- Trotz schwächerer Konjunktur rechnet weltweit immer noch die deutliche Mehrheit der Unternehmen mit Verbesserung der Weltkonjunktur
- Regulatorische und politische Unsicherheiten sind aktuell größte Risiken für Führungskräfte
- Wichtigste M&A-Motive: Erwerb von Technologie, neuen Produktions-möglichkeiten oder innovativen Start-ups bzw. Zugang zu neuen Märkten
Wien, 02. Dezember 2019. Die Konjunktur hat an Dynamik verloren und die politischen Unsicherheiten nehmen weltweit zu. Der Anteil der Konjunkturpessimisten ist gegenüber dem Vorjahr deutlich von einem Prozent auf zwölf Prozent angestiegen. Dennoch ist die Stimmung der Mehrheit positiv - von 2.600 weltweit befragten Unternehmen rechnet nur knapp die Hälfte (46 %) mit einer mittelfristigen Konjunktureintrübung.
Die internationalen Unternehmen stehen vor einem Dilemma: Der Druck zur Veränderung durch neue Technologien nimmt zu, doch regulatorische Unsicherheiten gefolgt von geopolitischen oder lokalen politischen Unsicherheiten bereiten den Unternehmen Kopfzerbrechen. Auch Lieferkettenstörungen aufgrund von Handels- oder Zollstreitigkeiten werden weltweit als wesentliches Risiko für das Wachstum wahrgenommen.
Das sind Ergebnisse des aktuellen „Capital Confidence Barometer“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Basis der Studie ist eine Umfrage unter 2.600 Managern in Großunternehmen weltweit.
Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY Österreich: „Gerade Unternehmen in europäischen Schlüsselindustrien wie dem Automobil- oder Maschinen- und Anlagenbau stehen vor großen Herausforderungen. Sie leiden unter dem weltweit nachlassenden Wirtschaftswachstum, zunehmenden Handelshemmnissen und den internationalen geopolitischen Spannungen. Obendrein bedrohen ein rasanter technologischer Wandel, die zunehmende Regulierung und neue, aggressive Wettbewerber die Geschäftsmodelle vieler Konzerne.“
Investieren gegen die Krise – M&A-Appetit gestiegenTrotz der reduzierten Konjunkturerwartungen ist weltweit der M&A-Appetit gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt gestiegen. Jeder zweite Konzern (52 %) plant für die kommenden zwölf Monate Zukäufe, und drei von fünf Großunternehmen (68 %) rechnen mit einem stärker werdenden M&A-Markt. Als stärkste Motive für Akquisitionen werden gleichwertig der Erwerb neuer Technologien, Produktionsmöglichkeiten oder Start-ups sowie der Zugang zu neuen Märkten genannt. Statt den Kopf in den Sand zu stecken und auf bessere Zeiten zu hoffen, tun viele Unternehmen genau das Richtige, sagt Berchtold: „Sie halten in dieser Situation nicht etwa ihr Geld zusammen und setzen rein defensiv auf Sparen. Im Gegenteil: Erstaunlich viele Unternehmen treten die Flucht nach vorn an und betreiben eine aktive Portfoliopolitik. Sie investieren gegen die Krise. Dazu gehört auch, dass sie bereit sind, sich von Geschäftsfeldern zu trennen, die traditionell zum Kerngeschäft gezählt wurden. Und dass an anderer Stelle hohe Summen in Zukäufe in zukunftsträchtige Geschäftsmodelle – auch außerhalb der angestammten Bereiche – investiert werden.“
Berchtold beobachtet derzeit ein Nebeneinander von Effizienz- und Kostensenkungsmaßnahmen auf der einen und steigenden Innovationsausgaben auf der anderen Seite: „Manche Unternehmen haben bereits einen harten Sparkurs mit Stellenstreichungen und Werksschließungen eingeschlagen – und tätigen gleichzeitig hohe Investitionen in neue Geschäftsfelder und Technologien. Insbesondere die Fähigkeit zu Coopetition, also einer strategischen Allianz oder Kooperation unter Wettbewerbern, wird in diesen Bereichen ein Schlüsselfaktor für nachhaltigen Erfolg sein.“
Nachhaltiger Erfolg durch strategische Allianzen oder KooperationenWie stark der Zwang zur Veränderung ist, sei derzeit etwa in der Automobilindustrie zu sehen, die sich angesichts des Trends zu alternativen Mobilitätskonzepten wie beispielsweise der Elektromobilität und der anstehenden Investitionen etwa in autonomes Fahren neu sortiere, so Berchtold: „Einige Unternehmen müssen nun über den eigenen Schatten springen und bereit sein, Fusionen oder Allianzen auch mit langjährigen Konkurrenten einzugehen.“ Diesem Trend werden sich die Großunternehmen nicht entziehen können – sie werden sogar vorn dabei sein müssen, erwartet Berchtold. „Viele Unternehmen sind gezwungen, so rasch wie möglich das Produktportfolio abzurunden und neue Expertise sowie Technologien an Bord zu bekommen – und das geht am schnellsten durch Übernahmen beziehungsweise Coopetition.“
Eine Strategie, die stark auf Zukäufe setze, sei allerdings nicht ohne Risiken, betont Robert Hufnagel, Partner und Leiter M&A Advisory bei EY Österreich: „Längst nicht alle Übernahmen liefern ab dem ersten Tag die erhofften Synergieeffekte. Daher ist es notwendig frühzeitig ein Augenmerk auf die richtige Planung der Integration zu legen, um Synergien langfristig zu heben bzw. abzusichern.“ Unterm Strich spreche im derzeitigen Umfeld viel für eine aktive M&A-Strategie, so Hufnagel: „Für einen organischen Aufbau eigener Kompetenzen etwa im Bereich digitaler Technologien, fehlt häufig einfach die Zeit – da ist es effizienter, entsprechende Fähigkeiten zuzukaufen.“
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2017/2018 einen Umsatz von 143 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 260.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.