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  • Die größten zehn europäischen Banken verzeichneten ein Gewinnwachstum von vier Prozent, US-Großbanken mit Gewinneinbruch von 24 Prozent
  • US-Banken aber weiter deutlich profitabler als europäische Wettbewerber
  • Aussicht auf weiter steigende Zinseinnahmen – aber auch höhere Investitionen in Risikovorsorge
  • Die größten zehn europäischen Banken verzeichneten ein Gewinnwachstum von vier Prozent, US-Großbanken mit Gewinneinbruch von 24 Prozent
  • US-Banken aber weiter deutlich profitabler als europäische Wettbewerber
  • Aussicht auf weiter steigende Zinseinnahmen – aber auch höhere Investitionen in Risikovorsorge
Wien, 8. März 2023. Die US-Großbanken mussten im vergangenen Jahr aufgrund eines schwächelnden Investment Bankings einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen: Der Nettogewinn der nach Bilanzsumme zehn größten US-Kreditinstitute sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24 Prozent auf 140 Milliarden Euro. Europas zehn Top-Banken verzeichneten hingegen ein Gewinnplus von knapp vier Prozent auf 72 Milliarden Euro und erreichten damit ein Zehn-Jahres-Hoch. Allerdings: Trotz des Gewinnanstiegs in Europa und dem Gewinneinbruch in den USA verdienten die US-Top-Banken mit 140 Milliarden Euro fast doppelt so viel wie ihre europäischen Wettbewerber.

Auch bei der Profitabilität liegen die US-Banken weiterhin vor den europäischen Großbanken – wenngleich der Abstand im vergangenen Jahr schrumpfte: Die Eigenkapitalrentabilität, also die Rendite des eingesetzten Eigenkapitals, lag 2022 bei den US-Banken bei exakt elf Prozent – nach 15,3 Prozent im Vorjahreszeitraum. Die europäischen Banken verzeichneten hingegen einen Anstieg von 7,9 auf 8,3 Prozent.

Während in den USA sieben der zehn untersuchten Geldinstitute ein Konzernergebnis von mehr als zehn Milliarden Euro vorweisen konnten, gelang dies in Europa nur zwei Banken: der britischen HSBC und der französischen BNP Paribas. Das bestverdienende Institut unter den zwanzig analysierten Banken war die US-Großbank JPMorgan Chase, deren Konzernergebnis bei umgerechnet 35,3 Milliarden Euro lag.

Das sind Ergebnisse einer EY-Analyse der Bilanzen der jeweils zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten und Europa nach Bilanzsumme.

„Das letzte Jahr hat erfreuliche Entwicklungen am europäischen Bankenmarkt gebracht“, schätzt Gunther Reimoser, Leiter Financial Services bei EY Österreich, die Lage ein. „Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen bedingt durch den Ukrainekrieg, die Energiekrise und die hohe Inflation haben die Institute von der Zinswende profitiert und ihren Gewinn teils deutlich erhöht.“

Auch die US-Banken meldeten zwar steigende Zinseinnahmen – bei ihnen spielt aber das Geschäft mit Börsengängen, Übernahmen und Fusionen eine deutlich größere Rolle als bei ihren europäischen Wettbewerbern. Deswegen wirkte sich bei ihnen der Einbruch bei Börsengängen und am M&A-Markt stärker aus als bei ihren europäischen Mitbewerbern, so Reimoser. Trotzdem meint er: „Was Gewinn und Profitabilität betrifft, ziehen die großen US-Banken noch deutlich an den europäischen Instituten vorbei, der Abstand ist im Vergleich zum Vorjahr aber deutlich kleiner geworden.“

Steigende Risikovorsorge dämpft Gewinnentwicklung
Banken auf beiden Seiten des Atlantiks bereiteten sich auf eine Verschlechterung des konjunkturellen Umfelds vor, die zunehmend Zahlungsausfälle nach sich ziehen dürfte. Dementsprechend stieg bei den untersuchten Banken auch die Risikovorsorge deutlich, was das Gewinnwachstum bei den europäischen Banken begrenzte bzw. zur negativen Gewinnentwicklung bei den US-Banken beitrug.

„Aufgrund der drohenden Rezession haben die Großbanken Milliardensummen als Risikovorsorge auf die hohe Kante gelegt“, so Reimoser. „Nun gibt es zwar eine Eintrübung, aber eine wirkliche Wirtschaftskrise ist aus heutiger Sicht nicht absehbar. Mit einem Anstieg notleidender Kredite ist deshalb zwar zu rechnen, er dürfte sich aber im Rahmen halten.“
 
Ausblick: Der Druck bleibt groß
„Bei den europäischen Banken zeigt der Trend derzeit insgesamt nach oben“, fasst Reimoser zusammen. „Sowohl die Gewinnsituation als auch die Widerstandsfähigkeit haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, letzteres auch dank anspruchsvoller regulatorischer Vorgaben.“ Auch im laufenden Jahr dürften die Zinseinnahmen steigen, erwartet der Experte: „Im aktuellen Umfeld wird das Kreditgeschäft profitabler. Die Kreditvergabe verläuft deutlich zurückhaltender, aber die Gewinne aus dem Kreditgeschäft steigen.“

Dennoch bleibe viel zu tun, so Reimoser: „Zwar arbeiten Banken aktuell intensiv an ihrer Kostenstruktur und suchen neue Erlösquellen. Bei Digitalisierung, speziell bei Customer Analytics, und auch bei Technologien besteht aber noch Handlungsbedarf. Auch im Bereich Compliance gibt es aufgrund der stetig hinzukommenden neuen Regelungen immer etwas zu tun.“

Zudem betont Reimoser, dass die Tatsache, dass derzeit die europäischen Banken in punkto Profitabilität aufholen können, nicht überbewertet werden sollte: „Die schwache Gewinnentwicklung der US-Banken ist nur eine Momentaufnahme. Sobald die Börse und der M&A-Markt wieder in Schwung kommen, wird sich die Situation wieder ändern. Dann könnte sich auch der Abstand zu den europäischen Instituten wieder vergrößern.“

Börsenwerte steigen in Europa stärker als in den USA
Auch der Börsenwert der Top Banken dies- und jenseits des Atlantiks spiegelt die relativ gute Entwicklung der europäischen Banken wider: Seit Jahresbeginn bis Anfang März verzeichneten die europäischen Institute insgesamt einen Anstieg ihres Börsenwerts um 19 Prozent auf knapp 540 Milliarden Euro.

Der Börsenwert der US-Banken stieg im gleichen Zeitraum hingegen nur um sieben Prozent auf 1,3 Billionen Euro. Die größten US-Banken sind damit an der Börse derzeit mehr als doppelt so viel wert wie die größten europäischen Geldinstitute.

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