- Fast alle institutionellen Investoren (98 %) achten bei ihrer Investitionsentscheidung stark auf nichtfinanzielle Informationen
- ESG (Environmental, Social, Governance)-Faktoren spielen zentrale Rolle – mehr als 70 Prozent bewerten Auswirkungen des Klimawandels auf transitorische und physische Unternehmensrisiken
- Neun von zehn Investoren geben an, dass die nichtfinanzielle Leistung von Unternehmen in den letzten zwölf Monaten eine entscheidende Rolle bei ihren Anlageentscheidungen gespielt hat
- Knapp drei Viertel treffen ihre Entscheidungen nach strukturierten und systematischen Bewertungsverfahren
- 82 Prozent der befragten Investoren halten es für sinnvoll, die Auswirkungen umweltfreundlicher Investitionen unabhängig zu überprüfen
Wien, 12.10.2020. COVID-19 hat weltweit nicht nur immense soziale und wirtschaftliche Auswirkungen, auch die Regeln für Kapitalmärkte werden durch die Pandemie neu geschrieben. Besonders institutionelle Investoren spielen weltweit eine noch wichtigere Rolle für die Zukunft von Unternehmen und die Erholung der Wirtschaft. Bei ihren Entscheidungen legen sie dabei immer mehr Wert auf nichtfinanzielle Informationen von Unternehmen, allen voran ihre Beiträge für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Das bestätigen mit 98 Prozent fast alle befragten Investoren – ein deutlicher Zuwachs gegenüber den Werten in den Vorjahren (2016: 78 %, 2013: 64 %).
Knapp drei Viertel (72 %) der Investoren geben an, dass sie eine strukturierte, methodische Bewertung des Unternehmens für ihre Investitionsentscheidungen heranziehen. Das entspricht einem Zuwachs von 40 Prozent gegenüber 2018.
Gleichzeitig ziehen Investoren Unternehmen zunehmend zur Rechenschaft, wobei ESG (Environmental, Social, Governance)-Faktoren bei ihrer Wahl eine zentrale Rolle spielen. Die nichtfinanzielle Performance habe laut 91 Prozent der Befragten in den letzten zwölf Monaten häufig oder gelegentlich eine entscheidende Rolle bei ihren Anlageentscheidungen gespielt.
Insbesondere der Umgang mit dem Klimawandel ist ein essenzieller Parameter im Entscheidungsprozess der Anleger. 73 Prozent investieren bei der Entscheidung über Allokation und Auswahl von Vermögenswerten viel Zeit und Aufmerksamkeit in die Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels auf transitorische und physische Unternehmensrisiken.
Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die 298 institutionelle Investoren weltweit befragt wurden.
Georg Rogl, Leiter Climate Change and Sustainability Services bei EY Österreich: „Wir sehen, dass sich institutionelle Anleger nicht auf kurzfristige Leistungsmodelle verlassen, sondern sich auf die langfristige Wertschöpfung konzentrieren und die Bewertung der Unternehmensleistung anhand von ESG-Faktoren deutlich gestiegen ist – eine klare Aufforderung an Unternehmen, einen stärkeren Schwerpunkt auf die nichtfinanzielle Berichterstattung zu legen.“
Wachsende ESG-KluftDie Umfrage zeigt auch eine wachsende Diskrepanz, einerseits zwischen dem verstärkten Fokus auf die Bewertung der ESG-Leistung von Investoren und andererseits der Verfügbarkeit und Aussagekraft standardisierter und verlässlicher nichtfinanzieller Daten von Unternehmen.
Die Zahl der Investoren, die mit der Offenlegung von Umweltrisiken unzufrieden sind, ist von 20 Prozent im Jahr 2018 auf 34 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Mit 41 Prozent hat sich die Einschätzung der Befragten, dass Unternehmen ihre sozialen und Unternehmensführungs-Risiken, die sich auf ihre Geschäftsmodelle auswirken könnten, nicht angemessen offenlegen, fast verdoppelt (21 % im Jahr 2018).
Auf die Frage nach Nutzen und Effektivität der aktuellen ESG-Berichterstattung gibt immerhin fast die Hälfte der Investoren (46 %) an, dass die Trennung zwischen ESG-Berichterstattung und allgemeinen Finanzinformationen die größte Herausforderung darstellt. Bemängelt werden auch das Fehlen von Echtzeitinformationen (41 %) und Informationen darüber, wie das Unternehmen langfristigen Wert schafft (ebenfalls 41 %), sowie der Mangel an vorausschauenden Angaben (37 %) und die fehlende Konzentration auf wirklich wichtige Themen (ebenfalls 37 %).
Georg Rogl: „Die veränderten Erwartungen von Investoren müssen ernst genommen werden – und die Schere muss sich schließen. Unternehmen auf der Suche nach Investoren müssen ihre Hausaufgaben in der Nachhaltigkeitsberichterstattung machen. Denn potenzielle Anleger wollen Informationen über die nichtfinanzielle Wertentwicklung vertrauen können, um eine positive Investitionsentscheidung treffen zu können. Dafür braucht es standardisierte und verlässliche nichtfinanzielle Daten, die auf angemessenen Strukturen und Kontrollen beruhen.“
Investoren fordern unabhängige Betrachtung der ESG-PerformanceDie EY-Studie zeigt, dass Investoren sich eine unabhängige Betrachtung der ESG-Leistung wünschen. Drei Viertel (75 %) geben an, dass ihnen bei einem Unternehmen die Gewährleistung der Sicherheit bei deren Vorbereitung auf Klimarisiken sehr wichtig ist. Anleger schätzen auch das Bedürfnis, Vertrauen in die Offenlegung umweltfreundlicher Investitionen aufzubauen, sehr hoch ein. 82 Prozent der befragten Investoren halten es für sinnvoll, die Auswirkungen umweltfreundlicher Investitionen unabhängig zu überprüfen.
„Der ESG-Leistungsberichterstattung fehlen die strengen Systeme und Kontrollen, die für die Finanzberichterstattung charakteristisch sind. Deshalb können Investoren und Unternehmen die Richtigkeit und Zuverlässigkeit nichtfinanzieller Berichterstattung nicht garantieren. Die Einführung effektiver Unternehmensführungs-Praktiken und die Überprüfung nichtfinanzieller Prozesse und Informationen tragen maßgeblich zum Aufbau von Vertrauen und Transparenz bei“, betont Rogl.
„Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass die Bewältigung aktueller Bedrohungen der Umwelt und des Klimawandels für die Anleger wichtiger denn je ist. Obwohl sich viele Unternehmen aufgrund der COVID-19-Pandemie im Krisenbewältigungsmodus befinden, werden sich diejenigen mit starker Nachhaltigkeitsausrichtung und Fokus auf langfristigen Erfolg mit größerer Wahrscheinlichkeit nach der Krise wieder erholen und so langfristigen Wert behalten“, fasst Rogl zusammen.
EY im ÜberblickEY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2018/2019 einen Umsatz von 160 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 280.000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut EY Kunden überall auf der Welt.EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at *Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.