- Wachstum geht EU-weit im September im Vergleich zu August von 21 auf neun Prozent zurück – geringstes Wachstum seit 13 Monaten
- In Österreich sogar Rückgang um 4,3 Prozent – erstes Minus im laufenden Jahr
- Elektro-Marktanteil sinkt in der EU gegenüber August von 21,0 auf 14,8 Prozent
- Prognose für Neuwagenabsatz 2023: Plus 16 Prozent in der EU
- Zurückhaltender Ausblick auf 2024: schwache Konjunktur, hohe Zinsen, hohe Preise und Krisen führen zu Kaufzurückhaltung
Wien, 20. Oktober 2023. Das Wachstumstempo auf dem EU-Neuwagenmarkt ging im September deutlich zurück: Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in der EU stieg laut Branchenverband ACEA gegenüber dem Vorjahr zwar um neun Prozent. Im August war aber noch ein Plus von 21 Prozent registriert worden. In Österreich wurde nach einem Plus von 5,5 Prozent im August im September sogar ein Rückgang um 4,3 Prozent registriert, der erste seit Dezember 2022. EU-weit war das September-Wachstum das schwächste seit 13 Monaten: Im August 2022 waren die Neuzulassungen nur um vier Prozent gestiegen.
Der Hauptgrund für die Wachstumsdelle ist die schwache Entwicklung in Deutschland, dem größten Markt innerhalb der EU, wo die Neuzulassungen um 0,1 Prozent sanken. Außer in Deutschland und Österreich wurde noch in fünf weiteren Märkten ein Rückgang der Neuzulassungen gemeldet. Immerhin 13 der 27 Märkte lagen hingegen zweistellig im Plus.
„Der Neuwagenmarkt in der EU wächst weiter, wenn auch etwas langsamer“, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Insgesamt rechnen wir für das Jahr 2023 mit einem EU-weiten Plus von 16 Prozent. Das ist noch immer 17 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Fraglich ist, was im nächsten Jahr passieren wird. Der Auftragspolster aus Zeiten des Chipmangels ist fast abgearbeitet, jetzt nimmt die Bedeutung von anderen Einflussfaktoren zu.“ Dazu zählen laut Preiss neben der Konjunkturentwicklung auch die gesunkene Kaufkraft bei deutlich gestiegenen Neuwagenpreisen, das hohe Zinsniveau und die erheblichen geopolitischen Spannungen: „Wenn die Bestellsituation so bleibt, wird die Absatzentwicklung im kommenden Jahr schwächer ausfallen. Dann drohen Überkapazitäten und in weiterer Folge steigt der Preisdruck bei den Herstellern.“ Einige hätten bereits begonnen, mit Sonderfinanzierungen, Aktionen und günstigen Sondermodellen den Absatz zu stabilisieren. „Das sind nur die Vorboten für eine voraussichtlich breitere Rabattschlacht in den kommenden Monaten, die zunehmend auch das Elektrosegment erreichen wird“, so Preiss.
Wachstum bei Elektroautos deutlich verlangsamt – vor allem Deutschland auf der BremseNachdem im August die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos EU-weit noch um 118 Prozent gestiegen war, legten das Elektrosegment im September nur noch um 14 Prozent zu. Der Grund für das relative geringe Wachstum war abermals Deutschland, wo die Zahl der Elektroautos aufgrund einer ausgelaufenen Förderung um 29 Prozent schrumpfte. In Österreich sank der Absatz von Elektroautos um 6,5 Prozent.
Der Elektromarktanteil, der im August EU-weit noch bei 21,0 Prozent gelegen hatte, fiel im September auf 14,8 Prozent zurück – und lag damit nur noch leicht über dem Vorjahreswert von 14,1 Prozent. In Österreich sank der Elektro-Marktanteil geringfügig von 22,0 auf 21,5 Prozent.
Preiss betont: „Das Auf-und-Ab bei den Elektro-Neuzulassungen in Deutschland zeigt, wie stark staatliche Förderungen den Markt beeinflussen. Wo viel gefördert wird, wird auch viel gekauft. Der Markt für Elektroautos steht noch lange nicht auf eigenen Beinen.“
Elektroautos in Skandinavien am populärsten – niedrige Marktanteile in Ost- und SüdeuropaInnerhalb der EU bestehen hinsichtlich der Marktanteile von Elektroautos erhebliche Unterschiede: Die höchsten Marktanteile wurden im September in Schweden und Dänemark mit 44 bzw. 43 Prozent registriert. Die niedrigsten Marktanteile weisen nach wie vor die südost- und osteuropäischen Märkte auf. So betrug der BEV-Marktanteil in Tschechien, Polen, der Slowakei und Kroatien gerade mal drei Prozent. Berücksichtigt man zusätzlich Plug-in-Hybride, wird der Unterschied noch deutlicher – dann reicht die Spanne von fünf Prozent (gemeinsamer Marktanteil BEV und PHEV) in Bulgarien bis 63 Prozent in Schweden.
Preiss dazu: „Die Unterschiede in den EU-Märkten werden eher größer als kleiner. Elektrifizierte Neuwagen sind in Skandinavien schon in der Mehrheit und haben hohe Wachstumsraten, in Osteuropa gelten E-Autos hingegen als Nischenprodukt. Fraglich ist da natürlich, ob die ambitionierten EU-Pläne für die Elektromobilität realisierbar sind. Ab 2035 sollen demnach keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden“. Laut Preiss sind vor allem die hohen Preise und eine fehlende Ladeinfrastruktur in vielen EU-Ländern der Grund für das geringe Marktwachstum von Elektromobilität.
Plug-in-Hybride verlieren Marktanteile – wegen Einbruch in DeutschlandIn vielen EU-Ländern erfreuen sich Plug-in-Hybride steigender Beliebtheit. Gehemmt wird dieser Aufschwung allerdings durch Deutschland – seit es dort für Plug-in-Hybride keine Umweltprämie mehr gibt, steht diese Antriebstechnologie stark unter Druck (minus 46 % im September). So stagnierte der Absatz von Plug-in-Hybriden EU-weit im September zwar, außerhalb Deutschlands legten die Verkäufe von Plug-in-Hybriden aber immerhin um 32 Prozent zu, in Österreich um 26 Prozent. EU-weit schrumpfte der Marktanteil von Plug-in-Hybriden gegenüber dem Vorjahresmonat aufgrund des starken Rückgangs in Deutschland von 8,9 auf 8,2 Prozent, in Österreich legte er von 5,9 auf 7,7 Prozent zu.