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  • Nur fünf Prozent der Unternehmen haben eine vollständig integrierte Nachhaltigkeitsstrategie
  • Unternehmen mit starker Integration sind um 40 Prozent zuversichtlicher hinsichtlich ihrer Geschäftsentwicklung
  • Bei über der Hälfte der Unternehmen ist Nachhaltigkeit vom Kerngeschäft abgekoppelt 
  • Vorstände und Aufsichtsräte bewerten ihre Wirksamkeit im Bereich Nachhaltigkeit sehr unterschiedlich
Wien, 5. August 2025. Klimakrise, geopolitische Unsicherheiten, regulatorische Vorgaben wie die CSRD oder das Lieferkettengesetz – für europäische Unternehmen wird Nachhaltigkeit zur wirtschaftlichen Schlüsselfrage. Zugleich wächst das Risiko für jene, die ESG-Themen nur oberflächlich behandeln: Vier von zehn Unternehmen (39 %) berichten von Reputationsschäden in Medien oder sozialen Netzwerken aufgrund mangelnder Nachhaltigkeit. Und bei mehr als einem Viertel führte der gesellschaftliche Druck sogar zu öffentlichen Protestaktionen oder aktivistischem Engagement. Dennoch bleibt bei vielen Unternehmen der entscheidende Schritt aus: die konsequente Verankerung von Nachhaltigkeit in der Geschäftsstrategie. Nur eine Minderheit der Unternehmen geht diesen Weg systematisch – doch diese Firmen profitieren deutlich.

Nur fünf Prozent der Unternehmen verfolgen laut Studie eine vollständig integrierte Nachhaltigkeitsstrategie – sie begreifen ESG-Ziele nicht als Zusatz, sondern als Bestandteil unternehmerischer Wertschöpfung. Weitere 22 Prozent haben ihre Strategie zumindest zu großen Teilen eingebettet. Diese Unternehmen zeigen durchgehend bessere Performancekennzahlen: Sie blicken um 40 Prozent optimistischer auf ihre wirtschaftliche Entwicklung, erfüllen ESG-Ziele erfolgreicher, gelten als innovativer und genießen ein robusteres Markenimage. Zugleich gelingt es ihnen besser, Talente zu gewinnen und langfristige Investor:innen zu überzeugen.

Das sind die Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsorganisation EY, die 200 Vorstandsmitglieder und Aufsichtsrät:innen großer europäischer Unternehmen befragt hat. Untersucht wurden Strategien zur Integration von Nachhaltigkeit, Governance-Strukturen, Investitionsentscheidungen und operative Umsetzung. Vertreten waren Unternehmen aus allen EU-Mitgliedstaaten, der Schweiz, Norwegen und dem Vereinigten Königreich, mit einem breiten Branchenmix und unterschiedlichen Unternehmensgrößen.

Besonders auffällig dabei: 77 Prozent dieser Vorreiterunternehmen stammen aus Westeuropa – ein klares Zeichen für die stärkere institutionelle Verankerung von ESG-Themen im westlichen Teil Europas. Auch österreichische Unternehmen gehören zu diesem Umfeld, doch laut Willibald Kaltenbrunner, Partner bei EY denkstatt, haben viele den Übergang zur systemischen Integration noch nicht abgeschlossen: „Österreichs Unternehmen sind ambitioniert, aber oft noch operativ fragmentiert aufgestellt. Wer Nachhaltigkeit ernst meint, muss sie vom Reporting-Ziel zur Steuerungslogik entwickeln.“

Governance-Gap: Führungsgremien im Widerstreit
Ein zentrales Hindernis liegt in der mangelhaften Abstimmung zwischen Geschäftsführung und Aufsichtsrat. Die Studie zeigt: Während 94 Prozent der Board-Mitglieder überzeugt sind, dass sie ausreichend zur Nachhaltigkeitstransformation beitragen, stimmen nur 67 Prozent der CEOs und C-Level-Führungskräfte zu. Auch bei der Einschätzung zu Risiken und Chancen klaffen die Perspektiven auseinander. Nur drei Viertel (76 %) des Managements glauben, dass ihre Boards ESG-Risiken verstehen – die Boards selbst schätzen ihre Kompetenz in diesem Punkt jedoch mit 94 Prozent ein.

Diese Diskrepanz wirkt sich auch auf strategische Entscheidungen aus. Während 81 Prozent der befragten Aufsichtsrät:innen angaben, im Krisenfall zuerst Nachhaltigkeitsinitiativen zu kürzen, sind es bei der Geschäftsführung lediglich 33 Prozent. Die Studie legt nahe, dass fehlende Abstimmung und ein mangelnder langfristiger Fokus die Integration von ESG-Zielen auf strategischer Ebene behindern.

Technologie, Budget, Skills: Was Vorreiter anders machen
Die Vorreiter-Unternehmen zeigen zudem, wie Integration erfolgreich funktioniert. 90 Prozent verfügen über geeignete Technologien, um Nachhaltigkeitsziele zu steuern, zu messen und transparent zu kommunizieren – bei den übrigen Unternehmen liegt dieser Wert bei lediglich 68 Prozent. Auch bei der Budgetierung zeigen sich klare Unterschiede: 94 Prozent dieser Unternehmen geben an, dass sie ESG-Investitionen im Bereich der strategischen Planung erfolgreich durchsetzen können. Nur 28 Prozent der übrigen Unternehmen berichten von vergleichbarem Einfluss.

Zudem setzen sie auf unternehmensweite Weiterbildung. 83 Prozent sind überzeugt, dass ihre Mitarbeitenden über ausreichende Kompetenzen verfügen, um ESG-Ziele in den Arbeitsalltag zu integrieren – ebenfalls ein deutlich höherer Wert als in der Vergleichsgruppe. Die ESG-Verantwortung liegt dort nicht bei Einzelpersonen, sondern verteilt sich auf das gesamte Führungsteam. „Was diese Unternehmen eint, ist ein gelebter Kulturwandel“, sagt Kaltenbrunner. „Nachhaltigkeit wird nicht mehr delegiert, sondern als integraler Bestandteil des Unternehmenserfolgs verstanden. Das zeigt sich nicht nur in der Struktur, sondern auch in der Sprache, in den Zielen – und letztlich in den Ergebnissen.“

Reputationsrisiken steigen – ESG bleibt im Fokus
Ein weiterer Befund der Studie betrifft die zunehmenden externen Risiken. 39 Prozent der Unternehmen, die Nachhaltigkeit bislang nicht integriert haben, berichten von Reputationsschäden – etwa durch kritische Berichterstattung oder Social-Media-Kampagnen. In der Gruppe der Unternehmen mit starker ESG-Integration liegt dieser Wert bei lediglich sechs Prozent. Auch direkte Störaktionen oder aktivistischer Protest sind keine Randerscheinung mehr: 29 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, bereits Ziel von Maßnahmen geworden zu sein – insbesondere in Ländern mit hoher ESG-Erwartung der Öffentlichkeit.

Einen messbaren Einfluss hat die ESG-Integration auch auf unternehmerische Ziele: 94 Prozent der Vorreiter sind zuversichtlich, ihre Wachstumsziele zu erreichen – im Vergleich zu 68 Prozent in der übrigen Gruppe. Beim Aufbau starker Markenwerte liegt die Differenz noch deutlicher: 87 Prozent der Unternehmen, die Nachhaltigkeit stark integriert haben, glauben an eine positive Entwicklung ihrer Markenwahrnehmung, während dieser Wert bei den anderen Unternehmen nur bei 36 Prozent liegt. Auch die Einschätzungen zur Erreichung von Umweltzielen (88 % vs. 69 %) und zur Mitarbeiterbindung (92 % vs. 68 %) zeigen klare Vorteile für jene Unternehmen, die Nachhaltigkeit mit wirtschaftlichem Erfolg zusammen denken.

EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 1.500 Mitarbeiter:innen an fünf Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von 229 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 400.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at 

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.

Kontakt

EY Bettina Loidhold

Bettina Loidhold
Comms & Engagement Lead | Brand, Marketing & Communications Austria
EY
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A-1220 Wien
Tel.: +43 1 211 70 4251
E-Mail: presse@at.ey.com

Susanne Hudelist
ikp Wien
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E-Mail: ey@ikp.at

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Willibald Kaltenbrunner, EY denkstatt
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