- Umsatz und Gewinn der größten Autokonzerne der Welt erreichen im zweiten Quartal 2023 neue Höchstwerte: Umsatz steigt um 18 Prozent, Gewinn sogar um 31 Prozent
- Währungseffekte führen zu starkem Gewinnplus bei japanischen Herstellern
- Absatzwachstum verstärkt sich: Elf Prozent mehr Neuwagen verkauft
- Mercedes verteidigt Spitzenposition bei der Marge
Wien, 28. August 2023. Die größten Autokonzerne der Welt bleiben auf Wachstumskurs: Der Umsatz der Top-16-Autohersteller kletterte im zweiten Quartal 2023 um 18 Prozent und erreichte damit einen neuen Höchststand. Der Gesamtgewinn stieg sogar um 31 Prozent auf knapp 40 Milliarden US-Dollar – ebenfalls ein neuer Rekordwert.
Angetrieben wurde das Gewinnwachstum vom schwachen Yen, der den japanischen Autokonzernen zu einem Gewinnplus von 91 Prozent verhalf. Verhaltener war die Gewinnentwicklung bei den deutschen Autobauern, deren operativer Gewinn um 19 Prozent stieg. Die US-Autokonzerne verzeichneten dagegen einen Gewinnrückgang von sechs Prozent.
Bei der Gewinnmarge haben weiterhin deutsche Autokonzerne die Nase vorn: Mercedes-Benz führt mit einer Marge von 13,04 Prozent knapp vor Kia (12,97 %). BMW liegt mit einer Gewinnmarge von 11,7 Prozent auf dem dritten Platz. Stellantis hat für das zweite Quartal keine Zahlen zum Gewinn veröffentlicht, im ersten Halbjahr aber eine Marge von 13,8 Prozent erwirtschaftet.
Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY quartalsweise erstellt.
Neuwagen-Absatz ebenfalls gesteigertFast alle Autokonzerne konnten im zweiten Quartal den Neuwagenabsatz steigern – insgesamt wuchs die Zahl der verkauften Pkw um elf Prozent. Im Vergleich zum ersten Quartal hat sich damit das Wachstumstempo sowohl beim Absatz als auch bei Umsatz und Gewinn nochmal verstärkt. „Die Chip-Krise ist vorbei und die Produktion läuft bei vielen auf Hochtouren. Die aufgestauten Aufträge aus den letzten Monaten ermöglichen deutlich mehr Auslieferungen zu sehr guten Preisen“, fasst Axel Preiss, Leiter des Bereichs Advanced Manufacturing & Mobility bei EY zusammen. „Das beschert den Autokonzernen natürlich gute Gewinne.“ Bis auf Tesla und Ford konnten alle Unternehmen ihre Gewinne steigern, bei der Marge verzeichneten nur drei Unternehmen einen Rückgang.
„Die meisten Autokonzerne konnten die Profitabilität weit oben halten“, stellt Preiss fest. „Wir könnten allerdings noch heuer eine Trendumkehr erleben. Wenn der Auftragspolster erstmal abgearbeitet ist, sehen sich die Autobauer mit der neuen Realität konfrontiert: Konjunkturschwäche, sinkende Nachfrage, Preisdruck, Überkapazitäten. In diesem Umfeld wird es schwieriger, die hohen Fahrzeugpreise am Markt durchzusetzen und auf Rabatte zu verzichten.“ Preiss prognostiziert daher: „Die Zeit der Traummargen wird für viele Unternehmen bald vorbei sein.“
Preiss rechnet vor diesem Hintergrund mit einer neuen Kostensenkungswelle in der Automobilindustrie: „Die Erfahrungen während COVID-19 zeigen: Profitabilität geht vor Menge, zweistellige Margen sind auch langfristig möglich. Da bei vielen Konzernen die Profitabilität aktuell sehr hoch ist, werden sie auch in Zukunft nur ungern Abstriche bei der Marge zulassen. Das rückt die Kostenstellen in den Fokus – vermutlich auch die Entwicklungs- und Personalkosten“, erwartet Preiss. Die E-Mobilität erschwert die Lage zusätzlich: „Elektroautos liefern derzeit noch nicht die Deckungsbeiträge von Verbrennern. Auch die Nachfrage ist etwas verhalten – die Österreicher:innen haben vor allem hinsichtlich Ladeinfrastruktur und Reichweite Bedenken. Eine Flaute am E-Auto-Markt würde vielen Konzernen richtig weh tun und die ambitionierten Elektro-Pläne durchkreuzen.“
Chinas Anteil am Gesamtabsatz sinkt weiterWährend der Neuwagenabsatz der untersuchten Unternehmen im zweiten Quartal in Europa um 15 Prozent und in den USA sogar um 18 Prozent stieg, gelang in China nur ein Plus von sechs Prozent. Im ersten Quartal war sogar ein Einbruch um 22 Prozent registriert worden. Während die Hälfte der Unternehmen in China einen schrumpfenden Absatz verbuchte, ging es für die deutschen Konzerne insgesamt um 13 Prozent aufwärts.