- EU-Neuwagenmarkt schrumpft im August um 18 Prozent und bleibt damit deutlich – um ein Drittel – unter Vorkrisenniveau
- Österreich: Rückgang um neun Prozent, 43 Prozent unter Vorkrisenniveau
- Elektroautos massiv unter Druck: Absatz bricht ein, Marktanteil deutlich rückläufig
- Prognose: 2024 werden in der EU etwa zwei Millionen Neuwagen weniger verkauft als 2019
Wien, 19. September 2024. Der EU-Neuwagenmarkt verzeichnete im August den stärksten Einbruch seit über zwei Jahren: Mit einem Rückgang der Pkw-Neuzulassungen um 18 Prozent lag das Absatzniveau zudem 32 Prozent niedriger als im Vorkrisenvergleichsmonat August 2019. In Österreich wurde ein Rückgang um knapp neun Prozent registriert, das Vorkrisenniveau wurde um 43 Prozent unterschritten.
Die meisten EU-Länder verzeichneten teils kräftige Einbußen: In 23 der 27 Länder wurden weniger Neuwagen zugelassen als im Vorjahresmonat. Der aktuelle Einbruch ist allerdings vor dem Hintergrund eines relativ starken Vorjahresmonats zu bewerten – mit rund 644.000 Neuzulassungen lag der EU-Markt im August dieses Jahres etwa auf dem Niveau der Jahre 2021 und 2022.
Insgesamt pendelt sich der Pkw-Absatz in der EU im bisherigen Jahresverlauf immer noch leicht im Plus ein – um 1,4 Prozent; in Österreich um fünf Prozent. Damit liegt das Marktniveau EU-weit aber immer noch etwa ein Fünftel niedriger als im Vergleichszeitraum des Jahres 2019 – also vor dem Ausbruch der Pandemie. Im bisherigen Jahresverlauf wurden im Vergleich zu 2019 damit etwa 1,8 Millionen Neuwagen weniger zugelassen. Im Gesamtjahr wird die Lücke bei mehr als zwei Millionen fehlenden Neuzulassungen liegen.
Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, rechnet nicht mit einer baldigen Markterholung: „Der Markt liegt deutlich hinter den vor der Pandemie üblichen Absatzzahlen. Viele Hersteller kämpfen mit einer Unterauslastung ihrer Autofabriken, was Kapazitätsanpassungen zur Folge haben wird.“
Eine deutliche Erholung sei aktuell nicht absehbar, so Preiss: „Die positiven Anreize fehlen im Moment – die Konjunktur erholt sich nicht, die geopolitischen Spannungen und Unsicherheiten nehmen zu. Das alles führt zu Zurückhaltung beim Kaufverhalten – sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich. Zudem verliert ein wichtiger Wachstumstreiber der Vorjahre – die Elektromobilität – derzeit massiv an Dynamik.“
Elektroautos im RückwärtsgangEU-weit hat sich der Abwärtstrend bei Elektroautos im vergangenen Monat deutlich verstärkt: Im August sanken die Neuzulassungen von Elektroautos in der EU um 44 Prozent, in Österreich um 21 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf ergibt sich für die EU wie auch für Österreich ein Minus von acht Prozent.
Besonders stark war mit minus 69 Prozent der Einbruch in Deutschland, der darauf zurückzuführen ist, dass im Vorjahresmonat das bevorstehende Förder-Aus für gewerbliche Käufe von E-Autos für einen kurzen Neuzulassungs-Boom sorgte. Aber auch außerhalb Deutschlands entwickelten sich die Elektro-Neuzulassungen schwach: In 18 der 27 Länder wurden im August weniger Elektroautos neu zugelassen als im Vorjahresmonat.
Der Marktanteil von Elektroautos sank EU-weit von 21,0 auf 14,4 Prozent, in Österreich von 21,0 auf 18,1 Prozent. Einen sinkenden Marktanteil von Elektroautos wiesen immerhin 17 der 27 EU-Länder auf.
„Der E-Automarkt steckt in der Krise“, sagt Preiss. „Es kommen laufend neue Modelle auf den Markt, die attraktiver und leistungsstärker sind. Trotzdem halten sich Käufer:innen im Moment zurück. Das liegt in manchen Ländern auch an auslaufenden oder sinkenden Förderungen. Der hohe Preis ist beim E-Auto-Absatz im Moment noch das größte Thema.“ Auch bei den Themen Reichweite, Ladedauer, Ladeinfrastruktur und Stromkosten bleiben viele Kund:innen skeptisch. In Summe, so Preiss, fehle es bei der Mehrheit der Kund:innen an der Überzeugung, dass der Umstieg auf ein Elektroauto zurzeit vernünftig ist.
Das Ergebnis der aktuellen Elektro-Krise laut Preiss: „Der Verbrenner erlebt eine Renaissance. Für Hersteller bedeutet das die Verlängerung des finanziell aufwendigen Nebeneinanders von Verbrennern und Elektroautos.“
Im Osten Europas spielen Elektroautos keine RolleHohe Elektro-Marktanteile findet man derzeit vor allem in Nordeuropa und den Benelux-Ländern – auch dank großzügiger staatlicher Fördermaßnahmen. In den meisten anderen EU-Ländern sind Elektroautos hingegen nach wie vor ein absolutes Nischenprodukt: In immerhin 15 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im August unter zehn Prozent.
Besonders niedrig ist der Marktanteil von Elektroautos in den ost- und südosteuropäischen Ländern. Insgesamt betrug der Marktanteil von Elektroautos in diesen Ländern im August 4,2 Prozent – nach 5,1 Prozent im Vorjahreszeitraum; der Absatz schrumpfte um 27 Prozent. „Die Elektromobilität kommt in skandinavischen Ländern gut voran, in Osteuropa spielt sie kaum eine Rolle. Ob die ambitionierten Elektro-Ziele der EU realisierbar sind, bleibt bei diesem Tempo fraglich“, sagt Preiss.
In den skandinavischen Ländern erfreuen sich Elektroautos nach wie vor großer Beliebtheit: So wies Dänemark im August mit 55 Prozent den EU-weit höchsten Marktanteil von Elektroautos auf.
Plug-in Hybride verlieren weniger stark als ElektroautosAuch Plug-in-Hybride verzeichneten im August Einbußen, aber EU-weit weniger deutlich als Elektroautos. Insgesamt schrumpfte der Absatz von Plug-in-Hybriden in der EU im August um 22 Prozent, der Marktanteil sank von 7,4 auf 7,1 Prozent. In Österreich gingen die Neuzulassungen um 22 Prozent zurück, der Marktanteil sank von 7,7 auf 6,5 Prozent. In Summe verzeichneten Neuwagen mit Stecker – also PHEV und BEV – EU-weit einen Absatzrückgang von 38 Prozent, der gemeinsame Marktanteil sank von 28,4 auf 21,5 Prozent. Am höchsten ist der kombinierte Marktanteil von PHEVs und BEVs in Dänemark mit 58 Prozent, am niedrigsten in der Slowakei mit vier Prozent.