Der renovierte Osttrakt ist einzugsbereit, die Sanierungsarbeiten der Abteikirche beginnen: Das Kloster Mehrerau öffnet seine Tore am Samstag, den 15. Juni 2024 und lädt alle zu einem einmaligen Tag der offenen Klostertür ein. Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, den Osttrakt und weitere sanierte Klosterbereiche zu besichtigen. „Ich freue mich sehr, der Bevölkerung unseren revitalisierten Pflege- und Wohnbereich im Osttrakt zu zeigen“, erklärt Abt Vinzenz Wohlwend und führt weiter aus: „Zum Tag der offenen Tür geben wir einmalig Einblicke ins Klosterleben. Wer also immer schon wissen wollte, wie es bei uns im Kloster ist und noch dazu ein gutes Bier – unser neues „Mehrerauer Klosterbier“ trinken möchte, ist sehr herzlich willkommen. Wir freuen uns mit allen Interessierten ins Gespräch zu kommen und Fragen zum Klosterleben zu beantworten. Wir zeigen, das Kloster wird noch mehr zum spirituellen lebendigen Ankerpunkt, für jede und jeden, der die Nähe zu Gott sucht – sei es im Gebet, in der Erholung, m Ankommen als Gast oder als Ausstellungs- und Seminarort.“
Der neu gestaltete OsttraktDer Osttrakt wurde im Kern komplett saniert und als Pflegestation sowie Wohngebäude für die Zisterzienser revitalisiert. Der Zugang zum direkt angrenzenden Kapitelsaal, dem Versammlungs- und Gebetsraum der Mönche, ist nun barrierefrei und ermöglicht pflegebedürftigen Brüdern ein Mitleben in der Gemeinschaft. Im Erdgeschoß befindet sich die Pflegestation, im ersten und zweiten Stock sind schlichte Zimmer für Mönche entstanden. Auch das Dach wurde erneuert. „Durch die Umbaumaßnahmen schufen wir eine moderne und praktische Wohnqualität, die im Einklang mit den Ordensregeln steht. Die einzelnen Wohneinheiten sind schlicht und zweckdienlich, der Gesundheit förderlich und lenken nicht vom Wesentlichen, dem Gebet und der inneren Einkehr, ab“, erläutert Abt Vinzenz.
Herausforderungen in der ersten Bauphase„Die Bauarbeiten haben uns vor einige Herausforderungen gestellt“, berichtet Martin Epp, Projektverantwortlicher Bestandsbau von i+R Industrie- und Gewerbebau. Dabei denkt er vorallem an die Gesamtkoordination zwischen der rollierenden Planung und den ausführenden Handwerkern. „Trotz mancher Überraschung ist diese erste Bauphase sehr gut verlaufen“, berichtet Martin Epp und spricht ein Lob an die rund 100 Handwerker aus etwa 25 unterschiedlichen Betrieben aus. „Man hat gespürt, mit welcher Demut die Arbeiter das Projekt in dem historischen und bedeutenden Bauwerk angegangen sind. Aus unserer Sicht ist ein hervorragendes Ergebnis gelungen.“ Bevor die eigentlichen Bauarbeiten beginnen konnten, waren zunächst aufwendige und zeitintensive Grabungsarbeiten unter der Bodenplatte des Osttraktes notwendig – immer in Abstimmung mit dem Denkmalamt.
Überraschungen im Osttrakt„Unter dem in den 1960er-Jahren verlegten Steinboden haben wir einen erstaunlich gut erhaltenen Originalboden aus Rohrschacher Sandstein aus dem späten 19. Jahrhundert entdeckt“, schildert Martin Epp. Dieser Originalboden wurde restauriert und wieder sichtbar gemacht. „Behutsam sind wir auch mit den insgesamt 68 Originalfenstern umgegangen. In einem aufwendigen Prozess haben wir alle vorhandenen Fenster und Flügel sorgfältig ausgebaut, nummeriert und vermessen.“ In präziser Handarbeit behandelten die Experten mit einem innovativen Restaurierungssystem, das sie gemeinsam mit der Technischen Universität Graz entwickelt haben, die einzelnen Fenster. Beschädigte Teile wurden mit passenden Materialien im originalen Stil ersetzt. Zusammen mit der wiederhergestellten Stuckdecke ergeben die restaurierten Originalfenster in diesem Bereich nun wieder das Erscheinungsbild aus der Errichtungszeit Ende des 19. Jahrhunderts. Das Gebäudeinnere wurde nach und nach behutsam zurückgebaut. „Wir haben ein statisches System freigelegt, das absolut nicht den heutigen Vorgaben für ein mehrstöckiges Wohngebäude entsprochen hat“, schildert Martin Epp. Die Folgen waren Anpassungen und Ergänzungen des statischen Systems – mit Erfolg. Rund 800 Quadratmeter Wohnraum sind nun über drei Geschoße bezugsfertig ausgebaut. Dazu kommen etwa 470 Quadratmeter für Technik sowie den Dachraum im „Edelrohbau“ für einen späteren Ausbau.
Restaurierung der AbteikircheNach Fertigstellung des ersten von insgesamt vier Bauabschnitten geht es nun mit der Renovierung der altehrwürdigen Abteikirche weiter. Die Infrastruktur wird erneuert: Zum Beispiel wird die in die Jahre gekommene Akustikanlage ausgetauscht. Außerdem werden Lichttechnik und Beheizung modernisiert. Auch in Sachen Barrierefreiheit gibt es Handlungsbedarf, weshalb unter anderem das Chorgestühl rollstuhlgerecht gestaltet wird. Zudem werden die Fenster saniert, die Innen- und Außenwände gereinigt und die einzigartige Plastik von Herbert Albrecht wird restauriert. Die Hauptorgel wird gereinigt und der Spieltisch der kleinen Orgel um einen mobilen Tisch erweitert. Aus den drei Seitenkapellen entstehen Beichträume sowie eine Kapelle mit Reliquien unter anderem der Heiligen Gallus, Bernhard und Maurus sowie von Bruder Klaus. „Um unsere Messen allen Menschen zugänglich zu machen, installieren wir ein System, mit dem Live-Übertragungen möglich werden“, berichtet Abt Vinzenz Wohlwend. Zusätzlich entsteht ein neues Geschoß über dem Kreuzgang: eine „Verbindungs-Brücke“ zwischen West- und Ostflügel mit Aufenthalts- und Meditationsräumen für Gäste. Im Zuge dessen wird der Kreuzgang im Erdgeschoß saniert. Die Bauarbeiten werden sich über ein Jahr erstrecken. Währenddessen dient das Refektorium als Raum für die Messfeiern.
Investition in die ZukunftKlosterverwalter Michael Gmeinder gibt einen Einblick in die Finanzierung: „Die Investitionsvolumen belaufen sich auf sieben Millionen Euro für den Osttrakt und drei Millionen Euro für die Abteikirche. Diese finanzieren sich durch Eigenmittel, durch Fördergelder des Landes Vorarlberg, der Stadt Bregenz, des Denkmalschutzes sowie durch Spendengelder. Gelder aus den Kirchenbeiträgen erhalten wir nicht. Wir sind als Territorialabtei direkt dem Vatikan unterstellt und nicht der Diözese. Um so mehr freut es uns, dass uns die Diözese Feldkirch durch Bischof Benno großzügig unterstützt. Eine Sanierung, wie wir sie planen, ist ohne Unterstützung von Spenden nicht möglich. Wer sich an der Renovierung des Klosters beteiligen möchte, kann gerne Kontakt mit uns aufnehmen, wir sind für jeden Beitrag und jede Spende sehr dankbar.“ An der Sanierung wirkt neben dem Generalunternehmen i+R Industrie- & Gewerbebau GmbH sowie zahlreichen regionalen Handwerksbetrieben und der Klostertischlerei auch das Architekturbüro EKG Baukultur Ziviltechniker GmbH mit. Über den Baufortschritt sowie Spendenmöglichkeiten informiert die Klosterwebsite unter
www.mehrerau.at.
Faktenbox Klostersanierung:Klosterbereiche: Osttrakt, Abteikirche, Ostflügel, Südflügel
Architekturbüro: EKG Baukultur Ziviltechniker GmbH
Generalunternehmen: i+R Industrie- & Gewerbebau GmbH
Gesamte Bauzeit: Herbst 2022 bis Frühjahr 2027
Zisterzienserabtei Wettingen-MehrerauDie Territorialabtei Wettingen-Mehrerau, zu der auch das Priorat Birnau in Uhldingen gehört, am österreichischen Bodensee wurde im 11. Jahrhundert als Benediktinerabtei gegründet und 1806 zunächst aufgelöst. 1854 wurde sie durch Schweizer Zisterzienser besiedelt, die dort die Tradition des 1841 geschlossenen Klosters Wettingen fortführen. Seitdem führt die Abtei den Doppelnamen. Sie gehört zu den wenigen verbleibenden Territorialabteien, die keiner Diözese angehören. Der Abt von Wettingen-Mehrerau ist dementsprechend auch Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz. Zugleich ist er Abtpräses der Mehrerauer Zisterzienserkongregation mit über 19 Klöstern in Österreich, Schweiz, Deutschland, Slowenien und den USA. Derzeit gehören 21 Mönche zur Gemeinschaft des Kloster Mehrerau in Bregenz am Bodensee. Im November 2022 startete das Kloster die umfangreichste Klostersanierung in Bregenz. Die Abtei möchte damit nicht nur Gutes pflegen und instand setzen, sondern will diesen lebendigen, spirituellen Ort öffnen.