- Umsatz und Gewinn der größten Autokonzerne der Welt erreichen neue Höchstwerte: Umsatz steigt um elf Prozent, Gewinn sogar um 35 Prozent
- Währungseffekte führen zu starkem Gewinnplus bei japanischen Herstellern
- Absatzwachstum verlangsamt sich: fünf Prozent mehr Neuwagen verkauft
Wien, 23. November 2023. Trotz des zunehmenden konjunkturellen Gegenwinds und eines zunehmenden Preiskampfes konnten die größten Autokonzerne der Welt im dritten Quartal weiter zulegen: Der Umsatz der Top-16-Autohersteller kletterte um elf Prozent auf gut 504 Milliarden Euro und erreichte damit einen neuen Höchststand. Der Gesamtgewinn stieg sogar um 35 Prozent auf knapp 39 Milliarden US-Dollar – ebenfalls ein neuer Rekordwert.
Ein wichtiger Grund für das deutliche Umsatz- und Gewinnwachstum ist der schwache Yen, der den japanischen Autokonzernen zu einem Gewinnplus von 103 Prozent verhalf. Deutlich verhaltener war die Gewinnentwicklung bei den deutschen Autobauern, deren operativer Gewinn nur um sieben Prozent stieg. Die US-Autokonzerne verzeichneten sogar einen Gewinnrückgang von 18 Prozent.
Bei der Gewinnmarge hatte dennoch weiterhin ein deutscher Autokonzern die Nase vorn: Mercedes-Benz führt mit einer Marge von 13,0 Prozent vor Toyota (12,6 %) und BMW (11,3 %) das Ranking der profitabelsten Autokonzerne an. Stellantis und Renault haben für das dritte Quartal keine Zahlen zum Gewinn veröffentlicht.
Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Beratungs- und Prüfungsorganisation EY quartalsweise erstellt.
Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY: „Im dritten Quartal gab es erneut Umsatz- und Gewinnrekorde – zum einen wegen des schwachen Yen, der den japanischen Herstellern zurzeit in die Karten spielt. Vor allem aber sind es Rekorde aus der Vergangenheit. Das nächste Jahr wird eine Herausforderung werden. Denn die Nachfrage nach Neuwagen schwächelt, der Hochlauf der Elektromobilität stockt und der Preisdruck nimmt zu.“ Probleme bei der Einführung neuer Modelle werden die Profitabilität belasten, da der Umsatz fehlt und die Entwicklungskosten höher sind als geplant.
Immer mehr Unternehmen reagieren laut Preiss auf diese Probleme mit Rabattaktionen, günstigen Finanzierungsangeboten und Sondermodellen: „Im Kampf um eine bessere Auslastung und Marktanteile greifen immer mehr Unternehmen zu den altbekannten Mitteln – die aber oft auf Kosten der Marge gehen.“
Dem wollen viele Unternehmen nun mit Kostensenkungsprogrammen begegnen, beobachtet Preiss: „Inzwischen setzen viele wieder den Rotstift an. Viele Autokonzerne leiden unter einer überbordenden internen Bürokratie und komplexen Abläufen – was hohe Summen verschlingt und die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt.“ Zumal die wirklich großen Herausforderungen noch bevorstünden, so Preiss: „Der Umstieg auf Elektromobilität wird zur Bewährungsprobe für die Branche. Aktuell kommen aber Sorgen auf, dass die Kund:innen den Weg Richtung Elektromobilität nicht mitgehen. Zwar wird der Markt mit neuen E-Autos überschüttet, aber die Kund:innen zeigen sich zurückhaltender als erwartet.“
Durchschnittsmarge auf hohem Niveau – nochIm dritten Quartal lag die Profitabilität dennoch auf einem insgesamt hohen Niveau – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kletterte die Durchschnittsmarge sogar von 7,2 auf 8,6 Prozent. Die Mehrheit der Unternehmen konnte ihre Profitabilität steigern – den stärksten Rückgang verzeichnete hingegen Tesla: Der E-Auto-Konzern erzielte eine Marge von 7,6 Prozent – nach 17,2 Prozent im Vorjahr.
Der Neuwagenabsatz stieg zwar noch um 5,5 Prozent auf 16,5 Millionen Pkw – im zweiten Quartal war aber mit elf Prozent ein doppelt so starkes Wachstum registriert worden. Zudem bleibt die Lücke zum Vorkrisenniveau groß: Im dritten Quartal 2019 hatte der Pkw-Absatz der Unternehmen bei 18,0 Millionen Fahrzeugen gelegen, ein Jahr zuvor waren sogar 18,5 Millionen Neuwagen an Kund:innen ausgeliefert worden – zwei Millionen mehr als aktuell.
Sinkende Autoverkäufe in ChinaWährend der Neuwagenabsatz der untersuchten Unternehmen im dritten Quartal in Europa um 14 Prozent und in den USA sogar um 17 Prozent stieg, ging es in China kräftig abwärts: um elf Prozent brachen die Verkäufe in China ein. Die deutschen Autobauer verzeichneten dort mit minus sechs Prozent einen etwas geringeren Rückgang.
„Die Situation in China bleibt angespannt“, sagt Preiss. „Heimische Hersteller gewinnen Marktanteile, zudem tobt ein Preiskampf, der zu einem brutalen Ausleseprozess führen kann“, so Preiss. Für die deutschen Autobauer bleibt China ein Schlüsselmarkt: Im dritten Quartal lag der Anteil Chinas am weltweiten Neuwagenabsatz der drei deutschen Autokonzerne bei immerhin 36 Prozent.