Baden, März 2023_Vom einzelnen Produkt zum kompletten Konzept: Zunächst „nur“ für die Beratung von Mineralölabscheidern angefragt, überzeugte ACO mit seiner innovativen, ganzheitlichen Gesamtlösung ACO water cycle System für ein nachhaltiges, normgerechtes Wassermanagement für eine neue Serverfarm in der Nähe von Wien.
Nachzufragen, sich für das weitere Umfeld zu interessieren und dabei das große Ganze zu sehen, war für den Entwässerungsspezialisten ACO Österreich der Schlüsselmoment, durch den aus einem einzelnen angefragten Produkt – ein in Österreich eher seltener Mineralölabscheider mit der Nenngröße 500 für das lokale Regenwassermanagement – der bisher umfangreichste Auftrag des Unternehmens werden sollte.
In der niederösterreichischen Gemeinde Schwechat, südlich von Wien, errichtet ein internationaler IT-Konzern einen von drei geplanten neuen österreichischen Standorten. Anfang 2021 wurde dafür ein 40.000 Quadratmeter großes Grundstück angekauft, das in einer ersten Baustufe etwa zur Hälfte bebaut wurde. Die verbleibenden 22.000 Quadratmeter werden vorerst als reine Verkehrsfläche genutzt. Zum einen Teil ist diese Fläche für den Verkehr als asphaltierte Fahrbahnen versiegelt, zum anderen mit Pflasterung wie Rasengittersteine für die Parkplätze versehen. Da vom Bauherrn bereits eine zweite Baustufe eingeplant wurde, musste das gesamte Areal als versiegelte Fläche mitberücksichtigt werden, damit das Entwässerungssystem bereits für diese Baustufe ausgelegt ist. Daraus ergab sich bei der Planung folgende Situation: Das Wasser kann teilweise direkt versickern, ein Teil tritt aber an der Oberfläche auf und muss gesammelt und eingeleitet werden. „In das Projekt wurden wir eigentlich recht spät eingebunden. Wir haben gebeten, uns den Kontext zu schildern und konnten dann in wenigen Tagen ein Konzept vorlegen, das auch normkonform war. Ein weiterer Pluspunkt war, dass es in Österreich eigentlich keinen alternativen Anbieter gibt, der die komplette Systemkette abbilden kann. Wenn man nicht nur die Reinigung, sondern auch das Zurückhalten, die Verteilung und das Sammeln des Wassers bedenkt, kommt hier alles aus einer Hand – das hat unserem Auftraggeber sehr zugesagt“, erzählt Stefan Wiltsche, Produktmanager von ACO Österreich.
Nachhaltiger Ansatz: Wasser sammeln und der Natur vor Ort zurückgeben
Für das Bauvorhaben als bestgeeignete Lösung wurde das ACO water cycle System geplant. Es weist nicht nur die Kapazitäten für die 40.000 Quadratmeter auf, sondern kalkuliert die zusätzliche Herausforderung von Seiten der Gemeinde Schwechat mit: das hundertjährige Großregenereignis von der Dauer von fünf Minuten. Umgerechnet auf die Verkehrsfläche von 22.000 Quadratmetern würden im Worst-Case-Szenario etwa 1.600 Liter Regenwasser pro Sekunde zusammenkommen. „Das System fängt das Regenwasser über ein Rohrsystem auf und sammelt es, um es dann einer Vorreinigung und in weiterer Folge einer Hauptreinigung zuzuführen. Im Anschluss kann das Wasser wieder an den Boden zurückgegeben werden, sprich versickern“, erklärt Stefan Wiltsche. „Das macht unser System besonders nachhaltig, denn das Regenwasser wird an dem Ort, wo es anfällt, der Natur auch wieder zurückgegeben.“ Gesammelt wird das Regenwasser auf den Parkplatz- und Verkehrsflächen über Linienentwässerung und über Punkteinläufe und in das ACO water cycle System eingeleitet. Dieses funktioniert nach dem Prinzip „collect – clean – hold – reuse“.
Runde Sache: Von der Aufnahme bis zur Abgabe aus einem Guss
Die Reinigung des Wassers, das über insgesamt sieben GFK Verteilerschächte mit DN1000 Wellrohranschlüssen gesammelt wird, startet in den zwei Sedimentationsanlagen ACO Stormsed G. In diesen Vorreinigungsanlagen können sich Schlamm und Sand absetzen. Danach wird das Wasser über Verteilerschächte auf die zehn technischen Filter ACO Stormclean G aufgeteilt, wo es dann hauptsächlich von Kohlenwasserstoffen und Schwermetallen gereinigt wird. Anschließend wird die wertvolle Ressource in das 2.200 Kubikmeter fassende Versickerungssystem ACO HD 900 Stormbrixx eingeleitet, wo sie wieder sauber nach und nach an den Boden abgegeben werden kann. Auch die Dachentwässerung wird hier aufgefangen – diese muss allerdings nicht extra gereinigt werden, da die Dachflächen nicht beschichtet sind. „Für die Hauptreinigung werden die im Werk vormontierten technischen Filter eingesetzt, die auf der Baustelle nur noch angeschlossen werden müssen. Die Versickerung selbst erfolgt über ein Blockrigol-System, in das das gereinigte Wasser eingeleitet wird, wobei ein gewisses Retentionsvolumen von jeweils ungefähr 2.000 Kubikmetern bereitsteht“, geht Stefan Wiltsche ins Detail. „Dies ist vor allem deshalb notwendig, weil der Versickerungswert vor Ort zwar gut, aber nicht sehr gut ist. Umso wichtiger war es, ein bestimmtes Rückhaltevolumen einzurechnen, denn bei 1.600 Litern pro Sekunde ist der Boden nicht in der Lage, das Wasser aufzunehmen oder abzuleiten. Der Retentionskörper kann das Wasser zwischenspeichern, währenddessen beginnt auch die Versickerung, die durch das Rückhalten dosierter und an den Boden angepasst ist.“
Ein System, viele Vorteile: Mit lückenloser Ganzheitlichkeit überzeugend
Grundsätzlich werden Systeme dieser Art in der Regel nicht unter Gebäuden installiert. Zum Einsatz kommen sie hauptsächlich unterirdisch unter Verkehrs- und Freiflächen. Daraus ergibt sich schon der erste große Vorteil gegenüber Bodenmulden, die oft auf Parkplätzen von Supermärkten oder Einkaufszentren verbaut werden: Man spart durch die unterirdische Verlegung sehr viel Platz, den man anderweitig nutzen kann. „In Österreich sind Freiflächen in fünf Typen von 1 bis 5 eingeteilt. Dieses System macht wirklich Sinn ab Typ 3. Das sind Flächen für mehr als 20 Parkplätze, mit einem höheren Verkehrsaufkommen mit über 500 KFZ in 24 Stunden – also Logistikflächen, große Kundenparkplätze oder Terminals. Das Wasser ist durch das hohe Aufkommen von Fahrzeugen stark verschmutzt und das Niederschlagswasser muss daher gereinigt werden“, erklärt Stefan Wiltsche. Der Umgang damit ist unkompliziert: Das technische Filtermaterial hat die Eigenschaft, Stoffe zu binden oder zu filtern. Je nach Belastungsaufkommen braucht es eine gewisse Standzeit. „Die Norm, nach der dieses Material geprüft ist, sieht dafür mindestens vier Jahre vor“, ist Stefan Wiltsche überzeugt. Das Filtermaterial, das sich im obersten Bereich des Behälters befindet, ist etwa 30 Zentimeter stark und kann dann bei Havariefällen abgesaugt werden. Im Anschluss kann neues technisches Filtermaterial auf einfache Weise eingebracht werden.
Mehr Platz, weniger Stress: Dimensionierung und Handling als entscheidender Faktor
Bei der Planung der Umsetzung wurden noch viele weitere Vorteile dieses System deutlich sichtbar: So wurde im Vergleich zu einem Konzept mit Betonelementen etwa die Hälfte des Erdaushubs und jede Menge an Transportgewicht eingespart. Und der hohe Vorfertigungsgrad der ACO GFK Behälter, die bereits mit dem technischen Filtermaterial auf die Baustelle verbracht wurden, reduzierte den Zeitaufwand deutlich – die Bauzeit betrug gerade einmal elf Tage. „Die technischen Filteranlagen sind komplett in die Erde eingebaut, in fünfeinhalb Metern Tiefe, mit zweieinhalb Metern Durchmesser und einer Länge von ca. zehn Metern. Darin befindet sich eine Drainage-Ebene mit Rohren, in denen das Wasser wieder aus dem Behälter heraustransportiert wird. Darüber folgen 30 Zentimeter Filtermaterial, wo die Reinigung stattfindet. Wichtig ist, dass man einfach einsteigen und gut arbeiten kann, um zu warten, abzusaugen und zu tauschen“, erklärt Stefan Wiltsche. „Der Bauherr legte Wert darauf, dass das System für die Wartungen und Inspektionen, die regelmäßig stattfinden müssen, möglichst leicht zugänglich ist und man darin gut stehen kann. Außerdem war es das einfache Aufbauprinzip der ACO Stormbrixx Versickerungsanlage, das den Auftraggeber überzeugte.“ Ein weiterer Wunsch, den ACO bei diesem Projekt zu 100 Prozent erfüllen konnte.
Über ACO Österreich1946 von Josef-Severin Ahlmann gegründet, zählt die ACO Gruppe heute zu den weltweit führenden Anbietern von Entwässerungssystemen in den Bereichen Hochbau, Tiefbau und Haustechnik und wird auch heute noch von der Eigentümerfamilie Ahlmann geleitet.
ACO ist auf sechs Kontinenten in 50 Ländern der Welt mit 40 Produktionsstätten vertreten. Die Zentrale des Unternehmens befindet sich nach wie vor am Stammsitz in Rendsburg/Deutschland. In Österreich ist ACO bereits seit 1993 vertreten und zählt zu den führenden Anbietern für Gebäude- und Flächenentwässerung. Der Firmensitz ist in Baden bei Wien, die Geschäftsführung liegt in den Händen von Dr. Ernst Strasser.
Weltweit beschäftigt die Gruppe 5.300 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Jahr 2023 1,15 Mrd. Euro.
Weitere Informationen:
www.aco.at