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  • Wert der chinesischen Übernahmen in Europa sinkt im ersten Halbjahr von 32 auf 15 Milliarden US-Dollar
  • Zahl der Transaktionen fällt um 12 Prozent auf 111
  • Deutschland und Großbritannien bleiben beliebteste Investitionsziele
  • Deutlich weniger Industrieunternehmen gekauft – Chinesen setzen verstärkt auf Energie- und Rohstoffunternehmen sowie Konsumgüterproduzenten 
  • Leichter Rückgang in Österreich von drei auf zwei Transaktionen – größter heimischer Deal des Jahres ist Kauf eines Mehrheitsanteils von Wolford durch Fosun
  • Einstieg des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler um 8,9 Milliarden US-Dollar bisher teuerster Deal des Jahres
  • Wert der chinesischen Übernahmen in Europa sinkt im ersten Halbjahr von 32 auf 15 Milliarden US-Dollar
  • Zahl der Transaktionen fällt um 12 Prozent auf 111
  • Deutschland und Großbritannien bleiben beliebteste Investitionsziele
  • Deutlich weniger Industrieunternehmen gekauft – Chinesen setzen verstärkt auf Energie- und Rohstoffunternehmen sowie Konsumgüterproduzenten 
  • Leichter Rückgang in Österreich von drei auf zwei Transaktionen – größter heimischer Deal des Jahres ist Kauf eines Mehrheitsanteils von Wolford durch Fosun
  • Einstieg des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler um 8,9 Milliarden US-Dollar bisher teuerster Deal des Jahres
Wien, 16. Juli 2018. Die Zahl chinesischer Zukäufe in Europa ist weiter rückläufig: So gab es in der ersten Hälfte dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 12 Prozent weniger Übernahmen und Unternehmensbeteiligungen in Europa, die Zahl sank von 126 auf 111. Das Investitionsvolumen hat sich sogar mehr als halbiert: von 31,6 auf 14,9 Milliarden US-Dollar.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, die M&A-Investitionen chinesischer Unternehmen in Europa untersucht.

Seit dem ersten Halbjahr 2016, als europaweit 176 Transaktionen durchgeführt wurden, sinkt die Zahl chinesischer Übernahmen und Beteiligungen in Europa kontinuierlich. Eva-Maria Berchtold, Leiterin Transaction Advisory Services bei EY Österreich, führt diesen Abwärtstrend auf mehrere Faktoren zurück: „Der Gegenwind hat eindeutig zugenommen. Es gibt teilweise politische Bedenken und die Sorge vor einem Ausverkauf von Know-how. Zum Teil haben andere Interessenten die chinesischen Investoren überboten, bei anderen geplanten Transaktionen kam die Finanzierung nicht zustande, da die regulatorischen Anforderungen in China verschärft wurden.“ Keineswegs nachgelassen habe das Interesse der Investoren aus dem Reich der Mitte, so Berchtold: „Wenn in Europa ein attraktives Unternehmen als Übernahmeziel gilt, ist eigentlich immer auch ein chinesisches Unternehmen unter den Interessenten.“

Allerdings verschieben sich derzeit die Investitionsschwerpunkte, ergänzt Yi Sun, Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY: „Investitionen in klassische Industrieunternehmen verlieren für die Chinesen an Attraktivität, obwohl in diesem Bereich nach wie vor die meisten Transaktionen stattfinden. Wir sehen aber ein deutlich steigendes Interesse an Zukäufen in den Bereichen Infrastruktur, Energie, High-Tech und Pharma – auch wenn einige der geplanten Transaktionen nicht zustande kommen. Gerade bei High-Tech-Firmen und Energieversorgern sind die politischen Widerstände zum Teil groß. Hier bedarf es eines langen Atems und intensiver Verhandlungen.“

Deutschland bleibt im Fokus – leichter Rückgang in Österreich
Nach wie vor die meisten Transaktionen führten chinesische Investoren in Deutschland und Großbritannien durch, in beiden Ländern sank die Zahl der Zukäufe aber von 26 auf 22. Da es sich in Großbritannien aber überwiegend um kleinere Deals handelte, schrumpfte das Investitionsvolumen von 16,2 auf 0,6 Milliarden US-Dollar. In Deutschland wurde hingegen ein Anstieg von 6,7 auf 9,9 Milliarden US-Dollar registriert – vor allem aufgrund des Einstiegs des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler mit einem Volumen von geschätzt 8,9 Milliarden US-Dollar. In Frankreich stieg die Zahl der Übernahmen von 10 auf 13, während sie in Italien von 12 auf 11 sank.

Auch in Österreich gab es im ersten Halbjahr einen leichten Rückgang: Chinesische Investoren tätigten hierzulande im ersten Halbjahr 2018 zwei Transaktionen – um eine weniger als im Vorjahr: Größter Deal war der Einstieg von Fosun als Mehrheitsgesellschafter beim Vorarlberger Wäschekonzerns Wolford um insgesamt rund 75 Millionen Euro. Das Wiener Biotech-Unternehmen Miracor Medical Systems erhielt im Tausch gegen Anteile in einer von Ming Capital angeführten Investmentrunde rund 25 Millionen Euro.

„Österreich befindet sich nach wie vor nur am Rande des Radars chinesischer Investoren, Transaktionen sind weiterhin Einzelfälle und kein Trend. Die M&A-Aktivitäten in den letzten Jahren verdeutlichen aber, dass sie auch in Österreich gezielt nach einzelnen Top-Betrieben mit hoher Spezialisierung, starken Marken und führenden Technologien Ausschau halten“, so Berchtold.

Der europaweit mit Abstand größte Deal war der Einstieg von Geely bei Daimler. An zweiter Stelle folgt die Übernahme des französischen Computerspielproduzenten Ubisoft durch eine Investorengruppe, zu der auch der Internetgigant Tencent gehört, für eine Milliarde US-Dollar.

Chinesen kaufen weniger Industrieunternehmen und mehr Energie- und Konsumgüterunternehmen
Im ersten Halbjahr sank die Zahl der gekauften europäischen Industrieunternehmen massiv von 43 auf 23. Auch im Finanzsektor war die Transaktionsaktivität rückläufig: von 17 auf acht Deals. Gestiegen ist hingegen die Zahl der Transaktionen in den Bereichen Energie (von sechs auf neun Transaktionen) und Rohstoffe (von sieben auf zehn). Vor allem aber gewann der Konsumgütersektor stark an Bedeutung: Hier stieg die Zahl der Deals von fünf auf 19.

Einige große Transaktionen scheiterten oder befinden sich immer noch in der Schwebe. Im Mai hat beispielsweise Three Gorges knapp 11 Milliarden US-Dollar für den portugiesischen Energieversorger EDP geboten – die Summe wurde vom Unternehmen aber als zu niedrig zurückgewiesen. In Deutschland plante der chinesische Staatskonzern State Grid einen Einstieg beim Netzbetreiber 50 Hertz – die Transaktion kam aber letztlich nicht zustande, obwohl das Bundeskartellamt sie bereits genehmigt hatte.

Zudem haben sich die Finanzierungsbedingungen für die chinesischen Investoren erschwert, beobachtet Yi Sun: „Die Verkäufer sind vorsichtiger geworden – sie fordern heute oft schon bei der Vertragsunterzeichnung hohe Garantien von den chinesischen Käufern. Und auch Bankbürgschaften sind für chinesische Investoren deutlich schwieriger zu erhalten. Dadurch verzögern sich viele Abschlüsse – das Geschäft ist schwieriger geworden.“

Seit Ende 2016 gelten in China zudem strengere Auflagen für die Übernahme ausländischer Unternehmen. So sind beispielsweise die Investitionen in Fußballvereine oder Hotels nicht mehr erwünscht. Die chinesischen Aufsichtsbehörden haben zudem strengere Kontrollen für Übernahmen im Ausland eingeführt und Auflagen verabschiedet, um den Kapitalfluss ins Ausland zu kontrollieren.

Auffällig ist, dass die Zahl sehr großer Transaktionen rückläufig ist: Nachdem im ersten Halbjahr 2017 europaweit noch elf Deals mit einem Volumen von mehr als 500 Millionen Euro über die Bühne gegangen waren, sank die Zahl im laufenden Jahr auf fünf.

Chinesische Unternehmen vielfach als Retter in der Not
Nach wie vor stelle für etliche der übernommenen europäischen Unternehmen ein chinesischer Investor einen Glücksfall dar, so Sun: „Zahlreiche Transaktionen betrafen auch in diesem Jahr wieder insolvente Unternehmen, für die der chinesische Investor die letzte Chance zum Überleben darstellte. Auf der anderen Seite stoßen aber gerade auch mittelständische Unternehmen an Wachstumsgrenzen – sie können die von ihren Kunden erwartete Expansion und die nötigen Investitionen nicht aus eigener Kraft stemmen und verfügen außerhalb der angestammten Absatzmärkte nicht über den nötigen Marktzugang. Ein chinesischer Investor mit der entsprechenden Finanzkraft und Zugang zum chinesischen Absatzmarkt ist da häufig genau der richtige Partner.“

Sun erwartet für die zweite Jahreshälfte ein anhaltend großes Interesse chinesischer Investoren an europäischen Unternehmen – auch wenn die Chinesen nicht mehr überall von Anfang an mit offenen Armen empfangen würden: „Heute müssen die chinesischen Investoren ihre Absichten deutlich besser kommunizieren als vor einigen Jahren und zum Teil auch Zugeständnisse in Bezug auf Arbeitsplätze und Unternehmenssitz machen, um Ängsten zu begegnen. Andererseits könnten die veränderte politische Großwetterlage und die handelspolitischen Spannungen mit den Vereinigten Staaten zu einer größeren Bereitschaft in Europa führen, chinesische Investoren ins Boot zu holen.“

EY im Überblick
EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2016/2017 einen Umsatz von 131 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 250.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.

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EY Nina Eggenberger

Nina Eggenberger
Brand & Digital Lead Austria
EY
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