- Umsatz und Gewinn der 16 größten Autokonzerne der Welt erreichen neue Höchstwerte: Umsatz steigt im ersten Quartal des Jahres um 19 Prozent
- Gewinn wächst nur noch um sechs Prozent, Marge geht von neun auf acht Prozent zurück
- Leichtes Absatzwachstum um vier Prozent, deutlicher Rückgang in China
- Volkswagen liegt bei Umsatz und Gewinn vorn, Mercedes überholt Tesla bei der Marge
Wien, 29. Mai 2023. Die größten Autokonzerne der Welt sind mit einem kräftigen Umsatzwachstum ins neue Jahr gestartet: Obwohl der Pkw-Absatz nur um knapp vier Prozent gestiegen ist, kletterte der Umsatz im ersten Quartal um 19 Prozent und erreichte mit 494 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert. Alle 16 analysierten Unternehmen verzeichneten ein Umsatzplus, beim Neuwagenabsatz meldeten hingegen nur elf Unternehmen Wachstum, fünf verkauften weniger Pkw als im Vorjahreszeitraum.
Beim Umsatz führte Volkswagen das Branchenranking mit 76 Milliarden Euro an – vor Toyota mit 68 Milliarden Euro und Stellantis mit 47 Milliarden Euro. Beim Gewinn lag ebenfalls Volkswagen mit 5,7 Milliarden Euro vorn – vor Mercedes-Benz (5,5 Milliarden Euro) und BMW (5,4 Milliarden Euro). Zwei Unternehmen – Renault und Stellantis – haben keine Zahlen zum operativen Gewinn im ersten Quartal veröffentlicht.
Wachablösung an der Spitze des Margenrankings: Nachdem zuletzt regelmäßig Tesla die höchste Marge aufwies, erwiesen sich im ersten Quartal Mercedes-Benz und BMW mit Margen von 14,7 bzw. 14,6 Prozent als die profitabelsten Autokonzerne der Welt. Hinter den beiden deutschen Konzernen folgt Kia mit 12,1 Prozent vor Tesla mit 11,4 Prozent.
Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Beratungs- und Prüfungsorganisation EY quartalsweise erstellt.
„Die letzten Monate haben viele Autobauer gut verdient, erstmals seit Anfang 2021 wächst der Gewinn jetzt nicht mehr so stark wie der Umsatz“, stellt Axel Preiss, Leiter des Bereichs Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, fest. Und diese Entwicklung dürfte anhalten, so Preiss: „Die Produktion läuft wieder – deshalb wird ein Neuwagen bald nicht mehr das knappe Gut sein, das er im letzten Jahr noch war. Wenn sich Angebot und Nachfrage wieder stärker annähern, wird es schwieriger werden, hohe Fahrzeugpreise am Markt durchzusetzen und auf Preisnachlässe zu verzichten.“
Interessant zu beobachten sei laut Preiss, dass speziell jene Unternehmen, die nur ein geringes Absatzplus aufweisen, gleichzeitig diejenigen sind, die eine besonders hohe Marge erzielten. Umgekehrt ging bei Tesla ein starkes Absatzwachstum – um 36 Prozent – mit einer deutlich niedrigeren Profitabilität einher: Die Marge des kalifornischen Elektroautobauers sank von 19,2 auf 11,4 Prozent. „Die Frage für viele Hersteller ist jetzt, wie weit die Produktion gesteigert werden kann, ohne Zugeständnisse beim Preis machen zu müssen.“
Die Marge der Hersteller sei auch von anderer Seite bedroht, so Preiss: „Im Moment erzielen die meisten Autohersteller mit Verbrennern noch deutlich höhere Gewinne als mit E-Autos. Gleichzeitig müssen sie aber den Elektroabsatz steigern, daran führt kein Weg vorbei. Zwei Dinge müssen daher jetzt im Fokus stehen: Der Deckungsbeitrag von Elektroautos muss höher werden und die Kosten müssen insgesamt runter.“ Preiss geht daher von weiteren Kostensenkungsprogrammen in der Autoindustrie aus, trotz der insgesamt guten Gewinn- und Umsatzsituation. „An mehr Kostendisziplin führt kein Weg vorbei, sonst droht dauerhaft eine deutlich niedrigere Profitabilität.“
China bereitet Probleme – Anteil am Gesamtabsatz sinktWährend der Neuwagenabsatz der untersuchten Unternehmen im ersten Quartal in den USA um acht Prozent und in Europa sogar doppelt so stark stieg, wurde in China ein Einbruch um 22 Prozent registriert. Bis auf Mercedes-Benz verzeichneten alle Unternehmen einen Rückgang ihres China-Absatzes.
„China ist ein Sonderfall. Der Markt ist längst kein Boom-Markt mehr, einheimische Hersteller gewinnen Marktanteile, die starke Zunahme an neuen E-Autos sorgt dafür, dass die Karten neu gemischt werden“, sagt Preiss. „Westliche Hersteller müssen es schaffen, noch besser auf die spezifischen Bedürfnisse dieses Marktes einzugehen. Gleichzeitig ist ein ausgewogener Fokus auf alle geografischen Märkte wichtig – die Abhängigkeit von diesem Einzelmarkt darf nicht zu groß werden.“