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  • Erst ein Drittel der großen Unternehmen in Österreich setzt KI ein, der Rest wartet ab oder arbeitet an Plänen
  • Anwendungsfälle eher simpel gehalten; vier von zehn Unternehmen nutzen KI aktuell im Kundenservice, speziell für Chatbots
  • 58 Prozent haben noch keine KI-Strategie und klar definierten Ziele
  • Hohe Erwartungen an KI zur Steigerung von Qualität und Effizienz
  • Unternehmenskultur entscheidend, um Mitarbeitende nicht unter Druck zu setzen
  • Status quo in der Umsetzung des AI Acts bereitet Sorgen

Wien, 24. April 2025. Ein Drittel der österreichischen Betriebe (33 %) setzt bereits auf Künstliche Intelligenz. Ein Großteil der Unternehmen (26 %) hat KI in den vergangenen 24 Monaten eingeführt. Nur ein kleiner Teil jener Unternehmen, die noch nicht auf KI setzen, plant die Einführung im kommenden Jahr (32 %). Deutlich mehr verzichten im kommenden Jahr noch auf KI (39 %), 22 Prozent wollen die neue Technologie eher noch nicht einführen.

Damit ist die KI-Umsetzung in Österreich laut Susanne Zach, Leiterin des Bereichs AI & Data bei EY Österreich, noch in der Anfangsphase: „Künstliche Intelligenz hat in vielen österreichischen Unternehmen bereits Einzug gefunden, allerdings ist die Luft nach oben noch groß. In den kommenden Jahren wird KI viele, wenn nicht alle Unternehmensbereiche transformieren. Wir müssen in Österreich am Ball bleiben, um nicht an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.“

Das sind die Ergebnisse einer Umfrage der Beratungs- und Prüfungsorganisation EY, für die 100 Führungskräfte von großen und mittleren Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden in Österreich befragt wurden.

Der Unternehmensbereich, in dem KI bereits am häufigsten eingesetzt wird, ist der Kundenservice: Zwei von fünf jener Unternehmen (41 %), die KI bereits einsetzen oder dies in naher Zukunft planen, nutzen die Technologie in diesem Bereich – vor allem in Form von Chatbots. Dahinter folgt der Bereich Vertrieb (30 %) mit dem häufigsten Use-Case des Datenmanagements, gefolgt von IT (28 %), die KI vor allem für die Optimierung der Cybersicherheit einsetzt. In der Produktion wird KI erst von 14 Prozent eingesetzt – und hier vor allem für Predictive Maintenance, also die Vorhersage von notwendigen Wartungsarbeiten. Im Personalbereich wird KI nur von jedem zehnten (10 %) Betrieb genutzt, die Anwendungsfälle sind bspw. die Erstellung von Jobbeschreibungen, aber auch die Auswahl im Recruitingprozess. Logistik folgt auf dem letzten Platz mit sieben Prozent – mit Schwerpunkt auf Lieferkettenoptimierung.

„In vielen Betrieben steckt KI noch in den Kinderschuhen, das volle Potenzial wird kaum genutzt. Die Palette ist vielfältig und geht über einfachere Anwendungen wie Chatbots weit hinaus. Speziell für die Industrie gibt es für die Produktion zahlreiche Anwendungsfälle, die sich auch mit geringeren Budgets umsetzen lassen und großen Mehrwert erzielen. Das wird aktuell in Österreich leider noch unterschätzt – hierauf sollte ein größeres Augenmerk gelegt werden“, rät Zach.

Einfachere KI-Anwendungen im Moment vorherrschend
Diese Einschätzung wird auch hinsichtlich der Komplexität der KI-Anwendungen bestätigt: Laut Eigeneinschätzung der befragten Unternehmen sind fast drei Viertel (74 %) der eingesetzten bzw. konkret geplanten KI-Anwendungen simpel bzw. eher simpel. Nur 17 Prozent der Befragten gaben an, bereits auch komplexere Projekte umgesetzt zu haben – hier führen überraschenderweise eher mittelgroße Unternehmen mit einem Umsatz von unter 50 Millionen Euro. Laut der EY-Expertin lässt das darauf schließen, dass die Komplexität von Projekten auch mit der Komplexität der Unternehmensstruktur korreliert. „Je größer die Unternehmen, umso komplexer sind in der Regel auch die Prozesse und Strukturen. Komplexere Projekte lassen sich natürlich auch in einem solchen Umfeld umsetzen, brauchen aber oft mehr Vorlaufzeit“, so Zach.

Große Ungewissheit über das Potenzial von KI
Zurzeit herrscht in vielen Unternehmen noch Unklarheit darüber, was KI im wirtschaftlichen Kontext leisten kann und wo die Technologie an ihre Grenzen stößt. Nur jeder zehnte Betrieb (11 %) ist sich über das volle Potenzial bzw. die Grenzen voll und ganz im Klaren, weitere 28 Prozent stimmen dieser Aussage eher zaghaft zu (28 %). Dem gegenüber steht die Mehrheit (60 %), die sich dessen weniger (36 %) bzw. kaum (24 %) bewusst ist.

Zach dazu: „Wichtig ist zu begreifen, dass KI am besten funktioniert, wenn im Betrieb bereits ein breites Verständnis dafür besteht und jede bzw. jeder Einzelne zur Umsetzung etwas beitragen kann. Unternehmen sollten daher in Schulungsprogramme investieren, um ein besseres Verständnis für KI-Technologien zu entwickeln. Kleine Pilotprojekte ermöglichen es, praktische Erfahrungen zu sammeln und das Potenzial von KI zu erkennen. Interdisziplinäre Teams – und auch externe Beratung – können Einblicke bieten."

Vielen Betrieben fehlt eine KI-Strategie und entsprechende Ziele
Was derzeit in vielen Betrieben noch fehlt, ist eine KI-Strategie. Nur in etwa jedem dritten Betrieb (36 %) ist eine solche bereits implementiert, die meisten davon (31 %) wurden erst in den letzten zwei Jahren eingeführt. Die Mehrheit (58 %) der Unternehmen ist aktuell ohne klar strukturierten Plan dabei, KI einzusetzen.

„Viele Betriebe sind in den letzten zwei Jahren dem Hype um KI gefolgt und haben kurzfristig Anwendungen auf den Weg gebracht. Jetzt ist es an der Zeit, auch an der strategischen Ausrichtung dieser Projekte zu arbeiten. Ohne das Big Picture im Blick zu haben, lässt sich das volle Potenzial von KI kaum nutzen“, so Zach.

Vor der Formulierung einer Strategie ist laut Zach aber noch ein anderer, wesentlicher Punkt zu erledigen: „Wir sehen das auch in unserer Beratungspraxis häufig: Viele Unternehmen haben keine Ziele oder Anforderungen an KI definiert und wissen nicht, was sie mit KI konkret erreichen möchten.“ Das bestätigen auch die Ergebnisse der Umfrage: In zwei Drittel (66 %) der Unternehmen gibt es keine bestimmten Ziele oder Anforderungen an KI.

Die fehlenden Ziele machen den Return on Investment (ROI) von KI-Anwendungen in weiterer Folge auch schwerer messbar. Nur ein Viertel (22 %) gibt an, dass im Unternehmen Klarheit über den ROI herrscht. Auch im Hinblick auf die Kosten von KI tappen viele Betriebe noch im Dunkeln: Etwa ein Drittel ist sich voll und ganz (29 %) bzw. eher (12 %) über die Kosten im Klaren, fast die Hälfte (49 %) hat dabei Schwierigkeiten.

KI wird nicht nur die Effizienz, sondern auch die Qualität der Arbeit beeinflussen
Künstliche Intelligenz wird sich auch auf die Tätigkeiten auswirken. 13 Prozent der KI-erprobten Befragten gaben an, dass wirklich jede:r in Zukunft mit KI arbeiten muss, über drei Viertel (78 %) gehen hingegen davon aus, dass es auch Bereiche ohne KI geben wird. „Es wird durchaus einige Berufe geben, die ohne KI auskommen. Die große Mehrheit der Jobs wird in Zukunft aber sicher mit KI-Unterstützung ausgeführt werden“, sagt Zach.

Interessant ist hier auch die Einschätzung der Betriebe hinsichtlich des Einflusses von KI auf die Qualität der Arbeit: Vier von fünf (81 %) gehen davon aus, dass KI die Qualität der Arbeit steigern kann. Weniger überraschend hingegen ist, dass sich Unternehmen durch KI auch eine Effizienzsteigerung erwarten (78 %).

Diese Erwartungen könnten dazu führen, dass durch den KI-Einsatz Mitarbeitende unter Druck stehen, schneller und effizienter zu arbeiten bzw. die Qualität ihrer Arbeit zu verbessern. Dieser Aussage stimmte aber nur die Minderheit der Befragten voll und ganz (7 %) bzw. eher (19 %) zu. Vor allem kleinere Betriebe mit weniger als 250 Mitarbeitenden (gesamt 33 %) konnten dieser Aussage etwas abgewinnen.

Wenig verwunderlich ist daher auch, dass die befragten Führungskräfte mehrheitlich davon ausgehen, dass ihre Belegschaft KI-Anwendungen sehr bzw. eher skeptisch und abwartend gegenübersteht (53 %).

Laut Zach ist aber eben das – eine positive Einstellung zu KI – die Grundlage für den Erfolg solcher Projekte: „Die hohe Erwartung an KI, die Qualität und Effizienz der Arbeit zu steigern, unterstreicht das Potenzial dieser Technologie. Unternehmen sollten jedoch darauf achten, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, das Mitarbeitende ermutigt, sich mit KI auseinanderzusetzen und keinen enormen Druck aufbaut. Durch offene Kommunikation und Schulungsangebote können sie Skepsis abbauen und das Vertrauen in KI-Anwendungen stärken.“

Vertrauen in KI ausbaufähig
Das Vertrauen in Künstliche Intelligenz unter den Führungskräften bleibt überschaubar: Nur etwa ein Drittel (34 %) vertraut KI, wenn es um Lösungen wie Prognosemodelle oder Ähnliches geht. Hingegen vertraut mehr als die Hälfte (51 %) der Künstlichen Intelligenz, wenn es um Informationen und Recherche geht. „Hier herrscht eindeutig noch Handlungsbedarf. Nur wenn wir KI vertrauen, können wir das Potenzial voll nutzen“, so Zach. Entscheidend sei dafür, ein genaues Verständnis dafür zu bekommen, was KI leisten kann und wo die Grenzen sind.

AI Act bekannt, aber kaum umgesetzt
Um ein vertrauensvolles Umfeld für KI zu schaffen, kann auch Regulatorik einen Beitrag leisten. Hier gibt es in österreichischen Betrieben noch deutlichen Handlungsbedarf: Zwar haben über drei Viertel (77 %) schon vom AI Act gehört, allerdings haben sich nur 19 Prozent der Befragten bereits damit beschäftigt. Deutlich weniger bekannt ist hingegen der AI Act Compliance, der sich auf die praktischen Prozesse bezieht und sicherstellen soll, dass die KI-Systeme der Unternehmen dem AI Act entsprechen. Nur sechs von zehn Befragten (60 %) haben davon gehört, nicht mal jede:r Zehnte hat entsprechende Maßnahmen gestartet (9 %).

Die Ergebnisse sieht die EY-Expertin mit großer Sorge. „Seit Februar diesen Jahres gelten ja bereits spezifische Anforderungen für KI-Schulungen und ein Verbot von Systemen mit inakzeptablen Risiko. Schon im Sommer sind darüber hinaus etliche Punkte aus dem AI Act anzuwenden, etwa Transparenz-, Risiko- und Dokumentationsanforderungen für General-Purpose-AI-Modelle. Dass der Anteil der Unternehmen, die sich damit zumindest schon beschäftigt haben, auch aktuell noch so gering ist, könnte in der zweiten Jahreshälfte zu Problemen führen. Wer sich damit noch nicht auseinandergesetzt hat, dem raten wir dringend, spätestens jetzt damit anzufangen“, schließt Zach.

EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 1.500 Mitarbeiter:innen an fünf Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von 229 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 400.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at 

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.

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EY Bettina Loidhold

Bettina Loidhold
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Susanne Zach, EY Österreich
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