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  • Jedes zehnte österreichische Unternehmen registrierte in den vergangenen zwei Jahren einen größeren Betrugs- oder Korruptionsfall – zwei Jahre davor war es noch jedes vierte
  • Weltweit gibt es wenig Fortschritte: Elf Prozent der Unternehmen entdeckten in den vergangenen zwei Jahren größere Fälle – die meiste Fälle wurden in der Ukraine entdeckt
  • Nur sechs Prozent der österreichischen Manager halten Bestechung und Korruption hierzulande für verbreitet – deutlich weniger als der weltweite Durchschnitt von 38 Prozent
  • Österreichs Manager verhalten sich sehr korrekt – Barzahlungen, persönliche Geschenke oder Fälschung von Finanzergebnissen werden strikt abgelehnt
  • Österreich hinkt bei Sanktionen für Verstöße hinterher – nur in Litauen und Italien wurden in den letzten zwei Jahren weniger Verfehlungen geahndet
  • Junge Generation weltweit eher zu unethischem Verhalten bereit: Jeder fünfte Manager unter 35 würde Barzahlungen leisten
  • Jedes zehnte österreichische Unternehmen registrierte in den vergangenen zwei Jahren einen größeren Betrugs- oder Korruptionsfall – zwei Jahre davor war es noch jedes vierte
  • Weltweit gibt es wenig Fortschritte: Elf Prozent der Unternehmen entdeckten in den vergangenen zwei Jahren größere Fälle – die meiste Fälle wurden in der Ukraine entdeckt
  • Nur sechs Prozent der österreichischen Manager halten Bestechung und Korruption hierzulande für verbreitet – deutlich weniger als der weltweite Durchschnitt von 38 Prozent
  • Österreichs Manager verhalten sich sehr korrekt – Barzahlungen, persönliche Geschenke oder Fälschung von Finanzergebnissen werden strikt abgelehnt
  • Österreich hinkt bei Sanktionen für Verstöße hinterher – nur in Litauen und Italien wurden in den letzten zwei Jahren weniger Verfehlungen geahndet
  • Junge Generation weltweit eher zu unethischem Verhalten bereit: Jeder fünfte Manager unter 35 würde Barzahlungen leisten
Wien, 29. Mai 2018. Die österreichischen Unternehmen machen deutliche Fortschritte im Kampf gegen Betrug und Korruption: Nachdem 2016 noch fast jedes vierte Unternehmen (24%) hierzulande innerhalb der letzten zwei Jahre einen größeren Betrugs- oder Korruptionsfall registrierte, liegt der Anteil 2018 deutlich niedriger bei zehn Prozent. Damit liegt Österreich im weltweiten Mittelfeld. Am höchsten ist die Anzahl entdeckter Fälle in der Ukraine (36 Prozent), Kenia (26 Prozent), Belgien und Russland (jeweils 20 Prozent). Knapp dahinter rangieren Deutschland und Großbritannien mit je 18 Prozent.

Weltweit gab es seit 2016 hingegen keinen nennenswerten Rückgang von Betrugs- oder Korruptionsfällen. Der Durchschnitt liegt bei elf Prozent und damit nur um einen Prozentpunkt unter der damaligen Marke.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die über 2.550 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements aus 55 Ländern befragt wurden, davon 50 aus Österreich.

„Österreichs Unternehmen haben in den letzten Jahren Fortschritte im Kampf gegen Betrug und Korruption gemacht. Die Anzahl der Betrugsfälle ist zurückgegangen, das Vertrauen der Manager in die korrekte Geschäftsgebarung in der heimischen Wirtschaft ist erheblich größer als noch vor zwei Jahren“, kommentiert Andreas Frohner, Leiter Fraud Investigation & Dispute Services bei EY, die Ergebnisse.

„Die österreichische Wirtschaft ist inzwischen im internationalen Vergleich bei Compliance-Themen gut aufgestellt. Das Bewusstsein für dieses Thema ist infolge mehrerer größerer Fälle stark gestiegen, viele Unternehmen haben Überwachungssysteme eingeführt, die funktionieren und greifen. Natürlich gibt es auch hierzulande eine Dunkelziffer, weil kein Compliance-System der Welt lückenlos funktioniert. Aber in Ländern, in denen überwiegend Kommissar Zufall bei der Entdeckung von Betrugs- und Korruptionsfällen beteiligt sei, liegt die Dunkelziffer von Compliance-Fällen bedeutend höher“, so Frohner.

Dennoch gebe es auch für österreichische Unternehmen keinen Grund, sich zurückzulehnen, ergänzt Benjamin Weissmann, Leiter der Cyber-Forensik bei EY Österreich: „Der Kampf gegen Betrug und Korruption ist keine Einmalaktion – er muss fortlaufend geführt und zum Teil der Firmenkultur werden. Mitarbeiter müssen regelmäßig geschult und sensibilisiert werden – speziell in Zeiten, in denen die Methoden durch neue technologische Möglichkeiten wie Informationsbeschaffung durch Hacking-Angriffe immer ausgeklügelter und besser geplant werden. Das Management darf auch davor die Augen nicht verschließen“.

Manager orten kaum Korruption in Österreich
Der starke Rückgang an registrierten Fällen in Österreich zieht auch einen deutlichen Rückgang bei der durch heimische Manager wahrgenommenen Korruptionsverbreitung in Österreich nach sich: Nur jeder 16. Manager in Österreich (6%) hält Bestechung bzw. korrupte Methoden hierzulande für weit verbreitet – das sind noch weniger als vor zwei Jahren (10%). Nur in Deutschland, der Schweiz (je 2%) sowie Finnland und Schweden (je 4%) liegt der Anteil niedriger. In Ländern wie Brasilien (96 Prozent), Kolumbien (94 Prozent) oder Nigeria (90 Prozent) sind korrupte Methoden nach Meinung der dortigen Manager dagegen an der Tagesordnung. Im weltweiten Durchschnitt liegt der Anteil bei 38 Prozent.

Österreichs Manager halten Ethik hoch – in anderen Ländern sind die Methoden weniger korrekt
Nach der eigenen Hemmschwelle für unethische Handlungen, um finanzielle Einbußen für das eigene Unternehmen zu verhindern, befragt, zeigen Österreichs Manager eine sehr korrekte Einstellung: Selbst in Notlagen würde kein Einziger Bargeldzahlungen leisten, persönliche Geschenke machen oder Finanzergebnisse falsch darstellen. Vier Prozent wären dazu bereit, Einladungen, zum Beispiel zum Essen oder für ein Fußballspiel, auszusprechen, um das Verhältnis zu ihren Geschäftspartnern zu verbessern.

International sieht das anders aus: Da würden 13 Prozent der Manager Barzahlungen leisten und fünf Prozent Finanzergebnisse falsch darstellen. Auch Einladungen (21%) oder persönliche Geschenke (11%) halten viele Manager weltweit für gerechtfertigt. Insgesamt 36 Prozent weltweit würden zu einer dieser unlauteren Praktiken greifen.

„Österreichs Manager halten die Ethik hoch. In den letzten zwei Jahren hat sich hierzulande eindeutig die Einstellung gefestigt, dass auch kleine Verstöße gegen Compliance-Richtlinien kein Kavaliersdelikt sind. 2016 wäre noch jeder fünfte heimische Manager in misslichen Lagen zu Geschenken oder Bargeldzahlungen bereit gewesen, heute wird das von allen heimischen Managern als Tabu gesehen. Eine Grauzone sind Einladungen, die auch nur noch jeder Zwanzigste für vertretbar hält“, so Frohner.

„Der wahre Wert von Compliance-Richtlinien zeigt sich, wenn Unternehmen Gefahr laufen, ihre Ziele zu verfehlen“, sagt Frohner. „Dass mehr als jeder dritte Manager weltweit in so einem Fall bestechen würde, um den Geschäften auf die Sprünge zu helfen, ist alarmierend. Eigentlich sollte inzwischen jeder sensibilisiert sein: Der Schaden, den Bestechung und Korruption anrichten können, kann für das Unternehmen aber auch den beteiligten Manager existenzbedrohend werden. Nicht nur Strafverfolgungs- und sonstige Behörden ahnden Verstöße. Hinzu kommen der Imageschaden sowie etwaige Schadensersatzforderungen. Bestechung und Korruption entwickeln sich also fast immer zum Bumerang.“

Makroökonomisches Umfeld und Cyber-Angriffe größte Risiken für Unternehmenserfolg
Passend zu den weiteren Ergebnissen sehen österreichische Manager Betrug und Bestechung als vergleichsweise geringes Risiko (16%) für den Geschäftserfolg. Am meisten Kopfzerbrechen bereiten ihnen das makroökonomische Umfeld (60%) und Cyber-Angriffe, die gleichauf mit der Compliance mit dem Wettbewerbsrecht auf Platz zwei liegen (je 32%).

Benjamin Weissmann dazu: „Das Thema Cyber-Kriminalität ist nicht zuletzt durch die vermehrten und zunehmend schwerwiegenderen Schadensfälle in Österreich in der Chefetage angekommen. Es ist deshalb kein Wunder, dass Cyber-Angriffe mittlerweile zu den größten Risiken zählen. Allerdings sind zwei Drittel der heimischen Manager immer noch der Meinung, dass dieses Risiko ihr Unternehmen nicht trifft. Das ist kein gesunder Realismus, sondern Vogel-Strauß-Taktik: Jedes Unternehmen in Österreich kann Opfer eines Cyber-Angriffs werden“.

Die Gefahr erhöhe sich durch zunehmend ausgeklügelte Angriffsmethoden, so Weissmann: „Die Angriffsziele in Österreich werden immer spezifischer, auch der Mittelstand ist längst ins Fadenkreuz der Angreifer geraten. Die Tricks der Angreifer werden dabei immer ausgefeilter und schwerer zu durchschauen – sie reichen von klassischen Hacker-Angriffen bis hin zu sogenanntem Social Engineering, bei dem sich Betrüger als hochrangige Mitarbeiter ausgeben, um unternehmensinterne Systeme zu infiltrieren und Zahlungen zu beauftragen. Je komplexer die Methoden der Angreifer werden, desto besser und umfangreicher müssen sich Unternehmen dagegen wappnen“.

Dafür müssten sie nach Ansicht von Benjamin Weissmann bereit sein, in Kontrollsysteme zu investieren und diese auch von externen Experten auf den Prüfstand stellen zu lassen. „Wenn ein Unternehmen bereits Opfer eines Angriffes geworden ist, sollte es umgehend die Aufklärung und Säuberung der Systeme veranlassen, um weitere, noch größere Schäden zu verhindern“.

Österreich hinkt bei Sanktionen für Verstöße hinterher – kaum klare Regeln
Allerdings hinkt Österreich im internationalen Vergleich noch bei der Ahndung von Verstößen hinterher: In nicht einmal sechs von zehn Unternehmen (58%) gibt es klare Sanktionen bei einem Verstoß gegen unternehmenseigene Compliance-Richtlinien. International ahnden knapp acht von zehn Unternehmen (78%) derartige Verstöße. Damit gehört Österreich weltweit zu jenen Ländern, in denen Vergehen vergleichsweise am wenigsten bestraft werden: Weniger strikt sind die Regeln nur in Russland (42%) sowie Luxemburg, Singapur und die Ukraine (je 52%). In China und Großbritannien haben die meisten Unternehmen (je 94%) klare Regeln.

Dementsprechend wenig Sanktionen sprachen Österreichs Unternehmen aus: So wurden in den vergangenen zwei Jahren nur in 26 Prozent der österreichischen Unternehmen Mitarbeiter, die sich nicht an die Compliance-Regeln hielten, bestraft. Weltweit ist der Anteil mit 57 Prozent mehr als doppelt so hoch. Mit weniger Sanktionen kamen nur Unternehmen in Litauen (16%) und Italien (24%) aus. Besonders kompromisslos zeigten sich die japanischen und US-amerikanischen Unternehmen, von denen 80 beziehungsweise 76 Prozent Mitarbeiter bestraften.

„Die richtige Unternehmenskultur fördert ehrliches Geschäftsgebaren. Doch es braucht auch die andere Seite:  Eine klare Verfolgung, falls es zu Verstößen kommt. Daran lässt sich erst erkennen, wie ernst es die Geschäftsführung mit der Compliance nimmt. Unternehmen sollten sich hier klare Regeln geben und auch strikt auf deren Umsetzung achten. In diesem Punkt hat Österreich deutlichen Aufholbedarf“, so Frohner.

Jüngere eher zu unethischem Verhalten bereit
Dass ein ethisches und mit Recht und Gesetz zu vereinbarendes Geschäftsgebaren keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt insbesondere die höhere Bereitschaft der jüngeren Generation zu unethischem Verhalten: Jeder fünfte Befragte unter 35 Jahren weltweit würde Geldzahlungen leisten, um das Unternehmen über einen Wirtschaftsabschwung zu retten. Unter den Managern über 35 Jahren sagt das nur jeder Achte.

„In den vergangenen Jahren gab es einige große öffentlichkeitswirksame Compliance-Fälle“, so Frohner. „Dennoch führt das offensichtlich nicht zu einem nachhaltigen Bewusstseinswandel, sonst müsste die jüngere Generation deutlich sensibler auf das Thema reagieren. Möglicherweise hat der Druck auf junge Manager aufgrund des höheren Tempos im Wirtschaftsleben und des stärkeren globalen Wettbewerbs zugenommen.“

Frohner rät Unternehmen, „Dampf aus dem Kessel“ zu nehmen und junge Manager nicht mit überzogenen Zielvorgaben zu unethischem Verhalten zu verleiten. „Nicht alles, was zu Geschäftsabschlüssen führt, ist auch erstrebenswert. Im Gegenteil: Unethisches oder sogar illegales Geschäftsgebaren für den kurzfristigen Erfolg, kann sich langfristig extrem negativ auf das Unternehmen auswirken“, so Frohner abschließend.

EY im Überblick
EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2016/2017 einen Umsatz von 131 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 250.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.

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