- Umsatz und Gewinn der 16 größten Autokonzerne der Welt erreichen neue Höchstwerte: Umsatz steigt um 18 Prozent, Gewinn um 16 Prozent
- Lieferschwierigkeiten führen zu leichtem Absatzrückgang
- Volkswagen liegt bei Umsatz und Gewinn vorn, Tesla hat die höchste Marge
- Ausblick: Zeit der Traummargen ist bald vorüber, Preisdruck wird steigen
Wien, 31. März 2023. Ein starkes Schlussquartal krönte ein außerordentlich erfolgreiches Jahr für die Top-Autokonzerne: Der Umsatz der 16 größten Autohersteller der Welt stieg im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent auf 1,87 Billionen Euro, der operative Gewinn kletterte um 16 Prozent auf knapp 157 Milliarden Euro. Beide Werte markierten ein neues Rekordniveau. Im Vergleich zum Krisenjahr 2020 hat sich der Umsatz der Autokonzerne damit um knapp ein Drittel erhöht, der Gewinn hat sich sogar verdreifacht.
Die starke Umsatz- und Gewinnentwicklung gelang trotz eines rückläufigen Pkw-Absatzes: So ging die Zahl der verkauften Neuwagen im vergangenen Jahr um knapp drei Prozent zurück. Im vierten Quartal gab es immerhin ein Mini-Plus von 1,1 Prozent.
Beim Umsatz führte im vergangenen Jahr Volkswagen das Branchenranking mit 279 Milliarden Euro an – vor Toyota mit 258 Milliarden Euro und Stellantis mit 180 Milliarden Euro. Beim Gewinn lag ebenfalls Volkswagen mit 22,1 Milliarden Euro vorn – vor Stellantis (21,0 Milliarden Euro) und Mercedes-Benz (20,5 Milliarden Euro).
Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY quartalsweise erstellt.
„Die Autoindustrie fährt mit Vollgas von einem Rekord zum nächsten“, stellt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, fest. „Das letzte Jahr war von erheblichen Lieferkettenproblemen und damit Lieferschwierigkeiten und einem gleichzeitig hohen Kaufinteresse geprägt. Die Rekordumsätze und -gewinne sind das Ergebnis der klassischen Marktsituation ‚wenig Angebot, hohe Nachfrageʻ. Entsprechend ist es den Herstellern gelungen, hohe Preise durchzusetzen.“
Im laufenden Jahr werde sich die Versorgung mit Halbleitern und anderen Vorprodukten weiter verbessern, erwartet Preiss, sodass die Pkw-Produktion weiter an Fahrt gewinnen werde: „Die Liefersituation entspannt sich deutlich, entsprechend könnte der weltweite Absatz in diesem Jahr um bis zu zehn Prozent steigen. Angesichts der schwachen Konjunktur wird die Nachfrage aber voraussichtlich sinken – die Versuchung wird groß sein, darauf mit Preisnachlässen zu reagieren.“ Aber die Lehre aus der Pandemie sei klar, so Preiss: „Marge geht vor Volumen. Und Rabatte sind Gift für die Marge und kratzen am Image.“
Eine zusätzliche Herausforderung sei das Hochfahren der Elektromobilität, betont Preiss: „Die Branche hat sich ambitionierte Ziele gesetzt. Diese Woche wurde in der EU auch das Verbrenner-Aus bei Neuwagen ab 2035 besiegelt – wenn auch mit so manchen Ausnahmen. Problematisch aus Sicht der Autobranche: Das Geschäft mit den Elektroautos rechnet sich bei vielen noch nicht. Die Milliarden-Umsätze liefern im Moment noch die Verbrenner-SUVs, die damit die Transformation in Richtung Elektromobilität finanzieren. Jetzt muss es gelingen, die Produktion, das Produktportfolio und die Preisgestaltung so anzupassen, dass auch Elektroautos hohe Gewinne bringen.“
Margenranking: Tesla vor Mercedes und BMWMindestens einem Unternehmen gelingt das bereits: Im vergangenen Jahr erzielte der Elektroautohersteller Tesla die höchste Gewinnmarge unter den 16 untersuchten Unternehmen. Tesla kam auf eine Marge von 16,8 Prozent und lag damit vor Mercedes-Benz (13,6 Prozent) und Stellantis (11,7 Prozent).
Im Durchschnitt lag die Marge der untersuchten Unternehmen mit 8,4 Prozent nur minimal unter dem Vorjahresniveau (8,5 Prozent). Zum Vergleich: Im Jahr 2019, also vor dem Ausbruch der Pandemie, erwirtschafteten die Unternehmen eine Marge von nur 4,7 Prozent.
Für das laufende Jahr haben sich viele Konzerne hohe Profitabilitätsziele gesetzt, die aber laut Preiss schwierig erreichbar sind: „Die Rahmenbedingungen ändern sich aktuell stark. Die Konjunktur schwächelt, die die Liefersituation normalisiert sich und die Auftragspolster aus der Pandemie sind irgendwann abgearbeitet. Die Zeit der Traummargen wird für manche Marktteilnehmer schon bald vorbei sein.“