- Finanzielle Robustheit: Sämtliche Versicherer in Österreich besitzen aktuell ausreichend Eigenmittel, um unvorhergesehene Ereignisse abzudecken
- Die von Solvency II geforderte Mindestdeckung von 100 Prozent wird mit einem Mittelwert von 270 Prozent trotz wirtschaftlich herausfordernden Rahmenbedingungen weit übertroffen
- Die höchste Eigenmittelquote erreichte die Vienna Insurance Group AG mit 398 Prozent
- Marktrisiko bedeutendste Risikokategorie 2023
Wien, 01. Juli 2024. Mit der EU-Richtlinie Solvency II soll die Solvenz der Versicherer transparenter gemacht und Versicherungsnehmer:innen eine bessere Entscheidungsgrundlage geboten werden. Maßgebliche Kennzahl ist dafür die Solvabilitätsquote (SCR-Quote, Solvency Capital Requirement-Quote), die sich aus dem Verhältnis der vorhandenen Eigenmittel zum benötigten Risikokapital ergibt. Österreichs Versicherer glänzen diesbezüglich weiterhin und übertreffen die vorgeschriebene Quote von 100 Prozent auch heuer signifikant: Die durchschnittliche Eigenmittelquote (SCR-Quote) liegt hierzulande im Mittel bei 270,1 Prozent.
„Eine Quote von 100 Prozent bedeutet, dass ebenso viele Eigenmittel wie Risikokapital vorhanden sind. Diese Kennzahl wurde von Österreichs Versicherern auch heuer deutlich übererfüllt. Das bedeutet, dass alle inländischen Versicherer über genügend Kapitalausstattung verfügen, um negative Szenarien zu bewältigen, die statistisch einmal alle 200 Jahre auftreten oder innerhalb von zwölf Monaten eine von 200 Versicherungen betreffen könnten“, erklärt Christopher Grocholski, Aktuar und Senior Manager im Bereich Financial Services bei EY Österreich.
Das sind die Ergebnisse einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY Österreich, für die die veröffentlichten und geprüften Berichte des Geschäftsjahres 2023 aller 32 der österreichischen Aufsicht unterliegenden Versicherungsunternehmen untersucht wurden.
Österreichische Versicherer als Vorzeigemodelle bei Eigenmittelausstattung Mit diesen Ergebnissen gelten österreichische Versicherungsunternehmen nach wie vor als Musterschüler. Die Solvabilitätsquote ist im Vergleich zum Vorjahr (270,5 %) marginal gesunken und reicht im Detail von 140 bis 398 Prozent. Die höchste Quote erzielte damit die Vienna Insurance Group AG (398 %), dahinter befindet sich die Generali Versicherung AG mit 372 Prozent auf Rang zwei, auf Platz drei folgt dicht dahinter die Wiener Städtische Versicherung AG (369 %).
Karin Unterberger, Aktuarin und Senior Managerin im Bereich Financial Services bei EY Österreich, dazu: „Trotz der positiven Gesamtbilanz gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Versicherungsunternehmen. Die Differenz zwischen dem Anbieter mit dem höchsten und dem mit dem niedrigsten Kapitalpuffer beträgt 258 Prozentpunkte.“
Marktrisiko die bedeutendste RisikokategorieDie bedeutendste Risikokategorie für die Versicherungsbranche stellte auch im Jahr 2023 das Marktrisiko dar. Grocholski dazu: „Das Marktrisiko untergliedert sich in unterschiedliche Bereiche, dazu zählen beispielsweise das Risiko von Kursverlusten durch Aktiengeschäfte, Wertminderungen von Immobilienportfolios oder auch Währungsrisiken. Für Versicherer ist das deswegen das größte Risiko, weil sie durch eingenommene Prämien über ein hohes Vermögen verfügen, das rentabel investiert und veranlagt werden muss. Sie sind also stark am Finanzmarkt aktiv, was natürlich mit gewissen Risiken einhergeht.“
Nach dem Marktrisiko folgt das versicherungstechnische Risiko „Nicht-Leben“, wozu beispielsweise ungenügende Reserven zur Deckung von Schadensfällen oder Massenstornierungen von profitablen Versicherungsverträgen fallen. Einen deutlich geringeren Anteil bildet das versicherungstechnische Risiko „Leben“, darunter fallen beispielsweise biometrische Risiken wie Sterblichkeit oder ebenfalls Massenstornierungen von Versicherungsverträgen.
Auch im europäischen Vergleich erzielen Österreichs Versicherer überdurchschnittliche SolvenzergebnisseUntersucht wurden im Rahmen der Analyse auch die veröffentlichten Zahlen zum vierten Quartal 2023 der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA, die die Kennzahlen in den verschiedenen Versicherungssparten analysiert und veröffentlicht. Die Eigenmittelquoten der europäischen Lebensversicherungsunternehmen sind im Median verglichen zum Vorjahr von 229,0 auf 238,8 Prozent angestiegen. Die österreichischen Lebensversicherungsunternehmen liegen im Median von 264,2 Prozent über dem europäischen Durchschnitt.
Die Nicht-Lebensversicherungsunternehmen entwickelten sich konstant und stiegen im Median von 210,9 Prozent auf 217,0 Prozent an. Auch in dieser Sparte liegen die österreichischen Versicherungsunternehmen mit einem Median von 251,2 Prozent besser als der europäische Markt.
Unterberger dazu: „Die jüngsten Zahlen belegen, dass die europäischen Versicherungsunternehmen ihre Kapitalbasis weiter stärken und somit ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber finanziellen Schocks erhöhen. Dies spiegelt das hohe Maß an Sicherheit und Stabilität wider und ist ein klares Zeichen dafür, dass die Branche gut kapitalisiert ist."