- EU-Neuwagenmarkt legt im Dezember um 5,1 Prozent zu, im Gesamtjahr nur um 0,8 Prozent
- Elektrosegment sowohl in der EU im Gesamtjahr als auch im Dezember rückläufig
- Österreich: Neuwagenmarkt legt 2024 um sechs Prozent zu, bleibt aber deutlich unter dem Vorkrisenniveau
Wien, 21. Jänner 2025. Der EU-Neuwagenmarkt legte im vergangenen Jahr um 0,8 Prozent zu, blieb damit aber erneut deutlich – um 17 Prozent bzw. gut zwei Millionen Fahrzeuge – unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019. Immerhin: Der Dezember war mit einem Plus von 5,1 Prozent stärker als die Vormonate.
Der österreichische Absatzmarkt entwickelte sich mit einem Wachstum von 17,3 Prozent im Dezember und 6,1 Prozent im Gesamtjahr besser als der EU-Durchschnitt. Dennoch lag auch in Österreich das Absatzniveau sehr deutlich – um 23 Prozent – unter dem Niveau von 2019.
Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, sieht derzeit keine positiven Impulse für den europäischen Neuwagenmarkt, der im Krisenmodus verharre: „Die Nachfrage ist niedrig, der Absatz deutlich unter Vorkrisenniveau – die Produktion der Autohersteller daher nicht ausgelastet. Die Gründe liegen auf der Hand: Konjunkturflaute, politische Unsicherheiten, hohe Preise und die offene Frage, welche Technologie in der Autoindustrie zukünftig vorherrschen wird, sorgen für Verunsicherung speziell bei privaten Kund:innen. Bei gewerblichen Kund:innen sieht die Situation etwas anders aus, manche Betriebe strukturieren den Fuhrpark um und gehen weg vom Verbrenner hin zu alternativen Antrieben.“
Sollte zudem die neue US-Regierung neue Handelshemmnisse aufbauen, werde das die Konjunkturentwicklung und damit auch den Neuwagenabsatz in Europa zusätzlich belasten, so Preiss. „Für 2025 gibt es leider keine richtig positiven Impulse.“
Absatz von Elektroautos sinkt EU-weitDie Neuzulassungen von E-Autos sind in der EU sowohl im Dezember – um zehn Prozent – als auch im Gesamtjahr 2024 – um sechs Prozent – gefallen. In Österreich stieg der Elektro-Absatz im Dezember zwar um 6,1 Prozent, im Gesamtjahr schrumpfte die Zahl der Elektro-Neuzulassungen in Österreich aber dennoch um 6,3 Prozent.
Hauptgrund für die schlechte Absatzentwicklung von E-Autos in der EU war der starke Rückgang im größten EU-Markt Deutschland, wo die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos im vergangenen Jahr um 27 Prozent sank, was wiederum auf das Auslaufen des staatlichen Kaufzuschusses im Dezember 2023 zurückzuführen ist. Aber auch auf wichtigen anderen Absatzmärkten zeigte der Trend im Elektro-Segment im vergangenen Jahr nach unten, so sanken die Elektro-Neuzulassungen in Frankreich, dem zweitgrößten Markt, um drei Prozent. Insgesamt schrumpfte der Absatz von Elektroautos in 15 von 27 Ländern. Der Anteil von E-Autos am gesamten Neuwagenmarkt ging 2024 im Vergleich zum Vorjahr von 14,6 auf 13,6 Prozent zurück. Auch Plug-in-Hybride verkauften sich schlechter als im Vorjahr: Ihr Absatz sank EU-weit um sieben Prozent, der Marktanteil schrumpfte von 7,7 auf 7,1 Prozent.
„Der erhoffte Hochlauf der Elektromobilität stockt EU-weit. Dort wo es gut läuft, sind vor allem Förderungen der Grund“, sagt Preiss. „Ohne staatliche Begünstigungen und Förderungen kommt die Elektromobilität derzeit nicht vom Fleck. Die aktuell im Sparplan für Österreich angedachte motorbezogene Versicherungssteuer für E-Autos wird daher auf den Absatz Einfluss haben.“
Preiss begründet die schwache Entwicklung im Elektrosegment damit, dass es in weiten Teilen der Bevölkerung nach wie vor große Vorbehalte bzw. Vorurteile gegenüber Elektroautos gebe. „Ladeinfrastruktur, Ladekosten und -dauer sowie die vermeintlich zu geringe Reichweite der Elektroautos spielen für Konsument:innen eine große Rolle. Zudem sind E-Autos für die breite Bevölkerung schlicht noch zu teuer.“
Preissenkungen im kommenden Jahr werden E-Absatz stärkenImmerhin zeigt sich an dieser Stelle Bewegung, so Preiss: „Wir erwarten mehr preisgünstige Modelle am Markt. Zudem wird es in den kommenden Monaten größere Preissenkungen bei Elektroautos geben, so dass der Abstand zwischen E-Autos und vergleichbaren Verbrennern deutlich schrumpfen wird.“ Der Grund für diese Preisoffensive sind die ab 2025 geltenden, verschärften Emissionsvorgaben der EU: „Die drohenden Strafen zwingen viele Hersteller, den Absatz von Elektroautos mit Preissenkungen anzukurbeln. Einige deutliche Preissenkungen konnten wir bereits beobachten, weitere werden folgen.“
Für Verunsicherung aufseiten der Kund:innen könnten ein Aufweichen des EU-Ziels, ab 2035 keine Verbrenner mehr zuzulassen und ebenso die Politik der neuen US-Regierung unter Trump sorgen, so Preiss: „Die Stimmen jener, die fragen, ob der Elektroantrieb tatsächlich die Antriebstechnologie der Zukunft ist, werden lauter und sorgen dafür, dass sich mehr für einen Verbrenner entscheiden. Viele Hersteller rüsten auf ein längeres Nebeneinander von Verbrennern und Elektroautos um – das kostet Geld.“
Elektro-Marktanteil bleibt im Osten Europas weiterhin sehr niedrigEinen hohen Anteil am Neuwagenmarkt haben E-Autos vor allem in Nordeuropa und den Benelux-Ländern – auch dank großzügiger staatlicher Fördermaßnahmen. In den meisten anderen EU-Ländern sind Elektroautos hingegen nach wie vor ein Nischenprodukt: In immerhin 15 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im vergangenen Jahr unter zehn Prozent. Österreich liegt mit einem Elektro-Marktanteil von 17,6 Prozent (Vorjahr: 19,9 Prozent) im EU-Vergleich im oberen Mittelfeld.
Besonders niedrig ist der Marktanteil von Elektroautos in den ost- und südosteuropäischen Ländern: In der Slowakei lag er z. B. bei gerade einmal zwei Prozent, in Kroatien und Polen bei drei Prozent.
In den skandinavischen Ländern hingegen erfreuen sich Elektroautos großer Beliebtheit: Dänemark wies 2024 mit 52 Prozent den EU-weit höchsten Marktanteil von Elektroautos auf – vor Malta (38 Prozent), Schweden (35 Prozent), den Niederlanden (35 Prozent) und Finnland (30 Prozent).