021er Ausgabe des Rankings im Durchschnitt um 14 Prozent steigern. Zum Vergleich: Die asiatischen Unternehmen im Ranking steigerten ihren Umsatz gegenüber dem Family Business Index des Jahres 2021 um 21 Prozent, die nordamerikanischen um zwölf Prozent.
Im Verlauf der vergangenen zwei Jahre ist die Zahl der österreichischen Vertreter unter den größten 500 Familienunternehmen der Welt auf sieben gewachsen – damit kommt aktuell ein Prozent der umsatzstärksten Familienunternehmen weltweit aus Österreich. Spar, Red Bull und Benteler sind weiterhin die höchstgerankten österreichischen Unternehmen. Darauf folgt XXXLutz. Auch ALPLA und Egger waren bereits im Index 2021 vertreten; der siebte Österreich-Platz geht an die Mayr-Melnhof AG, die es auch unter die Top 500 geschafft hat.
Das sind Ergebnisse des Global Family Business Index, der in diesem Jahr zum fünften Mal gemeinsam von der Universität St. Gallen und EY herausgegeben wird. Der Index listet die 500 umsatzstärksten Familienunternehmen weltweit auf, die seit mindestens zwei Generationen von einer Familie geführt werden.
USA Spitzenreiter, Österreich ab Platz 94 vertretenDie USA stellen mit 118 Unternehmen die meisten Vertreter:innen in den Top-500. Dahinter folgt mit 78 Unternehmen Deutschland. Die Dominanz der USA zeigt sich auch in den Top-10: Sieben der zehn größten Familienunternehmen der Welt haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten – darunter der Einzelhändler Walmart auf Rang eins sowie die Holding Berkshire Hathaway auf Rang zwei. Aus Deutschland haben sich wie schon vor zwei Jahren zwei Unternehmen in den Top Ten platziert: die Heilbronner Schwarz Group, zu der unter anderem Lidl gehört, auf Platz vier sowie der Automobilhersteller BMW auf Platz sechs. Zusammen mit dem Autozulieferer Bosch stellen diese Unternehmen zudem die drei umsatzstärksten Familienunternehmen Europas. Die Spar Holding AG belegt als erstes Familienunternehmen in Österreich Platz 94.
„Familienunternehmen haben eine herausragende Bedeutung für die Weltwirtschaft – sie sind ein Garant für Stabilität und nachhaltiges Wachstum, sie sind von Pragmatismus und nachhaltigem Denken geprägt und haben in schwierigen Zeiten einen langen Atem“, kommentiert Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich und Verantwortlich für den Bereich Family Business, die Ergebnisse des Rankings. „Bemerkenswert ist, wie gut auch österreichische Familienunternehmen unterm Strich durch die Pandemie gekommen sind. Heimische Betriebe in Familienhand sind ein wichtiger Wirtschaftsmotor und so bereichern sieben erfolgreiche Global Player made in Austria auch den Wirtschaftsstandort Österreich immens – nicht zuletzt durch ihre expansiven Geschäftsmodelle“, so Lehner.
Tradition und Innovation: Altersdiversität als ErfolgsfaktorDie Top-500-Unternehmen in Familienbesitz erwirtschaften zusammen 8,02 Billionen US-Dollar und beschäftigen gemeinsam rund 24,5 Millionen Mitarbeitende, knapp 200.000 sind bei den sieben österreichischen Familienunternehmen angestellt. „Viele Familienunternehmen zeichnen sich trotz ihrer Größe und Expansion durch familiäre Werte aus. Unternehmerischer Erfolg braucht oft Zeit, das erklärt, warum nur ein einziges der sieben Familienunternehmen im Index jünger als 60 Jahre alt ist“, führt Lehner aus. In einem Betrieb haben mehrere Generationen von Familienmitgliedern das Unternehmen über Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte hinweg geleitet. So ist die Benteler International AG, gegründet 1876, fast 150 Jahre alt.
„Jugend ist nicht unbedingt ein Hindernis für das Wachstum oder die Skalierung eines Familienunternehmens. Es stellt sogar eine große Chance für Vorstandsmitglieder dar, ihren Talentpool zu diversifizieren und zu erweitern“, erklärt Lehner. „Altersdiversität ist gerade in Familienunternehmen sehr wichtig, denn die nächste Generation kann berufliches Fachwissen, wertvolle technologische und digitale Fähigkeiten sowie Einblicke in die aktuelle Generation von Konsument:innen und Mitarbeiter:innen mitbringen und so zusätzliches Wachstum treiben. Die Einstellungen der Generationen unterscheiden sich zum Beispiel in Bezug auf Nachhaltigkeit.“
Österreichs Familienunternehmen noch jungIm Durchschnitt sind die österreichischen Top-500-Familienunternehmen 76 Jahre alt. Die deutschen Familienunternehmen im Ranking sind hingegen durchschnittlich 109 Jahre alt, der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern Merck ist mit 354 Jahren das zweitälteste Unternehmen im Ranking. Nur der japanische Baukonzern Takenaka kann auf eine noch längere Historie zurückblicken und wurde vor 412 Jahren gegründet. Im Durchschnitt liegt das Alter der analysierten Unternehmen bei 85 Jahren.
Geringer Frauenanteil im Top-Management Nachholbedarf besteht weltweit beim Thema Diversität: Gerade einmal sechs Prozent der Unternehmensleiter:innen sind Frauen. In Europa und Nordamerika liegt der Anteil weiblicher CEOs mit jeweils sieben Prozent geringfügig höher, in Asien mit vier Prozent sogar noch niedriger. Von den sieben österreichischen Unternehmen im Ranking wird kein einziges von einer Frau geführt. Von den 78 deutschen Unternehmen im Ranking werden immerhin fünf Prozent – das sind vier Unternehmen – von einer Frau geleitet.
Lehner sieht an dieser Stelle Handlungsbedarf: „Das Top-Management der meisten Familienunternehmen ist nach wie vor eine Männerdomäne. Das ist nicht mehr zeitgemäß, vor allem vor dem Hintergrund des anhaltenden Talentemangels und der immer komplexer werdenden geschäftlichen Herausforderungen, die nur durch Denken aus verschiedenen Perspektiven erfolgreich gemeistert werden können.“ Auch bei der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen könne die mangelnde Vielfalt an der Unternehmensspitze zum Problem werden, so Lehner: „Für Unternehmen wird es beim Werben um Fachkräfte immer wichtiger, dass es weibliche Vorbilder in der Führungsetage gibt. Hier können viele Familienunternehmen beispielhaft vorangehen.“