- Knapp 40 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits ein Steuerkontrollsystem eingeführt
- Vorteil für Unternehmen: Steuerkontrollsysteme stärken die „Tax Compliance“
- Unternehmen sehen mangelnde personelle Kapazitäten als größte Herausforderung bei der Einführung eines Steuerkontrollsystems (92 %)
Wien, 15. Juni 2023. Das steuerliche Verhalten von Unternehmen ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die steuerliche Compliance durch ein spezielles Compliance-Management-System, wie das „Steuerkontrollsystem“, abzusichern, steht daher ganz oben auf der Agenda österreichischer Unternehmen. Insbesondere aufgrund der möglichen finanzstrafrechtlichen Schutzwirkung und den Chancen durch die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen, die damit einhergehen. 39 Prozent der befragten Unternehmen in Österreich haben bereits ein Steuerkontrollsystem eingeführt. Die Mehrheit der Befragten sieht die Vorteile eines Steuerkontrollsystems vor allem in der Absicherung der „Tax Compliance“ (81 %), gefolgt von Sicherheit für die Geschäftsführung (75 %), der Verbesserung bereits bestehender Prozesse (56 %), aber auch in einer vorteilhafteren, steuerlichen Datenqualität (41 %) bzw. in der dadurch gewährleisteten Transparenz für abteilungsübergreifende Prozesse und Abhängigkeiten (34 %). Die Steuerkontrollsysteme der befragten Unternehmen umfassen allesamt die Abgabenart Umsatzsteuer (100%), gefolgt von Ertragsteuern (81 %) sowie Verrechnungspreisen (59%) und Quellensteuern/Kapitalertragssteuern (59 %).
Das sind Ergebnisse einer Befragung von EY Österreich, für die österreichweit über 95 Tax-Verantwortliche von Unternehmen aus acht Branchen und allen Unternehmensgrößen befragt wurden.
„Große Unternehmen mit einem Umsatz über 40 Millionen Euro können seit 2019 alternativ zur klassischen Betriebsprüfung in das System der ‚Begleitenden Kontrolle‘ wechseln, wenn sie über ein internes, von Steuerberater:innen oder Wirtschaftsprüfer:innen ‚geprüftes‘ Steuerkontrollsystem verfügen. Dabei wird auf die Zusammenarbeit und den laufenden Austausch mit der Finanzverwaltung gesetzt“, erklärt Martin Lehner, Director und Leiter der Steuerberatung bei EY am Standort Oberösterreich.
Steuerkontrollsystem mehrheitlich bereits in Unternehmen gelebtFast die Hälfte der befragten Unternehmen mit vorhandenem Steuerkontrollsystem hat dieses bereits im gesamten Unternehmen umgesetzt (46 %) und bei knapp einem Drittel ist das System bereits von der Finanzverwaltung im Zuge der begleitenden Kontrolle abgenommen (29 %). Ein Viertel befindet sich erst mitten in der konzeptionellen Umsetzung, z. B. beim Aufsetzen von Risikokontrollmatrizen und der Steuerrichtline. Mehr als die Hälfte der Betriebe (52 %) hat bereits 2019 mit der Implementierung der Maßnahmen begonnen, während andere erst in den Jahren darauf mit der Einführung gestartet sind und noch Zeit brauchen, bis das Steuerkontrollsystem vollständig aufgestellt ist (2020: 11 %, 2021: 30%, 2022: 7 %). 50 Prozent der befragten Unternehmen ohne Steuerkontrollsystem planen in naher Zukunft ein Steuerkontrollsystem einzuführen.
Digitalisierung bei Steuerreporting ausbaufähigEin Viertel der Befragten gibt zudem an, dass die Kontrollen bis dato ausschließlich manuell (z. B. durch Schulungen oder Checklisten) durchgeführt werden. Nur vier Prozent haben diese bereits vollkommen IT-gestützt in den operativen Geschäftsprozess integriert. 71 Prozent der Unternehmen kombinieren die beiden Methoden derzeit. Generell schätzen 74 Prozent ihre IT-gestützten Kontrollen und Maßnahmen jedoch als ausbaufähig bzw. nur teilweise vorhanden ein. Das zeigt, dass österreichische Unternehmen zwar schon weit fortgeschritten in der Digitalisierung ihrer Steuerfunktion sind, aber hier noch Luft nach oben ist. „Ein digitales Steuerkontrollsystem unterstützt Unternehmen bei der Optimierung ihrer internen steuerlichen Prozesse und befreit sie von vielen manuellen Tätigkeiten“, erklärt Susanne Machanek, Partnerin und Leiterin der „Indirect Tax Technology“ bei EY Österreich.
Personelle Ressourcen als Herausforderung bei der Einführung eines Steuerkontrollsystems92 Prozent jener Betriebe, die in naher Zukunft ein Steuerkontrollsystem einführen wollen, sehen mangelnde personelle Kapazitäten als größte Herausforderung an, gefolgt von unzureichendem Support des Managements (42 %) und budgetären Ressourcen (25 %). Grundsätzlich gilt: Je größer ein Unternehmen wird, desto wichtiger sind gut dokumentierte, interne Kontrollprozesse. Gerade in schnell wachsenden Unternehmen wird dies oftmals unterschätzt, übersehen oder zu spät implementiert. Auf die Vorteile eines Steuerkontrollsystems rechtzeitig zu setzen, lohnt sich daher für viele Unternehmen.