- 73 Prozent der Angestellten in Österreich haben KI-Erfahrung, knapp unter Europa-Durchschnitt (78 %)
- 64 Prozent der Österreicher:innen zeigen sich positiv gegenüber KI – ein Anstieg um zwölf Prozentpunkte
- Jede:r Fünfte darf KI am Arbeitsplatz uneingeschränkt nutzen
- Texterstellung ist meistgenutzte KI-Anwendung in Österreich (60 %), gefolgt von Chatbots (42 %) und Sprachassistenten (40 %)
- Zwei Drittel der Befragten befürchten Stellenabbau durch KI
- Nur 19 Prozent der Beschäftigten empfinden Schulungsangebote als ausreichend – niedrigster Wert im Europa-Vergleich
Wien, 8. Juli 2025. Künstliche Intelligenz (KI) ist mittlerweile in vielen Arbeitsbereichen ein fixes Teammitglied – etwa bei Übersetzungen, der Texterstellung oder der Automatisierung von Prozessen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der zunehmenden Akzeptanz der Technologie wider: Sieben von zehn Befragten europaweit (70 %) zeigen sich laut aktueller EY-Studie dem Einsatz von KI-Anwendungen gegenüber positiv eingestellt – ein deutlicher Anstieg um sieben Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Besonders offen sind dabei die Menschen in der Schweiz (76 %) und Spanien (75 %). Zurückhaltender zeichnet sich das Stimmungsbild hingegen in Frankreich (66 %) und Österreich (64 %) – dennoch ist der Optimismus gegenüber KI auch hierzulande im Vergleich zum Vorjahr um beachtliche zwölf Prozentpunkte gestiegen.
Fast acht von zehn Befragten in Europa (78 %) nutzen aktuell KI-Anwendungen – ein Plus von sechs Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Auch hier befindet sich Österreich zwar auf den hinteren Rängen, dennoch ist der Anteil der Nutzer:innen von 69 Prozent (2024) auf 73 Prozent gestiegen. Die aktivsten Anwender:innen finden sich in der Schweiz (85 %) sowie in Spanien und Portugal (jeweils 83 %). Und auch die Erfahrungen mit KI werden überwiegend positiv bewertet: 83 Prozent der Europäer:innen geben an, (sehr) gute Erfahrungen gemacht zu haben – jede:r Fünfte sogar ausschließlich positive. Mit 79 Prozent liegt Österreich im Ländervergleich zwar am unteren Ende, startet jedoch von einem insgesamt hohen Niveau und reiht sich damit weiterhin in die breite Mehrheit der positiven Stimmen ein.
Die meistgenutzten Tools europaweit sind Textgenerierungstools (61 %) sowie Sprachassistenten und Chatbots (jeweils 39 %). In Österreich dominiert – wie im europäischen Schnitt – die Nutzung von Tools zur Texterstellung wie ChatGPT (60 %), Chatbots (42 %) und Sprachassistenten (40 %).
Susanne Zach, AI & Data Lead Partnerin bei EY Österreich: „Österreich liegt zwar aktuell noch am Ende des Ländervergleichs, doch die Dynamik stimmt: Die Akzeptanz wächst, die Nutzung steigt, und die Erfahrungen sind überwiegend positiv. Das ist eine starke Basis, auf der wir aufbauen können – wenn Unternehmen jetzt gezielt in Kompetenzaufbau und Anwendung investieren, kann Österreich vom Nachzügler zum Vorreiter werden.“
Das sind die Ergebnisse des zweiten EY European AI Barometer, für das über 4.900 Arbeitnehmende in Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Belgien und Niederlande befragt wurden. In Österreich nahmen 500 Personen an der Umfrage teil.
Aufholbedarf bei KI-Nutzung: Österreich restriktiver als europäischer Durchschnitt
Die zunehmende KI-Akzeptanz spiegelt sich jedoch nicht überall in uneingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten in Unternehmen wider. Ein Drittel der Befragten europaweit darf KI-Tools beim Arbeitgeber ohne Einschränkungen nutzen (32 %). In Österreich ist die Lage restriktiver: Jede:r fünfte Arbeitnehmer:in (20 %) darf KI ohne Vorbehalt im Arbeitsalltag einsetzen, bei 36 Prozent ist die Nutzung lediglich eingeschränkt erlaubt. Gleichzeitig ist die Zahl jener, die KI grundsätzlich nicht nutzen dürfen oder nicht wissen, ob die Nutzung erlaubt ist, mit 44 Prozent in Österreich vergleichsweise hoch (europaweit 33 %). Dennoch zeigt sich im Jahresvergleich eine zunehmende Lockerung: 2024 durfte knapp jede:r siebte Österreicher:in KI am Arbeitsplatz uneingeschränkt verwenden (15 %), für ein knappes Drittel (31 %) waren KI-Applikationen verboten.
Hinzu kommt, dass Datenschutz und ethische Fragen zentrale Herausforderungen im Umgang mit KI darstellen. Hierzulande sehen 32 Prozent der Befragten Datenschutzbedenken und 28 Prozent ethische Fragestellungen als größte Herausforderung. Gleichzeitig erkennen viele Beschäftigte auch klare Chancen im Einsatz von KI. In Österreich nennen 24 Prozent eine gesteigerte Effizienz als größten Vorteil, gefolgt von der Ressourcenoptimierung (23 %) und einer besseren Work-Life-Balance (22 %).
Steigende Sorgen um Jobverluste – aber auch wachsendes Interesse an KI-Kompetenz
61 Prozent der europäischen Befragten glauben inzwischen, dass ihr Job durch KI beeinflusst wird – ein Anstieg um elf Prozentpunkte im Vergleich zu 2024. In Österreich liegt dieser Wert unter dem europäischen Schnitt (55 %) – die heimischen Beschäftigten zeigen sich skeptischer, ob KI ihren Berufsalltag tatsächlich verändert.
Dennoch wächst auch die Aufmerksamkeit für die potenziellen Auswirkungen von KI insbesondere in Bezug auf Beschäftigung und Arbeitsplatzsicherheit. Die europäische Mehrheit (58 %) zeigt sich unbesorgt. Umgekehrt bedeutet das aber auch: Mehr als vier von zehn Befragten (42 %) sehen die zunehmende Bedeutung von KI mit Sorge. Entsprechend ist der Anteil derjenigen, die glauben, dass die Technologie zu einem Abbau von Arbeitsplätzen führen wird, von 68 Prozent im Jahr 2024 auf aktuell 74 Prozent gestiegen. In Österreich hingegen hat sich die Einschätzung im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert – zwei Drittel glauben, dass durch den Einsatz von KI weniger Personal benötigt wird.
„Der Einsatz Künstlicher Intelligenz wird zunehmend normal und alltäglich – insbesondere im beruflichen Umfeld. In zahlreichen Branchen ist der Umgang mit KI bereits eine Voraussetzung – vor allem für Berufseinsteiger:innen. Der Anteil derjenigen, die die Möglichkeiten dieser Technologie aktiv nutzen, wächst stetig. Gleichzeitig machen die von KI generierten Ergebnisse vielen Mitarbeitenden deutlich, wozu diese Technologie heute schon in der Lage ist. Klar ist: Es wird immer eine menschliche Kontrollinstanz brauchen. KI wird Mitarbeitende nicht einfach ersetzen“, so Susanne Zach.
Weiterbildung als Schlüssel – aber Schulungsangebote bleiben unzureichend
Viele Mitarbeitende haben längst erkannt, dass beruflicher Erfolg künftig nicht ohne KI-Kompetenzen möglich sein wird: Die Mehrheit (57 %) bildet sich daher in Bezug auf KI weiter – ein rasanter Anstieg um 20 Prozentpunkte innerhalb von zwölf Monaten. In Österreich hingegen setzt die Hälfte der Befragten ihre Ausbildung im Bereich KI nicht fort (52 %) – das Land liegt hier im unteren Drittel des Vergleichs. Gleichzeitig ist die Zufriedenheit mit den Schulungsangeboten der Arbeitgeber besonders niedrig: Nur 19 Prozent der Beschäftigten in Österreich empfinden die Angebote als ausreichend – das Schlusslicht im Europa-Vergleich (24 %).
Angesichts der Unzufriedenheit vieler Mitarbeitenden überrascht es, dass die Mehrheit der Führungskräfte der Meinung ist, ihre nicht-führenden Mitarbeitenden seien ausreichend im Umgang mit KI geschult worden (europaweit 53 %). Die Selbsteinschätzung des Managements liegt deutlich über der Wahrnehmung der Mitarbeitenden – die Lücke ist besonders groß. In Österreich zeigt sich hier ein ähnlich unterschiedliches Bild: 47 Prozent der Führungskräfte geben an, dass ihre Teammitglieder ausreichend Schulungsmöglichkeiten bekommen, um effektiv mit KI zu arbeiten.
„Es gibt eindeutig eine große Lücke zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden, wenn es um die Bewertung der Schulungsangebote zu KI geht. Die Flut an Möglichkeiten scheint viele Unternehmen zu überfordern. Die Anzahl der Tools und Einsatzmöglichkeiten wächst fast täglich. Hier den Überblick zu behalten, ist eine große Herausforderung.“ Doch das dürfe laut Zach nicht dazu führen, dass Unternehmen nach dem Motto „Augen zu und durch“ handeln: „Fehlt die KI-Expertise im Unternehmen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, das aufzuholen – zum Beispiel mit externer Unterstützung, durch erprobte Methoden und Strategien, die Unternehmen wieder auf Kurs bringen oder auf die digitale Überholspur setzen und dabei helfen, an der Konkurrenz vorbeizuziehen.“
Auch bei der Produktivitätssteigerung gibt es eine deutliche Diskrepanz zwischen Mitarbeitenden und der Führungsebene: 57 Prozent des Managements geben an, dass KI die Produktivität des Teams steigert, jedoch nur knapp ein Drittel der Mitarbeitenden nimmt das ebenso wahr (32 %). Auch in Österreich zeigen sich deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung: Während 47 Prozent der Führungskräfte einen Produktivitätszuwachs durch KI bei ihren Mitarbeitenden erkennen, bestätigen dies nur 19 Prozent der Mitarbeitenden.