- 64 Prozent sind gegen den Einsatz von Atomstrom in Österreich – für 56 Prozent ist auch ein günstigerer Stromtarif kein Anreiz
- 56,5 Prozent der Österreicher:innen zahlten bei der letzten Stromrechnung mehr als im Vorjahr
- Mehr als die Hälfte der Österreicher:innen muss sich aktuell einschränken, vor allem bei Restaurantbesuchen, Urlauben und Kleidungskauf
Wien, 24. November 2023. Die Produktion von Atomstrom hat in Österreich schon immer die Gemüter erhitzt – man erinnere sich an die Volksabstimmung vor 45 Jahren, als sich eine knappe Mehrheit von 50,47 Prozent gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerk Zwentendorf aussprachen. An dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts verändert – im Gegenteil: 64 Prozent der Österreicher:innen sind laut einer aktuellen Studie von EY Österreich, für die 1.000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren befragt wurden, gegen den Einsatz von Atomstrom – davon würden 40 Prozent sogar auf keinen Fall Atomstrom einsetzen wollen. 7,4 Prozent würden Atomstrom auf jeden Fall einsetzen, 12,7 Prozent „eher schon“.
Auch ein Preisvorteil ändert nichts an der Einstellung der Österreicher:innen. Auf die Frage, ob Atomstrom bezogen werden würde, wenn es dafür einen günstigeren Stromtarif gäbe, antworteten 31 Prozent mit einem klaren Nein, ein weiteres Viertel (25 %) würde das eher nicht tun. Nur ein knappes Drittel könnte sich das eher schon (17,5 %) bzw. auf jeden Fall (12,8 %) vorstellen.
Christina Khinast, Leiterin des Energiesektors bei EY Österreich, dazu: „Ein günstigerer Tarif ist eindeutig kein Anreiz für die Österreicher:innen, um auf Atomenergie umzusatteln. Die Einstellung zu Atomstrom ist in Österreich keine Preis-, sondern eine Glaubensfrage.“ Allerdings deuten die Daten darauf hin, dass es in künftigen Generationen eine Trendumkehr geben könnte: „Wir sehen deutliche Unterschiede in den Altersgruppen. Etwa jede:r vierte unter 30-Jährige könnte sich den Einsatz von Atomstrom in Österreich vorstellen, bei den über 60-Jährigen ist es nur jede:r zehnte. Es ist also möglich, dass es hier in den kommenden Jahrzehnten zu einem Umbruch in der Gesellschaft kommen könnte.“
Das sind die Ergebnisse des EY Energiepreisbarometer 2023, für den auch heuer wieder 1.000 Österreicher:innen von 18 bis 65 befragt wurden.
Strom ist für die meisten Österreicher:innen im letzten Jahr teurer geworden Mehr als die Hälfte (56,5 %) der Befragten musste für die letzte Stromrechnung mehr hinlegen als im Vorjahr: Etwa jede:r fünfte (22,9 %) bezahlt heuer bis zu 30 Prozent mehr, etwa genauso viele (21,9 %) mussten deutlich tiefer in die Tasche greifen und zahlten 31 bis 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei mehr als jeder zehnten Person (11,7 %) sind die Kosten für Strom sogar noch erheblich stärker gestiegen – und zwar um mehr als 61 Prozent.
Aber längst nicht alle Österreicher:innen klagen über teurere Stromrechnungen: Bei jeder:m sechsten (16,5 %) ist die Rechnung im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich geblieben, fast jede:r fünfte (18,3 %) freut sich laut eigenen Angaben sogar über gesunkene Stromkosten.
„Die steigenden Stromkosten stellen eine Herausforderung für viele Haushalte dar. Daher ist es sinnvoll, Möglichkeiten zur Senkung des Stromverbrauchs zu finden. Neben energieeffizientem Verhalten oder dem Einsatz energieeffizienter Geräte spielen dabei auch erneuerbare Energiequellen eine große Rolle. All das trägt natürlich nicht nur zu einer Preissenkung, sondern auch zum Umweltschutz bei“, so Khinast.
Für ein Viertel (26,1 %) der Befragten waren die Details zu den Kosten in der letzten Stromabrechnung nicht klar nachvollziehbar. Etwa die Hälfte (48,9 %) hat sich damit gut zurechtgefunden, ein weiteres Viertel (25,1 %) hat sich damit nicht auseinandergesetzt.
„Nicht nur für die Geldbörse, sondern auch für das Klima sollte man sich mit der eigenen Energieabrechnung auseinandersetzen und Möglichkeiten zur Senkung des Energieverbrauchs evaluieren. Hilfreich sind dabei vor allem auch Smart Meter, die zurzeit schon in etwa zwei von drei Haushalten installiert sind. Diese zeichnen den Stromverbrauch genau auf, sodass sich dadurch einfach Einsparungsmaßnahmen identifizieren lassen“, erklärt Khinast.
Hohe Energiekosten führen bei über der Hälfte der Befragten zu Einschränkungen58 Prozent der Österreicher müssen sich zurzeit aufgrund der gestiegenen Energiekosten in anderen Lebensbereichen einschränken – das sind knapp weniger als im Vorjahr (62,4 %). Die häufigsten Einschränkungen sind Restaurant- und Barbesuche (69,5 %), Urlaub und Reisen (65,8 %) und das Einkaufen von Kleidung, Schuhen oder Accessoires (57,9 %). Fast die Hälfte jener, die sich aktuell einschränken müssen, tut dies auch bei Lebensmitteleinkäufen (45,5 %).
Fast jede:r zweite:r Österreicher:in (47,4 %, 2022: 50,6 %) hat im Moment wegen der hohen Kosten Angst davor, in Zukunft die Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können. Jede:r Fünfte (2023: 20,6 %; 2022: 21,7 %) ist schon jetzt nicht mehr in der Lage, Rechnungen pünktlich zu begleichen.
Energiesparmaßnahmen weiterhin relevantAuch heuer treffen fast alle Österreicher:innen Maßnahmen zum Energiesparen. Der ohnehin geringe Anteil jener, die gar keine Maßnahmen ergreifen, ist von sechs auf 3,7 Prozent zurückgegangen. Wie schon im letzten Jahr ist die am häufigsten ergriffene Energiesparmaßnahme, den Geschirrspüler erst einzuschalten, wenn er voll ist (61 %), gefolgt von der Reduktion von Beleuchtung (55 %) und dem Verzicht auf den Trockner (53 %). Auch der Anteil jener, die die Heiztemperatur verringern, ist heuer ähnlich hoch wie im Jahr davor (2023: 47 %, 2022: 49 %).
Khinast dazu: „Die Energiekrise hat Unternehmen und Konsument:innen gleichermaßen hart getroffen. Allerdings wird uns der Klimawandel mindestens genauso hart treffen. Wir müssen die richtigen Schlüsse ziehen, um die Dinge in Zukunft besser zu machen. Die Energiekrise läutet in Europa eine vorzeitige Energiewende ein, vorrangig angetrieben durch die hohen Preise. Langfristig könnte daraus ein positiver Effekt entstehen – aber nur dann, wenn wir jetzt die richtigen Maßnahmen ergreifen und nicht in eine Art Schockstarre verfallen.“
Der Hauptanreiz zum Energiesparen ist in diesem Jahr nach wie vor das Geldsparen (62 %). Nur 5,4 Prozent wollen damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. 32,6 Prozent treffen Energiesparmaßnahmen sowohl aus Geld- als auch aus Klimaschutzgründen.