- Wachstum gewinnt im Oktober an Fahrt: plus 15 Prozent in der EU, plus 17 Prozent in Österreich
- Elektro-Marktanteil steigt deutlich, aber weiter große Unterschiede innerhalb der EU
- Zurückhaltender Ausblick auf 2024: schwache Konjunktur, hohe Zinsen, hohe Preise und Krisen führen zu Kaufzurückhaltung
Wien, 21. November 2023. Das Wachstum auf dem EU-Neuwagenmarkt gewinnt zum Jahresende hin an Fahrt: Im Oktober legte der Pkw-Absatz laut dem Branchenverband ACEA um 15 Prozent zu, nachdem im September nur ein Wachstum von neun Prozent registriert worden war. In Österreich kletterte die Wachstumsrate auf 17 Prozent, nachdem im September noch ein Rückgang um vier Prozent gemeldet wurde.
Alle großen Märkte bis auf Deutschland lagen zweistellig im Plus. In Deutschland hatte das Auslaufen der staatlichen Zuschüsse für gewerbliche E-Auto-Käufe zu einem Einbruch bei den Elektro-Neuzulassungen geführt, der auch den Gesamtmarkt stark bremste.
EU-weit wurde im Oktober nur in zwei Ländern ein Rückgang der Neuzulassungen gemeldet – die große Mehrheit der EU-Länder verzeichnete also ein Marktwachstum. Allerdings bleibt der Neuwagenabsatz weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau: Im Vergleich zu Oktober 2019 fehlten im vergangenen Monat etwa 50.000 verkaufte Neuwagen, der Absatz lag damit um fünf Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Im bisherigen Jahresverlauf ergibt sich sogar eine Lücke von 20 Prozent.
„Der Markt wächst, wir sind aber noch immer deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Und auch die Aussichten sind deutlich eingetrübt“, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Aktuell sieht es im laufenden Jahr nach einem Wachstum um etwa 16 Prozent am EU-Neuwagenmarkt aus, nächstes Jahr wird es schwieriger werden, diesen Weg vorzusetzen. Konjunkturschwäche, hohe Finanzierungskosten und die erheblichen geopolitischen Spannungen werden dann tragend werden und sowohl Privatleute als auch Unternehmen beim Autokauf zurückhaltend reagieren. 2024 könnte für die Autobranche ein schwieriges Jahr werden.“
Preiss weiter: „Um den Absatz anzukurbeln, haben bereits einige Hersteller begonnen, Sonderfinanzierungen, Aktionen und günstige Sondermodelle anzubieten. Weitere werden folgen. Die Kund:innen können sich freuen: Es gibt wieder Rabatte.“
Wachstum bei Elektroautos in den meisten Ländern weiterhin starkIm September legte das Elektrosegment EU-weit aufgrund der sehr schwachen Entwicklung in Deutschland nur um 14 Prozent zu. Im Oktober ging es in Deutschland wieder stärker aufwärts und damit gewann das Wachstum auch in der gesamten EU wieder an Fahrt: Die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos stieg im Oktober um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Österreich stiegen die Elektro-Neuzulassungen um 65 Prozent. Der Marktanteil von Elektroautos stieg ebenfalls: von 12,0 auf 14,2 Prozent in der EU, von 16,6 auf 23,6 Prozent in Österreich.
Preiss betont: „Viele Länder bieten attraktive Fördermaßnahmen für den Kauf von Elektroautos. Dort wo viel gefördert wird, wird auch viel gekauft. Speziell im unteren und mittleren Preissegment fällt die Förderung prozentual stark ins Gewicht.“
Elektroautos in Skandinavien am populärsten – niedrige Marktanteile in Ost- und SüdeuropaInnerhalb der EU bestehen hinsichtlich der Marktanteile von Elektroautos erhebliche Unterschiede: Die höchsten Marktanteile wurden im Oktober in Schweden und Dänemark mit 38 bzw. 36 Prozent registriert. Die niedrigsten Marktanteile weisen nach wie vor die südost- und osteuropäischen Märkte auf. So betrug der BEV-Marktanteil in der Slowakei und Polen gerade mal drei Prozent, in Kroatien sogar nur zwei Prozent. Berücksichtigt man zusätzlich Plug-in-Hybride, wird der Unterschied noch deutlicher – dann reicht die Spanne von fünf Prozent (gemeinsamer Marktanteil BEV und PHEV) in Bulgarien bis 61 Prozent in Schweden.
„Es gibt eklatante Unterschiede innerhalb der EU“, sagt Preiss. „Während in Skandinavien elektrifizierte Neuwagen bereits in der Überzahl sind, spielen in Osteuropa Elektroautos auf dem Neuwagenmarkt mehr oder weniger keine Rolle und sind ein Nischenprodukt. Dem gegenüber stehen die EU-Pläne für die Elektromobilität, denen zufolge ab 2035 keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden soll. Vor allem hohe Preise, die Reichweite und eine unzureichende Ladeinfrastruktur verhindern in vielen EU-Ländern ein stärkeres Marktwachstum.“
Positiv bewertet Preiss, dass von immer mehr Herstellern inzwischen konkrete Modellankündigungen im 20.000-Euro-Bereich kommen: „E-Mobilität war bisher in erster Linie eine Mobilität für Besserverdiener:innen. Im wichtigen Klein- und Kompaktwagensegment war das Angebot bislang äußerst übersichtlich. Jetzt tut sich auch im niedrigeren Preissegment etwas.“
Plug-in-Hybride gewinnen in den meisten Ländern weiter MarktanteileIn vielen EU-Ländern erfreuen sich Plug-in-Hybride – auch dank anhaltender Förderung – weiter steigender Beliebtheit. In 21 der 27 Ländern legte der Absatz von Plug-in-Hybriden zu, in Österreich um 42 Prozent. Dem gegenüber steht beispielsweise Deutschland: Seit es für Plug-in-Hybride in Deutschland keine Umweltprämie mehr gibt, steht diese Antriebstechnologie in Deutschland stark unter Druck (minus 49 % im Oktober), was EU-weit zu einem Minus von fünf Prozent führt.