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  • Umsatz des produzierenden Bereichs in Österreich im zweiten Quartal um 0,9 Prozent gesunken – neuntes Quartal in Folge mit Rückgang
  • Zahl der Beschäftigten um 1,8 Prozent bzw. 19.400 Personen im Jahresvergleich zurückgegangen
  • Autoindustrie mit fast zehn Prozent Beschäftigungsminus stärkste Verliererin
  • Exporte im zweiten Quartal um 3,0 Prozent gesunken – starke Einbrüche bei Absatzmärkten USA, Schweiz und China
  • Chemie/Pharma bleibt Wachstumsbranche – zweistelliges Umsatz- und Exportplus

Wien, 13. Oktober 2025. Die österreichische Industrie bleibt im Minus: Im zweiten Quartal 2025 erwirtschafteten die heimischen Unternehmen des produzierenden Bereichs einen Umsatz von 95,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Bereits im ersten Quartal war ein Minus von 0,5 Prozent verzeichnet worden – die Rezession in der Industrie dauert damit das neunte Quartal in Folge an. Allerdings waren die Umsatzrückgänge im ersten und zweiten Quartal dieses Jahres deutlich geringer. 

„Die Industrie kämpft weiterhin mit einer schwachen Nachfrage, geopolitischen Unsicherheiten und hohen Kosten. Zugleich zeigt sich, dass die Rückgänge zuletzt weniger stark ausfallen – ein erstes Anzeichen dafür, dass sich die Lage langsam stabilisieren könnte“, sagt Axel Preiss, Sector Leader Industrials bei EY Österreich. 

Besonders positiv entwickelte sich die Chemie- und Pharmabranche, die ihren Umsatz um mehr als zehn Prozent steigern konnte. Auch die Elektrotechnik-/Elektronikindustrie (+ 3,5 %) und die Gummi- und Kunststoffwarenbranche (+ 3,2 %) legten leicht zu. Die Maschinenbaubranche wuchs um 2,1 Prozent, die Metallerzeugung blieb stabil bei einem kleinen Plus von 0,3 Prozent. Schwach verlief das zweite Quartal hingegen für die Textil- und Bekleidungsindustrie (- 5,4 %), die Papier- und Pappeindustrie (- 4,0 %) sowie die Automobilbranche (- 3,9 %), die alle Rückgänge verzeichneten. 

Das sind die Ergebnisse des aktuellen Industriebarometers der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsorganisation EY*. 

Beschäftigungsrückgang dauert an – Autoindustrie verliert am stärksten
Zum Ende des zweiten Quartals 2025 waren im produzierenden Bereich 1,07 Millionen Menschen beschäftigt – das sind 1,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Damit wurden innerhalb eines Jahres rund 19.400 Arbeitsplätze abgebaut. Der Rückgang liegt etwas unter dem Minus des ersten Quartals (- 2,2 %). 

Am stärksten betroffen ist die Automobilindustrie, in der fast jede zehnte Stelle verloren ging (- 9,8 %). Insgesamt wurden dort innerhalb von zwölf Monaten rund 3.400 Jobs gestrichen. In den Jahren 2019-2025 wurden insgesamt rund 7.900 Jobs abgebaut – fast die Hälfte davon allein in den letzten zwölf Monaten. Nur die Chemie-/Pharmabranche konnte im Jahresvergleich Personal aufbauen, mit einem kleinen Plus von 1,1 Prozent. 

Langfristig zeigt sich ein gemischtes Bild: Seit 2019 entstanden in vier von acht untersuchten Branchen zusätzliche Stellen – vor allem in der Elektrotechnik-/Elektronikindustrie (+ 10.000 Jobs / + 14 %) und im Maschinenbau (+ 7.800 Jobs / + 9 %). Dagegen verlor die Autoindustrie seit 2019 insgesamt rund 7.900 Arbeitsplätze (- 20 %). 

Exporte im zweiten Quartal deutlich rückläufig
Die Ausfuhren beweglicher Güter einschließlich elektrischem Strom sanken im zweiten Quartal 2025 auf 46,4 Milliarden Euro. Das entspricht einem Minus von drei Prozent bzw. 1,4 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Damit setzte sich der Negativtrend des Vorjahres fort. 

Den stärksten Rückgang verzeichneten die Exporte in die USA (- 17 %), gefolgt von der Schweiz (- 14 %), China (- 12 %) und Deutschland (- 2 %). Positiv entwickelten sich die Exporte nach Großbritannien (+ 24 %), Niederlande (+ 7 %) und Italien (+ 5 %). 

Innerhalb der Branchen zeigt sich ein geteiltes Bild: Fünf von acht Sektoren steigerten ihre Ausfuhren, angeführt von Chemie/Pharma mit einem Plus von 12 Prozent. Auch die Gummi- und Kunststoffindustrie sowie die Elektrotechnik/Elektronik erzielten Zuwächse von rund 4,5 Prozent. Die Automobilindustrie verzeichnete dagegen ein Minus von gut acht Prozent. 

„Die Schwäche der internationalen Märkte trifft Österreichs exportorientierte Industrie besonders stark. Der Einbruch in den USA ist ein Warnsignal – die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe muss jetzt gezielt gestärkt werden, etwa durch Investitionen in Technologie, Digitalisierung und Nachhaltigkeit“, betont Axel Preiss. 

Chemie und Elektronik als Treiber – klassische Industrien unter Druck
Während traditionelle Industriezweige mit Nachfrageschwächen und hohen Energiekosten kämpfen, entwickeln sich innovationsgetriebene Branchen überdurchschnittlich gut.

Die Chemie-/Pharmabranche und die Elektrotechnik-/Elektronikindustrie profitierten von der anhaltenden Nachfrage nach nachhaltigen Werkstoffen, Digitalisierung und Energieeffizienz. Dagegen stehen energieintensive Bereiche wie Metallerzeugung, Papier/Pappe und Kunststoffverarbeitung weiter unter hohem Margendruck. 

Langfristige Trends: Strukturwandel mit Licht und Schatten
In den vergangenen sechs Jahren wurden im produzierenden Bereich Österreichs rund 13.900 neue Arbeitsplätze geschaffen – vor allem in technologieorientierten Sektoren. Das zeigt: Trotz anhaltender Rezession ist die Industrie im Wandel, weg von traditionellen Fertigungen hin zu wissens- und technologieintensiven Bereichen. „Österreichs Industrie verfügt über starke Kompetenzen und hochqualifizierte Fachkräfte. Entscheidend ist nun, diesen Standortvorteil zu nutzen und Zukunftsbereiche wie grüne Produktion, Robotik und KI-gestützte Fertigung strategisch auszubauen“, so Preiss. 

Die österreichische Industrie bleibt im schwierigen Fahrwasser. Nach wie vor sinken Umsatz, Beschäftigung und Exporte, wenngleich die Rückgänge an Tempo verlieren. Besonders die Automobilbranche steht vor massiven strukturellen Veränderungen. Hoffnung geben innovative Industrien wie Chemie/Pharma und Elektronik, die auch in diesem Umfeld wachsen. Um die Trendwende einzuleiten, braucht es gezielte Investitionen in Technologie, Nachhaltigkeit und Fachkräfteentwicklung – sowie eine Industriepolitik, die den Standort langfristig stärkt. Österreichs Industrie steht damit am Beginn einer neuen Transformationsphase, die über ihre Wettbewerbsfähigkeit in den kommenden Jahren entscheiden wird.

Studiendesign

  • Die Analyse basiert – soweit nicht anders gekennzeichnet – auf den Konjunkturdaten der EU-harmonisierten Konjunkturerhebung im Produzierenden Bereich (Abschnitte B bis F der ÖNACE 2008 und 2025), hier im speziellen den monatlichen Unternehmensdaten (Primärerhebung plus modellbasierte Datenergänzung).
  • Die Analyse der Exportentwicklung insgesamt und nach Ländern basiert auf der Außenhandelsstatistik (ITGS – International Trade in Goods Statistics) und erfasst Importe und Exporte beweglicher Güter inkl. elektrischem Strom 
  • Klassifikation der Wirtschaftszweige gemäß ÖNACE 2008 und 2025
  • Quelle: Statistik Austria



EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 1.500 Mitarbeiter:innen an fünf Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von 229 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 400.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at 

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.

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