- Trotz Krise sind zwei Drittel der österreichischen Scale-ups mit ihrer Geschäftslage zufrieden
- Mehr als jedes zweite Wachstumsunternehmen will heuer neue Jobs schaffen – aber 81 Prozent finden aktuell nicht die geeigneten Mitarbeiter:innen
- Fast die Hälfte verbucht Umsatzeinbußen durch Fachkräftemangel – neben hohen Energiepreisen das größte Risiko für heimische Scale-ups
- Österreichs Jungunternehmen schrauben Investitionspläne aufgrund von aktueller Zurückhaltung am Finanzierungsmarkt zurück
- Scale-ups sind Treiber von Nachhaltigkeit – jedes dritte will vor 2040 klimaneutral sein
Wien, 23. März 2023. Geopolitische Unsicherheiten und Krisen, die angespannte Situation auf den Energiemärkten, der anhaltende Fachkräftemangel, Inflation und steigende Zinsen – Unternehmen auf der ganzen Welt sind aktuell mit einer „Multikrise“ und einer schwachen Wirtschaftsentwicklung konfrontiert. Gerade für Jungunternehmen auf Wachstumskurs ist die Unsicherheit und damit verbundene Zurückhaltung von Investorengruppen weltweit eine weitere Herausforderung, die 2023 prägen wird. Zuletzt gab es in Österreich im 2. Halbjahr 2022 einen Rückgang der Investitionen von 83 Prozent.
Trotz all dieser Herausforderungen haben Österreichs Scale-ups – also junge Wachstumsunternehmen mit Fokus auf Expansion – aber nicht ihre Zuversicht verloren: Zwei Drittel (66 %) sind aktuell mit ihrer Geschäftslage sehr zufrieden, deutlich mehr als bei etablierten Unternehmen (49 %). Auch die Prognose ist positiv: Mehr als jedes dritte Jungunternehmen (36 %) rechnet mit einer Verbesserung der eigenen Geschäftslage in den kommenden Monaten, weitere 43 Prozent erwarten eine stabile Entwicklung.
Das sind Ergebnisse des Scale-up Sentiment Index Österreich der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für den knapp 50 Verantwortliche von jungen Wachstumsunternehmen mit mindestens 30 Mitarbeiter:innen in Österreich befragt wurden. Berücksichtigt wurden Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.
Investitionsdynamik abgebremst – Energiekosten und Fachkräftemangel größte ProblemeBei allem Optimismus beeinflusst das aktuelle Umfeld aber auch die Pläne der Scale-ups stark und bremst die Investitionsdynamik ab: Nur sechs Prozent wollen ihre Investitionen im Vergleich zu 2022 steigern, 13 Prozent fahren ihre Investitionen in den kommenden Monaten zurück. Damit passen österreichische Scale-ups ihre Wachstumspläne an die seit dem zweiten Halbjahr 2022 stark zurückhaltenden Investment-Aktivitäten von Risikokapitalgeber:innen und an die aktuellen Herausforderungen an.
„Österreichs Wachstumsunternehmen verlieren trotz der schwierigen Rahmenbedingungen nicht ihren Optimismus und sind mehrheitlich überzeugt, dass sie ihre gute Geschäftslage halten oder sogar verbessern können. Allerdings machen ihnen die hohen Energiepreise und der Fachkräftemangel einen Strich durch ihre Wachstumspläne. Während die Energiepreise ein temporäres Thema sind, hat sich der Fachkräftemangel als stärkster Hemmschuh für heimische Unternehmen entwickelt. Junge Unternehmen auf Wachstumskurs sind davon besonders stark und mehr denn je betroffen: Mehr als vier von fünf Scale-ups haben aktuell große Probleme, geeignete Mitarbeitende zu finden“, sagt Florian Haas, Head of Startup bei EY Österreich.
Fachkräftemangel hemmt Wachstum und bringt Umsatzeinbußen Der Fachkräftemangel bremst das Wachstum und die Umsatzentwicklung von heimischen Scale-ups stark: Insgesamt vier von zehn Jungunternehmen (40 %) auf Wachstumskurs verzeichnen Umsatzeinbußen, weil sie nicht die geeigneten Mitarbeiter:innen für offene Stellen finden. Mehr als ein Viertel (26 %) verliert dadurch sogar mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes.
„Der Fachkräftemangel ist seit Jahren die größte Herausforderung für Österreichs Unternehmen. Quer über alle Branchen suchen Betriebe vergeblich nach geeignetem Personal, während gleichzeitig die Arbeitslosenquote auf den niedrigsten Wert seit 15 Jahren zurückgegangen ist. Umso wichtiger ist es, gezielt Maßnahmen zu setzen, um attraktiv für Fachkräfte aus dem Ausland zu sein und die Barrieren für die Einstellung von qualifizierten Teammitgliedern weiter abzubauen. Die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte ist ein richtiger und notwendiger Schritt, aber nur ein Puzzleteil, um die größte Herausforderung für heimische Unternehmen und insbesondere junge Unternehmen auf Wachstumskurs zu bewältigen“, so Haas.
Scale-ups sind Treiber von Nachhaltigkeit – jedes dritte will vor 2040 klimaneutral seinAls Schwerpunkt der Geschäftsmodelle von Scale-ups hat sich zusätzlich zur Digitalisierung in den letzten Jahren auch verstärkt das Thema Nachhaltigkeit etabliert. Viele Scale-ups sehen Nachhaltigkeit und Maßnahmen gegen den Klimawandel als fundamentalen Bestandteil ihres Unternehmens, der Fokus auf den Bereich ClimateTech bzw. GreenTech wird stärker. Drei Viertel der österreichischen Scale-ups (75 %) sehen positive oder zumindest keine negativen Auswirkungen des Klimawandels auf ihr eigenes Geschäftsmodell. Österreichs Jungunternehmen auf Wachstumskurs sind Vorreiter:innen beim Thema Klimaneutralität: Jedes Dritte (34 %) ist bereits klimaneutral oder wird es vor 2040 sein – bei etablierten Unternehmen sind es nur 26 Prozent.
„Scale-ups sind ein wichtiger Motor für Nachhaltigkeit und Green Innovation. Bei vielen spielt Nachhaltigkeit bereits jetzt eine große Rolle im Geschäftsmodell. Immer mehr Start-ups und Scale-ups fokussieren sich darauf, Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu lösen – sehr oft an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Technologie. Gleichzeitig steigt das Interesse von Investorengruppen, immer mehr Fonds konzentrieren sich auf vielversprechende Unternehmen im Bereich ClimateTech. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren massiv beschleunigen, was eine große Chance für heimische Jungunternehmen und den Wirtschaftsstandort Österreich als Green Innovation Hub darstellt“, so Haas abschließend.