- Bilanz für das Gesamtjahr 2024: Zahl der weltweiten IPOs sinkt gegenüber Vorjahr um zehn Prozent, Volumen vier Prozent geringer
- Regionale Verschiebung der IPO-Aktivität: Rückgänge in Asien und Zugewinne in Europa und den USA, IPO-Boom in Indien
- Drei der zehn größten globalen Börsengänge des Jahres aus Europa
- 2024 wird hinsichtlich Anleihen-Listings das stärkste Jahr in der Geschichte der Wiener Börse, bis Mitte Dezember gab es bereits über 12.500 Neunotierungen
Wien, 18.12.2024. Auch im vierten Quartal 2024 war der globale IPO-Markt von sehr divergenten Entwicklungen geprägt: Insgesamt gingen in Q4 weltweit zwar nur 343 Unternehmen an die Börse – sieben Prozent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres 2023 (368). Hingegen stieg das Emissionsvolumen um 70 Prozent auf 43 Milliarden US-Dollar. Auf das Gesamtjahr bezogen ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Zahl der IPOs sank weltweit um zehn Prozent auf 1.215 (Vorjahr. 1.351), das Emissionsvolumen schrumpfte um vier Prozent auf rund 121,2 Milliarden US-Dollar.
„Im Jahr 2024 präsentierten sich die IPO-Märkte höchst unterschiedlich: Während in Europa und den USA deutlich mehr Kapital in neue Börsengänge investiert wurde, verzeichnete Asien einen markanten Rückgang der Aktivitäten. Somit spiegelten die IPO-Märkte erneut die globalen makroökonomischen Strömungen wider. Wenngleich die Leitzinssenkungen westlicher Notenbanken sowie steigende Aktienmärkte eine prozyklische Wirkung entfalteten, wirkten sich die zunehmenden Deglobalisierungs-tendenzen besonders hemmend auf die asiatischen Märkte aus. Zudem führte die Vielzahl an Wahlen in großen Ländern, allen voran die US-Wahl, zu spürbarer Zurückhaltung bei Investor:innen“, fasst Martina Geisler, Partnerin und Leiterin des Bereichs IPO bei EY Österreich, zusammen.
„Insgesamt bleibt die Pipeline überregional jedoch gut gefüllt. Auch im Jahr 2025 wird es entscheidend sein, den richtigen Zeitpunkt für ein IPO zu wählen – unter Berücksichtigung des Wertsteigerungspotenzials nach dem Börsengang, der Stimmung an den Kapitalmärkten und angemessener Preisvorstellungen der (Alt-) Eigentümer:innen.“
Internationale Märkte im Vergleich, Indien auf dem VormarschDer US-Markt wuchs 2024 deutlich auf 183 Transaktionen (nach 127 im Vorjahr), das Gesamtvolumen stieg von 22,2 Milliarden auf 32,7 Milliarden US-Dollar.
Ebenfalls positiv war die Entwicklung in Europa, wo zwar die absolute Zahl leicht zurückging auf 125 (148 im Vorjahr), zugleich aber das Emissionsvolumen auf 19,1 Milliarden US-Dollar anstieg (plus 41 Prozent, 13,5 Milliarden im Vorjahr).
Der indische IPO-Markt entwickelte sich 2024 deutlich dynamischer als andere Regionen: Die Transaktionen stiegen um 36 Prozent von 242 auf 330. Das Emissionsvolumen verzeichnete einen Anstieg von 150 Prozent von 7,9 auf fast 20 Milliarden US-Dollar. Ein Beispiel ist der Börsengang von Hyundai Motor India, der mit 3,3 Milliarden US-Dollar der größte in der Geschichte des Landes ist, und zu den Top 3 der Börsengänge weltweit dieses Jahr zählt.
In China (einschließlich Hongkong) wurden 170 Neuemissionen (Vorjahr 387) gezählt mit einem Gesamtwert von 19,8 Milliarden US-Dollar (Vorjahr 57,2 Milliarden) – der größte Rückgang unter allen relevanten Börsenplätzen.
Beim Blick auf die Branchen dominierten weiterhin Technologieunternehmen, dicht gefolgt von Firmen aus dem Sektor Advanced Manufacturing. Erstere kamen auf eine Zahl von 211 mit einem Emissionsvolumen von knapp 23,6 Milliarden US-Dollar, letztere auf 174 mit einem Volumen von 9,2 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2024 lag der Anteil der Börsengänge von Unternehmen aus den Portfolios von Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds weltweit bei zwölf Prozent aller IPOs und 46 Prozent beim Platzierungsvolumen.
Das sind Ergebnisse des aktuellen IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY.
Immer mehr Unternehmen warten auf bessere Rahmenbedingungen„Auch im kommenden Jahr werden drei zentrale Faktoren den IPO-Markt maßgeblich prägen und somit bestimmen, wie effektiv sich der Börsengang als Finanzierungsinstrument nutzen lässt“, erläutert Geisler. „Neben der allgemeinen Konjunkturentwicklung stehen vor allem die sich bietenden Wachstumschancen durch digitale und grüne Transformation sowie die geopolitischen Rahmenbedingungen im Vordergrund. Die derzeitige Jahresendrally an vielen Börsen sowie das aktuell geringe Maß an Volatilität stimmen insgesamt zuversichtlich für das IPO-Jahr 2025. Die angekündigte Deregulierung in den USA dürfte dort zusätzlichen Rückenwind verleihen, während mögliche Handelszölle als bremsender Faktor wirken könnten.“
Neue Handelsmöglichkeiten und Rekord-Listings bei Anleihen an der Wiener BörseNach dem Listing der MWB AG im direct market plus Mitte des Jahres sind nun auch die ReGuest S.p.A., ein Südtiroler Anbieter von CRM-Lösungen für Hotels, und die UKO Microshops AG, die auf Verkaufsautomaten spezialisiert ist, im Segment für KMU handelbar. 2024 hat mit über 12.500 Notierungen das bisherige Rekordjahr 2023 (8.311) in Bezug auf Anleihen-Listings zudem bereits übertroffen. Ein Highlight ist der erste Green Bond eines europäischen Stahlunternehmens, begeben durch die voestalpine AG (500 Mio. EUR). Seit dem 9. Dezember ermöglicht die Wiener Börse mit Midpoint Trading eine neue Funktionalität im Handel mit österreichischen Aktien. Dabei können Aktien zu einem Mittepreis aus besten Kauf- und Verkauflimits in einem separaten Midpoint-Orderbuch gehandelt werden.
Größte globale IPOs Weltweit größter Börsengang des Jahres war die US-Firma Lineage, die beim IPO im Juli rund 5,1 Milliarden US-Dollar erlöste. Größter Börsengang des Jahres in Europa war im Mai die Erstnotiz des spanischen Konsumanbieters Puig Brands mit rund 2,9 Milliarden US-Dollar.