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  • Weltweites Emissionsvolumen im ersten Quartal mehr als halbiert: Rückgang um 61 Prozent auf 21,5 Milliarden US-Dollar – niedrigster Stand seit drei Jahren
  • Zahl der Börsengänge sinkt um acht Prozent auf 299
  • Derzeit Energieunternehmen im Fokus der Investor:innen
  • Wiener Börse verzeichnet mit AUSTRIACARD HOLDINGS einen Börsengang
Wien, 30.03.2023. Weltweit schieben Unternehmen aktuell ihre Börsenpläne auf und hoffen auf bessere Rahmenbedingungen: Insgesamt wagten im ersten Quartal 2023 weltweit 299 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – acht Prozent weniger als im vom Krieg in der Ukraine geprägten Vorjahresquartal.

Weil es zudem deutlich weniger große Erstnotizen an den Weltbörsen gab, schrumpfte das Emissionsvolumen sogar um knapp 61 Prozent von 54,6 auf 21,5 Milliarden US-Dollar – der niedrigste Stand seit dem ersten Quartal 2019, als insgesamt 15,1 Milliarden US-Dollar erlöst wurden. Die Zahl der Börsengänge mit einem Emissionsvolumen oberhalb der Eine-Milliarde-Marke sank im Jahresvergleich von sieben auf einen.

Vom Rückgang des Emissionsvolumens am stärksten betroffen waren die chinesischen Börsen: Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres sank dort das Emissionsvolumen um 66 Prozent von 30,1 auf 10,3 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der Börsengänge ging deutlich weniger stark – um elf Prozent – von 97 auf 86 zurück. In Europa sank das Emissionsvolumen um 26 Prozent auf 2,1 Milliarden US-Dollar, die Zahl der Börsengänge schrumpfte um 47 Prozent auf 27.

Die Vereinigten Staaten waren der einzige Börsenplatz mit zunehmenden IPO-Aktivitäten, wenngleich auf einem nach wie vor sehr niedrigen Niveau: Die Zahl der Börsengänge an US-Börsen kletterte um 29 Prozent auf 31, das Emissionsvolumen legte um sechs Prozent auf 2,5 Milliarden US-Dollar zu.

Vom weltweiten Emissionsvolumen von 21,5 Milliarden US-Dollar entfiel mehr als ein Viertel, 5,9 Milliarden US-Dollar, auf Energieunternehmen, obwohl diesem Sektor nur 18 von 299 Transaktionen bzw. sechs Prozent des Volumens zuzuordnen waren. Auch der größte Börsengang des laufenden Jahres war ein Energie-IPO: Die Erstnotiz der Gassparte des Ölkonzern Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten brachte 2,5 Milliarden US-Dollar. Von den zehn größten Börsengängen im ersten Quartal waren vier Energieunternehmen.

Das sind Ergebnisse des aktuellen IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY.

„Wir sehen derzeit eine große Zurückhaltung auf Seiten der Börsenkandidaten – gerade Großunternehmen warten auf bessere Rahmenbedingungen“, sagt Stefan Uher, Partner und Leiter der Wirtschaftsprüfung bei EY. „Viele Unternehmen verharrten im ersten Quartal in der Warteposition, obwohl die Lage mit einer niedrigen Volatilität und einem relativ hohen Kursniveau zumindest bis Mitte März zufriedenstellend war. Mit den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hat sich das Umfeld allerdings nun wieder eingetrübt – ablesbar an einer zwischenzeitlich stark gestiegenen Volatilität und Kursrückgängen an den Börsen.“

Verhaltener Ausblick – Verbesserung der Lage im zweiten Halbjahr erwartet
„Angesichts der jüngsten Probleme im Bankensektor bleiben Investor:innen vorerst vorsichtig, gehen weiterhin selektiv vor und hoffen zudem auf günstige Bewertungen – bisweilen erwarten Investorengruppen auch größere Zugeständnisse bei den Bewertungen“, beobachtet Uher.

Er rechnet aber damit, dass sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen im laufenden Jahr verbessern werden: „Die chinesische Wirtschaft fasst nach der Pandemie wieder Tritt, und die US-Konjunktur entwickelt sich recht stark, wovon auch europäische Unternehmen profitieren werden. Damit könnten sich die Rahmenbedingungen für IPO-Kandidaten in den kommenden Monaten verbessern, vor allem in der zweiten Jahreshälfte“, erwartet Uher.

Gebremst werde die Entwicklung aber voraussichtlich weiterhin vom Krieg in der Ukraine und der Zinspolitik der Notenbanken, so Uher: „Es wird wohl weitere Zinserhöhungen geben, die sich auf die Aktienmärkte und damit auch auf die Bewertungen von IPO-Kandidaten auswirken können.“

Positiv wird sich im weiteren Jahresverlauf voraussichtlich der chinesische IPO-Markt entwickeln: Dort umfasst die Pipeline an Börsenkandidaten derzeit fast 800 Unternehmen, wobei mehr als zehn Mega-Börsengänge erwartet werden. Aber auch für den europäischen IPO-Markt ist Uher verhalten zuversichtlich: „Wir sehen, dass IPO-Kandidaten daran arbeiten, ihre Zeitpläne für den Börsengang zu flexibilisieren und ihre „IPO-Readiness“ sicherzustellen, um von einem günstigen Marktumfeld zu profitieren, wenn es sich kurzfristig bietet.“

„Die Pipeline in Europa ist stark und wächst“, sagt Uher. Derzeit können nach seiner Beobachtung insbesondere Unternehmen aus folgenden Branchen die Aufmerksamkeit von Investor:innen gewinnen: Energie und erneuerbare Energien, Technologie und digitale Transformation sowie sektorübergreifend Geschäftsmodelle im Bereich Nachhaltigkeit.

Tech-Spezialist geht an Wiener Börse
Mit Handelsstart der AUSTRIACARD HOLDINGS im ersten Quartal notiert nun ein weiteres Unternehmen an der Wiener Börse im Top-Segment prime market. Der Handelsaufnahme gingen die Verschmelzung der griechischen Tochtergesellschaft INFORM P. LYKOS HOLDINGS S.A. in die AUSTRIACARD HOLDINGS AG sowie im Zuge dessen die Ausgabe junger Aktien voraus. AUSTRIACARD HOLDINGS AG ist ein führender Anbieter von digitalen Technologie- und Zahlungslösungen. Eines der bekanntesten Projekte des Unternehmens ist die Hauptvertragspartnerschaft für die Produktion der österreichischen Gesundheitskarte e-card.

Im Anleihen-Bereich konnte Wien trotz schwierigen Marktbedingungen und dank neuer internationaler Kunden die starke Entwicklung beibehalten. So trat mit dem Vienna ESG Segment 2022 ein neues Regelwerk für Green & Social Bonds in Kraft, das nun das stärkste Quartal seit Start verzeichnet: Am österreichischen Markt für Nachhaltigkeitsanleihen kam es zu mehreren Benchmark-Emissionen, u. a. der Uni Credit Bank Austria mit dem Green Bond 23-29 mit einem Volumen von 750 Mio. EUR.

Emissionen von Mantelgesellschaften (SPACs) kommen zum Erliegen – Fusionskandidaten gesucht
Weltweit wurden im ersten Quartal 16 SPACs mit einem Volumen von insgesamt 0,9 Milliarden US-Dollar neu emittiert, ein Minus von 78 Prozent bezüglich der Zahl bzw. 92 Prozent bezüglich des Wertes. „Der SPAC-Boom ist vorüber“, beobachtet Uher. „Viele SPAC-Investor:innen forderten ihre Einlagen zurück, so dass oft weniger Geld als geplant für Fusionen mit operativ tätigen Unternehmen zur Verfügung steht. Zudem drückt die oft schlechte Aktienperformance von SPAC-Zusammenschlüssen auf das Investorensentiment.“ Er betont, dass börsennotierte SPACs derzeit unter hohem Druck stünden und auf der Suche nach geeigneten Kandidaten für Zusammenschlüsse seien, um innerhalb der Laufzeit das eingesammelte Kapital sinnvoll zu investieren.

Technologieunternehmen streben weiterhin an die Börse
Die meisten Börsengänge wurden im ersten Quartal in den Segmenten Technologie (62), Industrie (54) durchgeführt, gefolgt vom Rohstoffsektor (49). Das höchste Emissionsvolumen verzeichnete – nach der Energiebranche – der Industriesektor mit 4,6 Milliarden US-Dollar.

Die größten Transaktionen im ersten Quartal waren die Erstnotiz von ADNOC Gas (2,5 Milliarden US-Dollar) sowie die Börsengänge des US-Herstellers von Solarenergieanlagen Nextracker und des chinesischen Lithium-Lieferanten Hunan Yuneng New Energy Battery Material mit einem Volumen von 734 bzw. 663 Millionen US-Dollar.

Weltweiter IPO-Markt im 1. Quartal 2023: Regionen im Überblick
Weltweit  Q1 2023 Q2 2023 %-Entwicklung
Emissionsvolumen (in Mrd. US-$)  21,5  54,6  -61 %
Zahl der IPOs  299  326  -8 %
 Europa      
 Emissionsvolumen (in Mrd. US-$)  2,1  2,8  -26 %
 Zahl der IPOs  27  51  -47 %
 China (inkl. Hongkong)      
 Emissionsvolumen (in Mrd. US-$)  10,3  30,1  -66 %
 Zahl der IPOs  86  97  -11 %
 USA      
Emissionsvolumen (in Mrd. US-$)  2,5  2,4  6 %
 Zahl der IPOs  31  24  29 %


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