- EU-Neuwagenmarkt legt um 1,1 Prozent zu, Marktanteil von Elektroautos dank Absatzwachstum um 2,4 Prozent leicht gestiegen
- Österreich mit starkem Wachstum: insgesamt plus 17 Prozent, Absatz von E-Autos aber deutlich gesunken
- EU-Absatz weiter deutlich unter Vorkrisenniveau mit minus 16 Prozent im Oktober
- 2019 wurden EU-weit mehr als zwei Millionen Neuwagen mehr verkauft als 2024
Wien, 21. November 2024. Der EU-Neuwagenmarkt bleibt ohne Dynamik: Zwar stieg die Zahl der Pkw-Neuzulassungen laut Branchenverband ACEA leicht um 1,1 Prozent. Damit liegt das Marktniveau aber immer noch um etwa 16 Prozent niedriger als im Oktober des Jahres 2019 – also vor dem Ausbruch der Pandemie und den darauffolgenden Krisen. Im bisherigen Jahresverlauf wurden im Vergleich zu 2019 zudem etwa 2,1 Millionen Neuwagen weniger zugelassen. In Österreich stieg der Neuwagenabsatz überdurchschnittlich stark um 17 Prozent. Er blieb damit dennoch deutlich – um 13 Prozent – unter dem Niveau von 2019.
Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, rechnet nicht mit einem Jahresendspurt auf dem europäischen Absatzmarkt: „EU-weit verharrt die Nachfrage nach Neuwagen weit unter dem Vorkrisenniveau. Noch sind keinerlei positive Impulse absehbar: Die Konjunktur in Europa schwächelt, die erheblichen geopolitischen Spannungen sorgen für Verunsicherung sowohl bei privaten wie auch bei gewerblichen Kund:innen. Durch den Ausgang der US-Wahl könnte die US-Regierung neue Handelshemmnisse aufbauen, was die Konjunkturentwicklung in Europa zusätzlich belasten könnte.“
Wachstum bei Elektroautos erwartet – ab 2025Während Preiss mit einem schwachen Jahresausklang rechnet, könnten die Neuzulassungen europaweit im kommenden Jahr wieder zulegen – angetrieben vom zuletzt sehr schwachen Elektrosegment: „2025 könnte frischen Wind in den Markt mit Elektroautos bringen. Das Angebot wird immer besser und die Auswahl attraktiver und leistungsstarker Modelle mit elektrischem Antrieb wird immer größer. Auch kommen nun endlich mehr elektrische Kleinwägen zu einigermaßen bezahlbaren Preisen auf den Markt, was neue Käuferschichten erschließen könnte.“ Vor allem aber dürften herstellerseitige Preissenkungen dazu führen, dass Kund:innen, die bisher von hohen Preisen abgeschreckt wurden, sich nun vielleicht doch für ein Elektroauto entscheiden könnten: „Zur Vermeidung von Strafzahlungen wegen zu hoher Flottenemissionen werden viele Hersteller auf Preissenkungen zur Erhöhung des Absatzes von Elektroautos zurückgreifen. Einige signifikante Preissenkungen gab es bereits, weitere werden im kommenden Jahr folgen. Das entspricht auch den Vorstellungen der preissensiblen Kund:innen, was zu einer neuen Dynamik auf dem Elektromarkt führen wird“, erwartet Preiss. Von einem echten Elektro-Boom könne aber keine Rede sein, so Preiss: „Nach wie vor überwiegen für viele die Vorbehalte.“
Elektro-Marktanteil im Oktober leicht gestiegenIm Oktober stieg der Marktanteil von Elektroautos leicht: Der Absatz kletterte um 2,4 Prozent, der Anteil am Neuwagenmarkt legte von 14,2 auf 14,4 Prozent zu. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Absatz von Elektroautos damit allerdings immer noch um 4,9 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Die meisten großen Absatzmärkte verzeichneten sinkende Verkaufszahlen von Elektroautos: In Deutschland schrumpfte der Absatz um fünf Prozent, in Spanien um sechs Prozent, in Italien um 13 Prozent und in Frankreich sogar um 18 Prozent. In Österreich wurde ein Rückgang um neun Prozent registriert – der Marktanteil von Elektroautos schrumpfte deutlich: von 23 auf 18 Prozent.
Dem stehen einige wenige mittelgroße Märkte mit sehr hohen Zuwachsraten gegenüber: vor allem Dänemark (plus 83 Prozent), Belgien (plus 48 Prozent), die Niederlande (plus 32 Prozent) und Portugal (plus 28 Prozent). In zehn Ländern stiegen die Neuzulassungen von Elektroautos im Oktober, in 17 gingen sie zurück.
„Nach wie vor verläuft das Elektroautowachstum in den Ländern sehr unterschiedlich“, sagt Preiss. „Wir sehen aber weiterhin starke Zuwachsraten – einerseits, da bald einige staatliche Förderungen auslaufen, was Last-Minute-Käufe zur Folge hat; und andererseits, wenn neue Subventionen eingeführt werden. Denn nach wie vor gilt: Da, wo gefördert wird, werden viele Elektroautos verkauft. Ein Auslaufen staatlicher Förderungen führt eigentlich immer zu einem Einbruch der Neuzulassungen.“
Im Osten Europas spielen Elektroautos weiterhin keine RolleHohe Elektro-Marktanteile findet man derzeit vor allem in Nordeuropa und den Benelux-Ländern – auch dank großzügiger staatlicher Fördermaßnahmen. In den meisten anderen EU-Ländern sind Elektroautos hingegen nach wie vor ein absolutes Nischenprodukt: In immerhin 14 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im Oktober unter zehn Prozent.
Besonders niedrig ist der Marktanteil von Elektroautos in den ost- und südosteuropäischen Ländern. Insgesamt betrug der Marktanteil von Elektroautos in diesen Ländern im Oktober 4,6 Prozent – nach 5,0 Prozent im Vorjahreszeitraum. „In den meisten ost- und südosteuropäischen Ländern spielen Elektroautos so gut wie keine Rolle auf dem Neuwagenmarkt, der weiterhin fast vollständig von Verbrennern dominiert wird“, sagt Preiss.
In den skandinavischen Ländern hingegen erfreuen sich Elektroautos großer Beliebtheit, der Marktanteil lag im Oktober bei 43 Prozent (Vorjahr: 37 %). Dänemark wies im Oktober mit 61 Prozent den EU-weit höchsten Marktanteil von Elektroautos auf.
Plug-in Hybride rückläufigPlug-in-Hybride verzeichneten im Oktober Einbußen, der Absatz schrumpfte um 7,2 Prozent, der Marktanteil sank von 8,4 auf 7,7 Prozent. In Summe verzeichneten Neuwagen mit Stecker – also PHEV und BEV – einen Absatzrückgang um 1,2 Prozent, der gemeinsame Marktanteil sank von 22,7 auf 22,1 Prozent. Am höchsten war der kombinierte Marktanteil von PHEVs und BEVs in Dänemark mit 65 Prozent, am niedrigsten in der Slowakei mit vier Prozent. In Österreich stiegen die Verkäufe von Plug-in-Hybriden um 19 Prozent, der gemeinsame Marktanteil von BEV und PHEV sank leicht von 29,2 auf 28,7 Prozent.